Bahrain-Test: Mercedes-Bestzeit, McLaren-Desaster
Lewis Hamilton
Eric Boullier setzte rund eine halbe Stunde vor dem Ende des ersten Testtags der Formel 1 in Bahrain einen Tweet ab. «Großartiger Job und Kampfgeist von den Jungs und Mädchen heute in der Garage nach einem harten Wochenende», schrieb der McLaren-Rennleiter inklusive Hashtag #BelieveInMclarenHonda
Nun, was soll der Franzose auch anderes machen als seine Angestellten zu motivieren. Wobei der eine oder andere das vielleicht auch als Zynismus sehen könnte, vor allem den Hashtag. Denn nachdem McLaren-Honda in der Tat ein hartes Rennwochenende hatte mit diversen Problemen am sowieso schon unterlegenen Motor, hatte sich der Motorenpartner eine Menge vorgenommen, um wieder in die Spur zu kommen.
Von «neuen Ideen» hatte Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa gesprochen, möglicherweise wohl wissend, dass es ihm wieder mal um die Ohren fliegt, wenn er sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Und tatsächlich war die McLaren-Box praktisch den ganzen Tag über mit Motorproblemen beschäftigt.
Der musste aufgrund eines Wasserlecks im Energierückgewinnungssystem (ERS) gewechselt werden. Testpilot Oliver Turvey kam nach zwei Installationsrunden am Morgen auf lediglich 17 Runden, immerhin konnte er kurz vor Ende des Testtags mal eine Zeit setzen, die mit 1:35,011 Minuten auch entsprechend ausfiel. McLaren-Honda belegte damit den letzten Platz im ohne Frage eher unbedeutenden Zeitentableau.
Und dann kommt auch noch Druck von McLaren. «So kann es nicht weitergehen», sagte McLaren-Teilhaber Mansour Ojjeh «Auto Hebdo». Es wird fieberhaft an einem Weg aus der Krise gearbeitet. «Wir arbeiten an verschiedenen Szenarien, über die ich jetzt nicht sprechen kann. Wir investieren viel Zeit und Energie und haben viele Meetings, um eine Lösung zu finden.»
Bei Mercedes sorgte ein Elektronik-Defekt am Morgen kurzzeitig für eine Unterbrechung, ein Motorschaden bei Toro Rosso ebenfalls. Auch bei Red Bull und Ferrari musste der Motor getauscht werden.
Red Bull konnte anfangs einige Daten sammeln und experimentierte mit dem Setup. «Man nimmt größere Änderungen vor als an einem Rennwochenende. Es war interessant, die Auswirkungen dieser Änderungen zu sehen», sagte Daniel Ricciardo.
Zwischenzeitlich stand auch Nico Hülkenbergs Renault einige Stunden in der Garage. Renault will in Bahrain die neue MGU-K («motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird), die bei den Wintertests in Barcelona Probleme bereitete, auf Herz und Nieren prüfen. Läuft alles glatt, soll die überarbeitete Antriebseinheit bereits beim Russland-GP zum Einsatz kommen, was dann auch bei Red Bull Racing und Toro Rosso der Fall wäre. Bislang war die MGU-K von 2016 eingesetzt worden. Die Probleme am Dienstag deuten aber vorerst nicht darauf hin.
Einen ganz speziellen Tag erlebte Antonio Giovinazzi, der bei Ferrari den Testtag übernahm. Für ihn wurde «ein Kindheitstraum wahr», wie er nach seinem Einsatz erklärte. 93 Runden drehte der Italiener, den einige Beobachter als zukünftigen Stammpiloten bei der Scuderia sehen. «Ich habe jede einzelne Runde genossen», erklärte er.
Die Bestzeit fuhr am Dienstag übrigens Lewis Hamilton in 1:31,358 Minuten. Mercedes dürfte die Zeit aber völlig egal sein, den Silberpfeilen ging es vor allem darum, neue Teile, die in den kommenden Rennen eingesetzt werden sollen, auszuprobieren. Dazu Aerodynamik-Analysen sowie Setup-Arbeiten, um die Probleme mit dem Grip an der Hinterachse aus dem Rennen vom Sonntag anzugehen.
«Das Hauptaugenmerk lag darauf, unser Versta¨ndnis fu¨r die Reifen zu verbessern. Und auch auf dem Heck des Autos, damit wir uns auf Long Runs steigern ko¨nnen – ganz besonders wa¨hrend des Rennens und auf der superweichen Mischung. Wir hatten uns hier ein spezielles Ziel gesetzt und es war positiv, das gemeinsam mit dem Team zu erreichen. Sotschi ist eine glattere Strecke, die den Reifen weniger zusetzt. Deshalb ko¨nnen sie dort recht lange halten. Hoffentlich ko¨nnen wir dort auf die Pace unseres Autos vertrauen statt auf unsere Nutzung der Reifen», sagte Hamilton.
Durch den Motorschaden am Ferrari gibt es für Sebastian Vettel übrigens Überstunden. Der Deutsche sitzt im zweiten Boliden der Scuderia und testet die Pirelli-Reifen für 2018. Er darf durch den zwischenzeitlichen Ausfall drei Stunden länger fahren. Am Mittwoch geht es für ihn und die anderen Teams am zweiten und letzten Testtag weiter.
Die Zeiten vom Dienstag:
Bahrain-Test, Tag 1
1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:31,358 min (97 Runden)
2. Antonio Giovinazzi (I), Ferrari SF70-H, 1:31,984 (93)
3. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:32,349 (45)
4. Romain Grosjean (F), Haas VF-17-Ferrari, 1:32,452 (87)
5. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:32,509 (56)
6. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:33,624 (74)
7. Lance Stroll (CDN), Williams FW40-Mercedes, 1:33,729 (35)
8. Sean Gelael (RI), Toro Rosso STR12-Renault, 1:33,885 (78)
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70-H, 1:33,894 (128)
10. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM10-Mercedes, 1:33,939 (70)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:34,550 (106)
12. Oliver Turvey (GB), McLaren MCL32-Honda 1:35,011 (17)
Am 2. Tag im Einsatz
Ferrari: Sebastian Vettel (D)
Mercedes: Valtteri Bottas (SF)
Red Bull Racing: Pierre Gasly (F)
Force India: Sergio Pérez (MEX) und Esteban Ocon (F)
Williams: Gary Paffett (GB)
Toro Rosso: Carlos Sainz (E) und Daniil Kvyat (RU)
Haas: Kevin Magnussen (DK)
Renault: Sergej Sirotkin (RU)
Sauber: Pascal Wehrlein (D)
McLaren-Honda: Stoffel Vandoorne (B)
Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi
Pirelli-Tests
18./19. April: Ferrari in Bahrain
16./17. Mai: Renault und Toro Rosso in Barcelona
31. Mai/1. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard (Regenreifentest)
29./30. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard
18./19. Juli: Williams und Haas in Silverstone
19./20. Juli: McLaren-Honda in Magny-Cours
1./2. August: Mercedes auf dem Hungaroring
3./4. August: Ferrari in Barcelona
7./8. September: Mercedes in Paul Ricard
31. Oktober/1. November: Sauber und Force India in Mexiko
14./15. November: McLaren-Honda in Interlagos