Baku-GP: Vettel kracht Hamilton ins Heck, rote Flagge
Das Rennen in Baku musste unterbrochen werden
Die Formel-1-Stars durften sich in Baku bei heissen 27 Grad Aussen- und 48 Grad Streckentemperatur unter strahlend blauem Himmel auf den Weg zur Startaufstellung machen. An vorderster Front reihte sich Polesetter Lewis Hamilton ein. Neben ihm brachte sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas seinen Silberpfeil in Position.
Hinter dem silbernen Duo reihen sich die beiden Ferrari-Asse Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel auf. Der Champion von 2007 und der vierfache Weltmeister wussten, dass sie auch in den Rückspiegel schauen mussten, denn hinter ihnen lauerten Blitzstarter Max Verstappen und Sergio Pérez auf ihre Chance.
Viel Zeit blieb den Jägern aber nicht, wie der frühere GP-Pilot und heutige ORF-Experte Alex Wurz betonte: «Hier ist die Distanz vom Start bis zur ersten Kurve sehr kurz, das ist natürlich ein Vorteil für die Mercedes-Fahrer.» Der Österreicher erwartet dennoch ein spannendes Rennen, «denn strategisch ist im Rennen ziemlich viel möglich.»
Bis auf Haas-Routinier Romain Grosjean (Startplatz 16), Sauber-Pilot Marcus Ericsson (Startplatz 17) und McLaren-Honda-Talent Stoffel Vandoorne (Startplatz 18) starteten sämtliche GP-Stars auf der superweichen Reifenmischung.
Schrott beim Start
Sobald die Lichter der Startampel ausgingen, schoss Hamilton in Führung. Dahinter wurde es eng: Vettel sicherte sich mit einem starken Start die zweite Position, während sein Teamkollege Räikkönen mit seinem Landsmann Bottas zusammenkam, was dem Finnen einen beschädigten Frontflügel sowie einen Schaden am rechten Vorderrad bescherte. Er musste an die Box abbiegen und sich eine neue Fahrzeugnase sowie frische weiche Reifen geben zu lassen.
Das war nicht die einzige Aufregung: Toro Rosso-Talent Carlos Sainz drehte sich beim verzweifelten Versuch, einen Crash mit seinem Teamkollegen Daniil Kvyat zu vermeiden, der vor ihm auf die Strecke zurückgeschossen kam. Die Regelhüter kündigten umgehend an, sich beide Szenen genauer anzuschauen.
Doch das war nicht die einzige Sorge von Räikkönen, der sich am Funk über sein Heck beschwerte: «Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen», klagte der Iceman, der beim unliebsamen Treffen mit dem Silberpfeil in die Aussenwand der zweiten Kurve gedrückt worden war.
Auch Max Verstappen befürchtete ein Problem: «Ich glaube, ich habe mir durch Trümmer einen Schaden zugezogen», berichtete der Red Bull Racing-Pilot, der nach fünf Runden auf der vierten Position unterwegs war. Auch bei seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo sorgten Trümmerteile für Kopfzerbrechen. Ganz andere Sorgen bekundete hingegen Sauber-Pilot Marcus Ericsson, der einen Ausfall seiner Batterie beklagte.
Frühes Aus für Palmer, Kvyat und Verstappen
An der Spitze baute Hamilton seine Führung derweil weiter aus. Nach zehn Runden betrug dieser rund 3,5 sec. Hinter ihm belegten Vettel, Sergio Pérez, Verstappen, Räikkönen, Massa, Ocon, Stroll, Hülkenberg und Magnussen die restlichen Top-10-Positionen. Dahinter reihten sich Ricciardo, Fernando Alonso, Sainz, Ericsson, Pascal Wehrlein, Vandoorne, Grosjean und Bottas ein.
Für Jolyon Palmer war das Rennen hingegen schon nach sieben Runden gelaufen, er stellte seinen Renner an der Box ab, nachdem er Rauchzeichen am Heck ausgemacht hatte. Im elften Umlauf musste auch Kvyat seinen Renner abstellen. Der Russe kam allerdings nicht bis zur Box, er musste seinen Toro Rosso-Boliden in der zwölften Kurve am Streckenrand abstellen, weil sich die Elektronik plötzlich verabschiedet hatte.
In der Folge sorgten Verstappen und Pérez mit einem spannenden Duell für Spannung, das allerdings nicht lange andauerte. Nach einer Runde funkte Verstappen aufgeregt: «Oh nein! Ich habe ein Problem!» Tatsächlich stieg auch aus seinem Heck Rauch auf, weshalb der Niederländer an die Box zurückschleichen musste.
Die Rennleitung entschied sich, das Safety-Car auf die Piste zu schicken, was Hamilton, Vettel, Pérez, Räikkönen, Massa, Ocon und Verstappen gleich zum Anlass nahmen, an die Box abzubiegen, um den obligaten Reifenwechsel zu absolvieren. Kurz darauf bog auch Stroll an die Box ab.
Hinter dem Safety-Car reihten sich nach den Stopps Hamilton, Vettel, Pérez, Räikkönen, Massa, Ocon, Stroll, Hülkenberg, Magnussen und Ricciardo auf den weiteren Top-10-Positionen ein. Dahinter folgten Alonso, Sainz, Vandoorne, Ericsson, Grosjean, Wehrlein und Bottas, der von der Safety-Car-Phase profitierte, weil er sich zurückrunden durfte.
Noch mehr Schrott und Safety-Car-Phasen
Kaum wurde das Rennen in Runde 17 wieder freigegeben, kam das Safety-Car wieder zum Einsatz, weil Räikkönen Trümmerteile über die Strecke verteilte. Diese wurden weggeräumt, während das Feld durch die Boxengasse geführt wurde. Zuvor hatte sich Vettel gegen den heranstürmenden Pérez wehren müssen, seine zweite Position aber erfolgreich verteidigen können.
Während der Safety-Car-Phase beschwerte sich Hamilton über das Schneckentempo, mit dem das Feld unterwegs war. «Er muss etwas Gas geben, sonst werden die Reifen und Bremsen zu kalt», forderte der Silberpfeil-Star, der mit einem Bremsmanöver dafür sorgte, dass Vettel ihm kurz vor dem Restart auffuhr. Der Heppenheimer zog neben den Mercedes und zeigte ihm mit Handzeichen, was er vom Bremsmanöver des dreifachen Champions hielt. Dabei gerieten die beiden Renner noch einmal kurz aneinander.
Trotzdem bog das Safety-Car ab und Vettel hatte alle Hände voll zu tun, sich gegen den heranstürmenden Massa zu verteidigen, während sich die beiden Force India-Piloten in die Quere kamen.
Auch für Räikkönen war das Rennen vorerst gelaufen, nachdem er mit einem beschädigten rechten Hinterreifen an die Box zurückgeschlichen kam. Die Wiederholung der TV-Bilder zeigte, dass er sich diesen bei einem Ritt über Trümmerteile zugezogen hatte.
Die Regelhüter kündigten an, die Szene zwischen Vettel und Hamilton genauer anzuschauen, und die Rennleitung unterbrach das Rennen, um die Strecke zu säubern. Der Restart erfolgt hinter dem Safety-Car.
Während die Experten im Fahrerlager den Crash zwischen Hamilton und Vettel eifrig diskutierten, nutzten die Ferrari-Mechaniker die Chance, um Räikkönens Auto wieder flott zu kriegen. Mit Erfolg, der Finne wurde kurz vor dem Restart wieder aus der Box geschoben. Auch Pérez durfte sich freuen. Der Mexikaner, der bereits wieder ausgestiegen war, rückte rechtzeitig aus, um sich zurückzurunden.