Fernando Alonso: Was Startplatz 5 in Indy wert ist
Fernando Alonso und seine Jungs nach der Quali zum Indy 500
Hat noch jemand Zweifel daran, dass Fernando Alonso beim Indy 500 ein ernstzunehmender Pilot ist? Der Spanier fährt inzwischen so, dass von aussen kaum mehr zu erkennen ist – hier ist ein Indy-Frischling am Werk. Fünftbester im Abschlusstraining, das darf sich wirklich sehen lassen.
Was Alonso ebenfalls zusätzliches Selbstvertrauen einflösst: Fünf der sechs Piloten aus dem Rennstall von Michael Andretti gehen aus den Top-Ten ins Rennen vom 28. Mai (gleicher Tag wieder Monaco-GP) – Alexander Rossi als Dritter, Takuma Sato als Vierter, Fernando Alonso als Fünfter, Marco Andretti als Achter und Ryan Hunter-Reay als Zehnter. Nur Indy-Neuling Jack Hervey fehlt – Mauerkuss in Runde 2, derzeit nicht qualifiziert.
Die Leistung von Fernando Alonso ist mit dem Platz in der zweiten Startreihe eindrucksvoll. Typisch Alonso, dass er nach dem Training bedauerte, dass es ein Problem mit dem Ladedruck gegeben hatte. Die Verzögerung, die entstand, als der Motor elektronisch Leistung wegnahm, kostete den Weltmeister von 2005 und 2006 so viel Schwung, dass mindestens Startplatz 3 flöten ging. Um die Pole zu erreichen, hätte aber nicht nur der Motor sauber laufen müssen, auch das Handling hätte ideal sein müssen. Fernando Alonso fand, die Flügel waren einen Hauch zu flach gestellt.
Der Spanier resümiert: «Wenn ich bedenke, was alles passiert ist, dann dann ist Startplatz 5 ein Traumergebnis. Vor fünfzehn Tage hätte ich nichts darauf gewettet, dass ich hier um die Pole kämpfen kann. Ein dickes Dankeschön ans ganze Team.»
Team ist das grosse Leitmotiv. Nicht nur, dass Fernando Alonso davon profitieren konnte, dass bei Andretti-Autosport die Daten aller Fahrer offenliegen. Die Mechaniker der anderen Autos waren auch zur Stelle, als es nach dem freien Training Motorprobleme am Renner von Fernando gab und in aller Eile das Triebwerk gewechselt werden musste.
Wie ist die Leistung von Fernando einzustufen? Nigel Mansell startete 1993 bei seinem ersten Indy 500 als Achter. Aber zuvor hatte der Engländer schon drei Rennwochenenden und viele Testfahrten IndyCar-Erfahrung gesammelt. Alonso hatte keinen Meter zurückgelegt vor seinem Rookie-Eignungstest.
Alexander Rossi zeigte vor einem Jahr, dass Indy durchaus auch als Neuling zu gewinnen ist.
Die Rookie-Sieger
Ray Harroun (USA) 1911
Jules Goux (F) 1913
René Thomas (F) 1914
Frank Lockhart (USA) 1926
George Sounders (USA) 1927
Dann dauerte es 39 Jahre bis ...
Graham Hill (GB) 1966
Weitere 34 Jahre bis ...
Juan Pablo Montoya (COL) 2000
Hélio Castroneves (BR) 2001
Und wieder 15 Jahre bis ...
Alexander Rossi (USA) 2016
Es fällt auf: Oft liegen Rookie-Siege dicht beisammen, gefolgt von längeren Pausen.
Vielleicht ein gutes Omen für Fernando Alonso.
Rossi gewann 2016 von Startplatz 11 aus, das zeigt einmal mehr: Die Quali-Position ist nicht so ausschlaggebend wie in der Formel 1, um beim Indy 500 ein gutes Ergebnis einzufahren.
Wichtig ist, was Indy-Legende Rick Mears so beschrieben hat: «Du musst in den ersten 400 Meilen darauf achten, nicht überrundet zu werden und dein Auto optimal auf die letzten hundert Meilen zu trimmen. Dann geht es um alles.»