GP in USA: New York und Las Vegas ja, Long Beach nein
Formel-1-Grossaktionär Liberty Media hat sich für den Ausbau des Grand-Prix-Sports viel vorgenommen. F1-CEO Chase Carey und seinem in Berlin geborenen Mitarbeiter Sean Bratches schwebt als eines der Kernanliegen vor, den Sport in den USA breiter aufzustellen. Mittelfristig spricht Bratches von «23 bis 25 Rennen pro Saison».
Austin als Austragungsort des Grossen Preises der USA in Austin (Texas) ist betoniert. Die Pläne für ein Nachtrennen in Las Vegas sind seit Jahren bereit.
Wiederbelebt sind die Bestrebungen, die Formel 1 nach New York zu bringen – ein alter Plan des langjährigen Serienpromoters Bernie Ecclestone. Die Finanzierung eines Rennens in New Jersey, mit der unvergleichlichen Skyline von Manhattan als Hintergrund, kam vor Jahren nicht zustande. Zudem zerstörte Wirbelsturm Sandy einen Teil der geplanten Piste. Liberty Media will auf den damals geplanten Kurs am Hudson-Fluss ausrücken. Der Streckenplan zeigt – die Piste wäre vom Speed her irgendwo zwischen Montreal und Baku anzusiedeln. Ein Nachtrennen ist theoretisch machbar, würde aber aufgrund der Zeitverschiebung von sechs Stunden zu Europa erst nach Mitternacht stattfinden. Das ist für den Kernmarkt Europa wenig interessant. Das Gleiche gilt für den geplanten Grand Prix in der Glitzerstadt Las Vegas.
Mehrere Rennen in den USA in einer Saison sind nichts Ungewöhnliches: 1982 wurde beispielsweise in Long Beach, Detroit und Las Vegas gefahren.
Das vierte Standbein in den USA soll Kalifornien sein. Immer wieder ist dabei davon die Rede, dass die Formel 1 in den Grossraum Los Angeles zurückkehre, genauer – nach Long Beach.
Dort fand von 1976 bis 1983 acht Mal der «Grosse Preis der USA West» statt – mit acht verschiedenen Siegern! Von Clay Regazzoni 1976 im Ferrari über Mario Andretti 1977 (Lotus), Carlos Reutemann 1978 (Ferrari), Gilles Villeneuve 1979 (Ferrari), Nelson Piquet 1980 (Brabham), Alan Jones 1981 (Williams), Niki Lauda 1982 (McLaren) bis John Watson 1983 (McLaren).
Dann wurde den Kaliforniern die Formel 1 zu teuer, seither finden auf dem Strassenkurs IndyCar-Rennen statt.
Aber ist der Plan wirklich realistisch, dass die Formel 1 nach Long Beach zieht, wo die legendäre Queen Mary als schwimmendes Hotel eine letzten Ankerplatz gefunden hat? Nicht, wenn es nach McLaren-Direktor Zak Brown geht. Der Kalifornier sagt unseren Kollegen von motorsport.com: «Das Rennen von Long Beach ist eine tolle Veranstaltung mit einer wunderbaren, mehr als 40 Jahre alten Historie. Aber die wirtschaftliche Realität der Formel 1 gebietet, dass sich die Regierung an den Kosten beteiligten müsste, und ich sehe null Anzeichen dafür, dass dies geschieht»
«Die zweite Hürde sind die Auflagen der FIA, um einer Piste die erste Güteklasse zu schenken, Voraussetzung zur Austragung eines WM-Laufs. Die heutige Bahn müsste verlängert werden, wir bräuchten mehr Auslaufzonen, eine neue Boxenanlage. Die Strecke liegt im Hafengebiet, da bist du von den Möglichkeiten eingeschränkt. Du bräuchtest Bewilligungen der betreffenden Behörde, das ist die kalifornische Küstenkommission. Selbst wenn ein Okay käme, reden wir hier von Baukosten in Höhe von zwanzig oder dreissig Millionen Dollar. Ich sehe keinen Weg, dass ein solcher Aufwand privat finanziert wird – weil die Aussichten gering sind, die Kosten wieder einzuspielen. Also bliebe die Rechnung beim Bundesstaat Kalifornien oder bei der Stadt Long Beach liegen.»
Zum Vergleich: Texas hat damals über eine Laufzeit von zehn Jahren eine Beteiligung von 250 Millionen Dollar garantiert. Das war Bedingung, dass die Arbeit am Circuit of the Americas überhaupt aufgenommen wurde.
Brown: «Ich will niemanden schlechtreden. Aber die Formel 1 nach Long Beach zu bringen, das ist wie ein grosses quadratisches Holzklötzchen in einen kleinen runden Kreis zu quetschen. Zudem – ich habe die Liberty-Media-Leute ein paar Mal über mögliche GP-Standorte in den USA reden gehört. Long Beach ist nie erwähnt worden.»