Sauber: Honda raus, dafür Ferrari-Motor und Leclerc
Charlec Leclerc
Fährt Sauber 2018 mit Honda-Motoren oder nicht? Die Schweizer schweigen zu diesem Thema. Im Fahrerlager von Silverstone wurde verbreitet: Der neue Teamchef Frédéric Vasseur sei kein Freund der Lösung Honda. War das Zerreissen der Absichtserklärung, die Sauber und Honda im Frühling unterzeichnet hatten, vielleicht Bedingung, dass der Franzose überhaupt neuer Teamchef wird? Sauber stellt bei solchen Fragen auf Stehsätze um: «Auf Spekulationen wird nicht eingegangen.»
Vasseur muss sich ein paar gute Antworten einfallen lassen. Denn in wenigen Tagen wird er entsprechenden Fragen am Hungaroring nicht aus dem Weg gehen können.
Was also passiert bei Sauber ohne Honda-Motor?
Klar will jedes Team einen 1,6-Liter-V6-Turbomotor von Mercedes-Benz, und ist nicht Vasseur ein guter Kumpel von Mercedes-Teamchef Toto Wolff? Einem Sauber-Mercedes steht jedoch die Hürde Formel-1-Kommission im Weg. Mercedes rüstet die eigenen Silberpfeile mit Motoren aus, dazu die Kunden Williams und Force India. Im Reglement ist verankert, dass die Kommission zustimmen muss, will ein Motorenhersteller mehr als drei GP-Rennställe beliefern. Vor dem Hintergrund der Streitigkeiten innerhalb der Formel-1-Kommission ist ein Okay schwer vorstellbar.
Eine Zusammenarbeit mit Renault steht nicht zur Diskussion: Fred Vasseur hat Renault Anfang 2017 nicht im besten Einverständnis verlassen.
Bleibt ein alter Bekannter: Ferrari.
Sauber arbeitete von 1997 bis 2005 mit Ferrari zusammen (selbst wenn der Motor Petronas genannt wurde), dazu seit 2010. Die Scuderia stellte jahrelang den Ersatzpiloten für Sauber. Felipe Massa wurde bei Sauber ausgebildet. Nicola Larini und Gianni Morbidelli erhielten mit Ferrari als Steigbügelhalter ein Sauber-Cockpit. Ferrari-Zögling Jules Bianchi hätte 2015 im Sauber sitzen sollen, das Schicksal wollte es anders. Anfang 2017 setzte Sauber den dritten Mann von Ferrari ein, Antonio Giovinazzi, als Pascal Wehrlein nach seinem Unfall beim Race of Champions noch nicht fit war. Frühere Ferrari-Piloten wie Mika Salo oder Jean Alesi wechselten später zu Sauber.
Durchaus denkbar, dass sich Ferrari-Präsident Sergio Marchionne zu einer weiteren Zusammenarbeit mit Sauber überreden lässt. Motoren für die Kunden, das federt die Entwicklungskosten ab. Doch die Lieferung wird an eine Bedingung gebunden sein. Und die könnte Charles Leclerc heissen. Der 19jährige Monegasse ist derzeit in der Formel 1 eine Klasse für sich, eilt von Pole-Position zu Pole-Position und hat schon fünf Saisonrennen gewonnen. Aus Sicht von Ferrari ist Leclerc für die Formel 1 reif – als zweiter Fahrer 2018 bei Sauber neben Marcus Ericsson.