Max Verstappen, Red Bull: Geheimtipp für Baku-GP-Sieg
Baku: Mit Red Bull Racing geht es aufwärts
Ausgerechnet auf der anerkannten Power-Strecke «Baku City Circuit» haben Max Verstappen und Red Bull Racing am Freitag mit zwei Bestzeiten geglänzt. Die Gegner von Mercedes-Benz und Ferrari sind gewarnt – denn gewiss sagen Freitagbestzeiten oft wenig aus, aber der Speed von RBR in Aserbaidschan ist echt, wie die folgenden Gründe zeigen.
Die vierfachen Weltmeister aus Milton Keynes haben mit einem auf wenig Luftwiderstand getrimmen Heckflügel gepokert. Das verringert den Power-Nachteil von Renault gegenüber den kraftvolleren 1,6-Liter-V6-Turbomotoren von Mercedes und Ferrari. Dennoch büsst der Renner von Verstappen und Daniel Ricciardo in den engen Passagen nicht markant Zeit ein, das spricht für viel Abtrieb, den der Wagen aufbaut.
Grund 2: Vom ersten Training an hat die Balance des Autos gestimmt. Ferrari-Ingenieur Jock Clear weiss: «Wenn ein Pilot Vertrauen in sein Auto hat, dann ist das besonders auf einem Strassenkurs die halbe Miete.»
Der nächste Grund für die vielversprechende Leistung von Red Bull Racing: Die Reifen funktionieren am mattblauen Renner gut, die Walzen kommen schneller als bei der Konkurrenz auf Temperatur und bleiben auch zuverlässiger im optimalen Nutzfenster. Da haben Ferrari und Mercedes am Freitag geschwächelt, was das Bild verzerrt hat.
Red Bull Racing ist auch deshalb so stark, weil die üblichen Sieganwärter unter ihren Möglichkeiten geblieben sind: Die Ferrari-Piloten brachten die Vorderräder nicht auf Temperatur, Lewis Hamilton haderte mit der Abstimmung.
Wenn wir schon vom Verzerren reden. Daniel Ricciardo: «Es ist kein Geheimnis, dass Mercedes zum Qualifying hin jeweils Leistung hochfährt.» Ferrari kann das auch, wenn auch nicht ganz so extrem wie Ferrari. Renault hingegen kann es nicht.
Die Franzosen machen dennoch Fortschritte – eine verbesserte Motorelektronik verbessert die Fahrbarkeit des Triebwerks. Gepaart mit den Fortschritten, die Red Bull Racing seit dem Spanien-GP macht, ergibt das einen Rennwagen, der die Erfolgsserie von Mercedes und Ferrari (seit Anfang Oktober und Ricciardos Sieg in Malysia) beenden könnte.
Der Unfall von Max Verstappen zum Schluss des zweiten freien Trainings zeigt aber auch: Die RBR-Fahrer balancieren auf Messers Schneide – und die sündhaft schnell Strecke von Baku verzeiht kaum Fehler.
Prognose für den weiteren Verlauf des Wochenendes: Vielleicht hat Mercedes auf eine Runde mehr rohen Speed und ist fürs Abschlusstraining zu favorisieren, aber die Dauerläufe vom Freitag belegen, dass Red Bull Racing bei der Vergabe der Podestplätze ein Wörtchen mitreden wird.
Max Verstappen: «Am Freitag war ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht von der Bestzeit. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn das so weitergeht.»
Doch dazu muss nicht nur der Speed stimmen, sondern auch die Standfestigkeit.