Martin Brundle: «Ferrari hält Mercedes auf Trab»
Die Fans hatten sich für diese neue Formel 1 gewünscht: Einen 2017er Dreikampf um die Spitze, zwischen den Top-Teams Mercedes-Benz, Ferrari und Red Bull Racing. Aber RBR müssen wir hier vorderhand wohl ausklammern, denn Max Verstappen hat festgehalten: «Wir sind gegenwärtig nur dritte Kraft. Wir können mit Mercedes und Ferrari nicht mithalten, wir hinken beim Motor hinterher und bei der Aerodynamik ebenfalls.»
Martin Brundle (57), Formel-1-Experte der englischen Sky, ist vor dem WM-Auftakt im Albert-Park gespannt wie Millionen von Fans: «Lewis Hamilton ist im Abschlusstraining eine feine Runde gelungen. Aber noch eindrucksvoller fand ich Sebastian Vettel im Ferrari. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Ferrari so nahe an Mercedes dran ist. Sebastian hatte auf seiner besten Runde einige kleine Fehler, und ich glaube, da wäre sogar die Pole für Vettel drin gewesen.»
Brundle, Sportwagenweltmeister 1988 mit Jaguar, muss ein wenig schmunzeln, als er erzählt: «Ich habe Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene gefragt, ob er mit Rang 2 happy sei. Er meinte: "Nein. Wenn du eine feine Speise riechen kannst, dann willst du sie auch essen." Ich glaube, der Australien-GP wird eine verflixt enge Kiste zwischen Mercedes-Benz und Ferrari.»
«Für mich steht fest, dass Ferrari Mercdes herausfordern kann. Aber du musst schon sehr ausgeschlafen sein, um einen Lewis Hamilton in einem guten Silberpfeil zu bezwingen. Rennfahrer sind ungefähr das Gegenteil von Boxern. Die trompeten vor einem Kampf ja immer herum, dass sie den Gegner schon nach zwei Sekunden aus den Schuhen hauen. Racer hingegen lenken Erwartungen und Druck immer von sich ab, sie stapeln lieber tief. Es wird versucht, die wahre Stärke zu verschleiern. Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das wir auch im weiteren Verlauf der Saison erleben werden.»
Zur Leistung von Valtteri Bottas mit Startplatz 3 sagt der 158fache GP-Teilnehmer Martin Brundle: «Bottas hat das fein gemacht, finde ich. Jeder weiss, wie bärenstark Hamilton in der Quali ist. Eine Viertelsekunde hinter Lewis zu sein, das ist keine Schande. Ich erwarte, dass Bottas an den kommenden Wochenenden näher und näher rückt. Lewis sollte nicht vergessen, immer wieder über die eigene Schultern zu schauen.»
«Wir haben ja ein anderes Reglement, auch was die Bedienung der Kupplung angeht. Also erwarte ich da von den Piloten sehr unterschiedliche Starts. Das wird grosse Auswirkungen auf den Rennverlauf haben.»