Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Lewis Hamilton: «Wir brauchen endlich tollen Sound»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton im Albert-Park

Lewis Hamilton im Albert-Park

​Medienrunde mit dem dreifachen Formel-1-Champion Lewis Hamilton. Der Mercedes-Star spricht über Sebastian Vettel, den richtigen Sound der Motoren, Nico Rosberg und offene Rechnungen.
Lewis, du hast heute bei der FIA-Pressekonferenz gesagt: 25 Rennen, okay, aber nicht unter dem heutigen Format. Was hast du damit gemeint? Welches Format würdest du denn gerne sehen?

Ich habe mit da nichts Genaues überlegt. Ich weiss einfach: Seit ich in der Formel 1 bin, läuft das GP-Wochenende immer exakt gleich ab an diesen vier Tagen. Vielleicht hat zwischendurch mal das Quali-Format ein wenig geändert. Aber das war schon alles. Ich meine einfach – wenn wir mehr Rennwochenenden hätten, dann müssen wir das Ganze ein wenig aufpeppen. Vielleicht mit einer Doppel-Quali. Oder mit zwei Rennen pro Wochenende. Nimm nur den Monaco-GP: Da ist Überholen fast unmöglich. Und nun haben wir auch noch Reifen, mit welchen du theoretisch das ganze Rennen bestreiten könntest. Ich stelle mir vor – es muss doch eine Würze geben, die früher funktioniert hat und die auch unserer Zeit helfen würde, die Show zu verbessern.

Was ebenfalls ganz wichig ist: Wir müssen sicherstellen, dass unsere Autos wieder grandios klingen. Wir haben hier tolle Flugshows, der Zweisitzer-Formel 1 heult um den Kurs mit seinem grandiosen V10-Saugmotorsound. Da denke ich sofort: So sollten unsere Wagen klingen! Das ist Spektakel! Der Sound ist so wichtig. Wir haben die beste Technik, die im GP-Sport je geboten wurde. Aber wir haben nicht die passende Klangkulisse. Mir selber geht das auch über die Formel 1 hinaus so: Wenn ich einen tollen Sportwagen sehe, dann erwarte ich auch einen satten Sound. Ein Ferrari oder ein Mercedes-AMG, hör dir an, wie fett diese Autos klingen! Das ist doch, was die Menschen fasziniert.

Ist 2016 für dich so etwas wie eine offene Rechnung – weil es mit dem Titel nicht geklappt hat? Denkst du daran, wenn du in die neue WM gehst?

Nein, ich erkenne da keine offene Rechnung. Es war ein gutes Jahr, ich habe viel lernen können. Ich habe viel Positives mitgenommen, das ich in die neue Saison einbringe. Ich will stärker denn je fahren. Ich bin mental und körperlich so gut vorbereitet wie noch nie. Ich bin selber gespannt, wie sich das auf meine Leistung am Rennwochenende auswirken wird. Ich bin hungriger als je zuvor, um diesen vierten Titel zu holen.

Wenn du auf den Kampf mit Nico Rosberg zurückblickst, würdest du da sagen, dass alles immer im Rahmen der Fairness geblieben ist?

Ich schaue nicht darauf zurück. Ich schaue nie zurück. Was 2016 passiert ist, das interessiert mich nicht mehr. So wie es mich vor einem Jahr hier nicht interessiert hat, was 2015 geschehen war. Ich bin nur auf die Zukunft fokussiert. Was bringt es, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was du sowieso nicht mehr ändern kannst? Ich kann nur formen, was vor mir liegt.

Welche Eindrücke hast du von Valtteri Bottas gewonnen? Entspricht er dem, was du dir vom neuen Stallgefährten vorgestellt hattest?

Ich versuche eigentlich, ohne vorgefasste Meinung an eine Situation heranzugehen. Ich hatte mir also nicht vorgestellt: Bottas wird das wohl so machen, und dann war es ganz anders. Ich wollte einfach ein gutes Arbeitsverhältnis mit ihm aufbauen, und das haben wir bislang getan. Nur so kommt das Team weiter. Das Gleiche gilt für unseren neuen Technikchef James Allison. Da kommen frische Ideen ins Team, neue Arbeitsweisen. Frisches Blut ist immer gut. Was Bottas angeht – wir waren natürlich noch nicht in der Hitze des Gefechts.

Das Team zieht Sebastian Vettel als Mercedes-Fahrer 2018 in Betracht, was meinst du dazu?

(Teamsprecher Bradley Lord wirft ein: «Teamchef Toto Wolff hat mit einem Journalisten in Stuttgart darüber gescherzt, dass Vettel ins Team passen könnte. Das heisst noch nicht, dass wir ihn ihn Betracht ziehen.»)
Wir kommen gut miteinander aus, und ich fahre gegen jeden. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Nach so vielen Jahren in der Formel 1 – gibt es Situationen, in welchen du gelangweilt bist?

Beim Fahren eigentlich nie. Hm, vielleicht beim Testen. Ein freies Training ist bereits anders. Ich würde es nicht als aufregend bezeichnen, aber du hast eine Mission, eine Herausforderung. Das stimuliert. Und du weisst letztlich nie, was passiert. Ein Auto kann gleich zu Beginn des Trainings ein Problem haben. Dann musst du sehen, wie du damit umgehst. Ich weiss ja auch nicht, was hier passieren wird. Ich weiss aber, dass ich das beste Team der Formel 1 hinter mir habe, um zu reagieren – egal, was auf mich zukommt.

Ist es wichtig für dich, in einem deutschen Team keinen deutschen Stallgefährten zu haben?

Das macht für mich keinen Unterschied.

Die Autos sind noch schwerer geworden. Wird das durch den Speed und die zusätzliche Haftung der Reifen kaschiert?

Du spürst das zusätzliche Gewicht. Ich habe auch nie verstanden, wieso unsere Rennwagen so schwer sein müssen. Weniger Gewicht, das würde bedeuten – noch schneller, körperlich noch anspruchsvoller, das wäre fabelhaft. Du willst als Fahrer immer das Limit finden. In den letzten Jahren war ich da nicht auch nur annähernd in der Nähe des Limits.

Du hast in der Pressekonferenz der FIA auch gesagt, du würdest im Fahrerlager gerne mehr Girls haben. Wen hast du da im Auge?

(Grinst.) Alle Models von Victoria's Secret.

Du sprichst immer wieder davon, dass Ferrari sicher der Favorit sei.

Ich habe nicht gesagt, dass ich mir sicher bin. Ich habe einfach versucht, das Testgeschehen einzuordnen. Ferrari ist am schnellsten gewesen. Gut, wir hatten ein paar Problemchen. Wir hätten schneller sein können. Aber ganz ehrlich – ich weiss heute nicht, ob wir auf Augenhöhe mit Ferrari liegen, ob wir vielleicht noch vorne sind oder schon zurück. Ich hoffe, wir sind dicht beisammen. Das fände ich am tollsten, weil wir dann einen echten Kampf um die WM hätten. So etwas fände ich grossartig. Es macht viel mehr Spass, gegen einen anderen Rennstall um den Titel zu kämpfen. Und nicht nur gegen den eigenen Teamgefährten. Je mehr Gegner, desto besser.

Melbourne hat als Strassenkurs eigene Gesetze. Wie schlau werden wir am Sonntagabend sein?

Ich bin davon überzeugt, dass wir einige Rennen brauchen werden, um wirklich zu verstehen, wo jeder einzuordnen ist. Melbourne hat mit Shanghai oder Bahrain rein gar nichts zu tun. Ich schätze, wenn wir in Russland sein werden, dann haben wir eher eine Vorstellung davon, wohin die Reise geht. Hier in Australien sehen wir lediglich, wer am schnellsten aus den Startblöcken kommt.

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