MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Vettel (Ferrari): «Das Dümmste, was du tun kannst»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Nach dem Baku-GP: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel bleibt bei seiner Sichtweise der Kollision mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. «Ich verstehe nicht, dass ich eine Strafe bekomme und er nicht.»

WM-Leader Sebastian Vettel ist nach einem spektakulären Aserbaidschan-GP mit zwei Punkten mehr Vorsprung auf Lewis Hamilton abgereist. Rang 4 für den Ferrari-Star bedeutete zwölf Zähler, Platz 5 für den Briten heisst zehn Punkte, damit steht es nun nach acht Rennen 153:139 für den Heppenheimer.

Aber Fans und Fachleute diskutieren hitzig über die Kollision der beiden hinter dem Safety-Car. Vettel bleibt bei seiner Darstellung, dass, wenn überhaupt, Lewis Hamilton auch eine Strafe erhalten müsste.

«Es stimmt schon, dass der Leader das Tempo bestimmt», sagt der vierfache Champion. «Aber aus jener Kurve hinaus beschleunigte er, dann bremste er. Ich versuchte, ihm zu entgehen, konnte aber den Auffahrunfall nicht verhindern.»

Hier irrt der Deutsche. Denn die Borddaten von Mercedes zeigen, dass Hamilton nicht bremste, sondern lediglich vom Gas ging. Zudem zeigen die Daten, dass Hamilton genau das Gleiche machte wie zuvor, er verhielt sich also an der Spitze nicht anders.

Lewis Hamilton schilderte dann, was die Welt ohnehin gesehen hat: Dass Vettel auf gleiche Höhe zieht und es zu einer zweiten Karambolage kommt. Der Brite fand: Das ist ein schlechtes Beispiel für die Jugend.

Vettel erwidert: «Formel 1 ist etwas für Erwachsene. Das Manöver zuvor war unnötig. Mein Frontflügel war beschädigt, sein Heck war beschädigt. So geht das nicht. Du kannst nicht aus so einer Kurve beschleunigen und dann so verzögern.»

Ein Kollege hakt nach: War die darauffolgende Kollision Absicht?

Sebastian Vettel: «Ich fuhr auf gleicher Höhe, und dann kam es zu einer leichten Berührung, als ich meine Hand erhob. Ich zeigte ihm nicht den Finger oder so, ich wollte ihm einfach zeigen, das war nicht in Ordnung. Ich habe ja keine Möglichkeit, mit ihm zu reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich absichtlich einbremst, so ist er eigentlich nicht, aber es ist passiert. Ich bin damit nicht happy.»

«Ich bin mit der Strafe überhaupt nicht einverstanden, denn so verhält man sich auf der Piste nicht. Wenn überhaupt eine Strafe nötig ist, dann bitteschön für beide Fahrer.»

Aber es sah schon so aus, als sei Vettel seinem Widersacher absichtlich ins Auto gefahren. Hat er nicht den Eindruck, etwas Falsches getan zu haben? Seb sofort: «Nein. Ich habe kein Problem mit ihm. Ich merke, wohin diese Fragen zielen. Ich respektiere ihn als Fahrer sehr. Aber jetzt ist vielleicht nicht die richtige Zeit, um über all das zu reden. Dazu sind mir zu viele Leute im Fahrerlager. Ich werde das mit Lewis klären, alleine, und dann werden wir nach vorne schauen.»

Ein englischer Kollege wirft ein: «Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas von dir schon mal gesehen zu haben. Hast du nicht den Einruck, hier den eigenen Ruf ramponiert zu haben?»

Seb: «Nein. Die Leute erwarten von uns, dass wir Rad an Rad kämpfen, und genau das machen wir. Dazu fahren wir auch mal die Ellbogen aus. Das wollen die Fans erleben. Hin und wieder wird es dabei ein wenig eng, aber so soll es ja auch sein, die Rennsportfreude wollen keine Überholmanöver wie auf der Autobahn sehen. Aber nochmals – wenn überhaupt, dann hätten wir beide eine Strafe erhalten müssen.»

«Mein Punkt ist: Es war unnötig von ihm, dermassen zu verlangsamen. Ich will ihm ja nicht freiwillig ins Heck prallen. Da würde ich riskieren, meinen Frontflügel zu beschädigen, das wäre ungefähr das Dümmste, was du tun kannst. Bei den anderen Phasen hinter dem Safety-Car war sein Verhalten okay. Er hat das sicher nicht absichtlich gemacht, aber ich hatte eben keine Chance, die Kollision zu verhindern. Umgekehrt gilt ja das Gleiche: Ich will meinen Flügel nicht riskieren, und er müsste bei einem schmutzigen Manöver damit rechnen, dass sein Heck beschädigt wird oder sich einen Platten einhandelt. Niemand macht also so etwas aus Absicht. Er muss einfach wissen, dass es so etwas nicht tun kann. Ich habe darunter am meisten gelitten, aber wir sind auf einer Geraden, ein solches Verhalten erzeugt eine Kettenreaktion. Er hat das vor ein paar Jahren in China schon einmal gemacht.»

Hätte Vettel bei einem normalen Rennverlauf gewinnen können? «Es wäre schwierig geworden, weil die Mercedes auf den Geraden schon sehr schnell waren. In den Kurven waren wir flinker. Aber unterm Strich hätte es wohl nicht gereicht.»

Was nun? Wie soll das zwischen Vettel und Hamilton weitergehen?
Vettel: «Für mich ändert sich nichts. Ich werde das mit ihm aus der Welt schaffen, auch wenn ich der Überzeugung bin, es gibt da nicht viel zu klären. Ich werde mit ihm reden, wenn ihr alle nicht da seid. Ich bin vielleicht nicht der Schlauste von allen, aber ich bin auch nicht kompliziert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein grosses Problem ist.»

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