Ferrari-Star Sebastian Vettel: «Müssen Sprit sparen»
Sebastian Vettel erklärt: «Ich erwarte üppige Fortschritte»
Ferrari hat die Öffentlichkeitsarbeit in der Formel 1 auf ein Minium heruntergefahren, auch beim WM-Auftakt in Australien. Damit wird der mundfaule Kurs aus den Wintertestfahrten fortgesetzt. Zur Erinnerung: Am Circuit de Barcelona-Catalunya blieben die Diktaphone der Journalisten bei Ferrari ausgeschaltet.
Die «Repubblica» ätzte: «Eine Saison mit einem Nachrichten-Blackout zu beginnen, ist rundweg absurd. Schon die Präsentation des Autos war eine Art trauriges Stil-Leben. Nun diese sinnlose Nachrichtensperre. Sich zurückzuhalten, wie das Marchionne gefordert hat, ist eines. Aber diese Fahrlässigkeit ist etwas ganz anderes.»
Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen standen in Spanien nur kurz zur Verfügung, im Rahmen chaotischer Verhältnisse, bei welchen sich die TV-Fachkräfte die Kameras um die Ohren hauten. Print- und Internetmedien standen ungefähr in der achten Reihe, die meisten von ihnen hörten nichts, geschweige denn konnten sie eine Frage stellen.
Das ist alles bedaurelich, denn Sebastian Vettel hat einiges zu sagen: «Das Wintertestprogramm war intensiv. Wir haben das Beste aus den acht Testtagen gemacht. Der Wagen lief standfest, das war ganz wichtig, um möglichst viel übers Auto zu lernen.»
Vettel trägt die Hoffnung einer Nation auf seinen Schultern, dass Ferrari endlich wieder mal ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden kann. Der letzte Ferrari-Weltmeister war Kimi Räikkönen vor zehn Jahren, im Jahr darauf wurde Ferrari zum vorderhand letzten Mal Konstrukteurs-Champion.
Sebastian meint: «Natürlich hoffen wir, dass wir da vorne mitmischen können. Aber im Testwinter schnell zu sein, bedeutet noch nichts. Wir haben hart gearbeitet, aber ich sehe uns nicht als Favoriten. Wir behalten unsere Füsse mal brav auf dem Teppich. Was bringt uns die Bestzeit in Barcelona, wenn wir diese Form nicht in die Rennen übersetzen können? Für mich ist Mercedes-Benz nach wie vor der Rennstall, den es zu schlagen gilt.»
Seb ist ein Fan der neuen Fahrzeuggeneration: «Klar macht es mehr Spass, wenn wir flotter unterwegs sind. In den letzten Jahren hatte es Überhand genommen, dass wir mit allem haushalten mussten – mit den Reifen, mit dem Sprit. Die neuen Autos sind zwar nochmals schwerer geworden, aber dank mehr Abtrieb und der fetteren Reifen sind sie dennoch schneller.»
«Die Motoren dieser Turbo-Generation sind nun im vierten Jahr. Diese 1,6-Liter-V6-Turbos sind Jahr um Jahr effizienter geworden und immer kraftvoller. Aber dennoch müssen wir auf den Kraftstoffverbrauch achten, weil wir mit mehr Vollgas unterwegs sind als früher. Zudem ist Australien in Sachen Verbrauch immer kritisch. Wir werden im Australien-GP Sprit sparen müssen!»
«Die Aufgabe der Motorenbauer ist ohnehin schwieriger geworden. Wir haben zwanzig Rennen, dürfen aber nur noch vier Antriebseinheiten pro Saison einsetzen.»
Auch für den Heppenheimer steht fest: «Der Schlüssel zum WM-Titel wird die Art und Weise sein, wie effizient die Top-Teams entwickeln. Wenn du ein neues Reglement hast, dann liegt es in der Natur der Sache, dass du viel Raum für Entwicklungen hast. Ich erwarte üppige Fortschritte. Als Pilot finde ich das prima, weil das bedeutet, dass wir noch schneller fahren werden. Nicht zu vergessen, dass die Motoren bei der Entwicklung nicht mehr eingeschränkt sind. Wir haben für 2017 da einen schönen Schritt getan, aber da muss noch mehr kommen.»
Die 2017er Autos erinnern Vettel «an jene Wagen, die wir hatten, als ich damals in die Formel 1 gekommen bin. Ich weiss noch, dass ich damals fand – das ist ein Riesenschritt! Die Fahrleistungen waren für einen Rookie wirklich verblüffend. Zu dieser extremen Formel 1 bewegen wir uns wieder zurück. Die Rennen werden härter, das ist eher wieder Kampf Mann gegen Mann so wie einst, das finde ich alles prima.»