Kimi Räikkönen 2018 im Ferrari – was ist mit Vettel?
Kimi Räikkönen darf stolz sein. Als der Formel-1-Weltmeister von 2007 nach einer GP-Auszeit von zwei Jahren 2012 in die Formel 1 zurückkehrte, sagte er zum neuen Abkommen mit Lotus (heute Renault-Werksteam): «Ich habe einen Einjahresvertrag unterzeichnet, weil ich nicht weiss, wie lange ich noch Formel 1 fahren werde und wer mich überhaupt will.»
Nun sind wir ein wenig schlauer und wissen: Bis mindestens Ende 2018 wird «Iceman» noch Formel-1-Fahrer sein, Ferrari hat einen weiteren Einjahresvertrag mit dem 20fachen GP-Sieger abgeschlossen.
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivabene wertschätzen dabei drei elementare Vorteile, die Kimi bieten kann: Obschon er im kommenden Jahr 38 Jahre alt wird, ist Räikkönen noch immer sauschnell. Seine immense Erfahrung bedeutet, dass er Autos ins Ziel bringt und wichtige Punkte für das Team sammelt. Ganz abgesehen davon, dass er zusammen mit Vettel den Ton bei der Entwicklung vorgibt. Und er ist das Gegenteil eines politischen Fahrers, die gute Stimmung bei Ferrari und sein tadelloses Arbeitsverhältnis mit Sebastian Vettel machen ihn zur logischen Wahl.
Ende 2018 wird nur Michael Schumacher mehr Grands Prix für Ferrari bestritten haben als Kimi. Schumi kommt auf 180 Einsätze, Räikkönen steht bei 121, Felipe Massa ist 139 Mal in Rot gefahren.
Und doch war die Vertragsverlängerung für Kimi nicht zwingend. Noch im Frühling zückte Marchionne die Peitsche statt Zuckerbrot und höhnte nach einer blassen Darbietung von Kimi in Shanghai: «Räikkönen hat heute so gut wie gefehlt.»
Der Vertrag für Kimi ist ein Ja zur Stabilität und ein Nein zum Risiko. Die Fraktion in Maranello, die dafür gewesen ist, der Jugend endlich eine Chance zu geben (Charles Leclerc oder Antonio Giovinazzi), diese Fraktion hat sich nicht durchsetzen können. Leclerc wird mit grosser Wahrscheinlichkeit 2018 in einem Sauber sitzen, die Zukunft von Giovinazzi ist unklar.
Die nächste Frage bei Ferrari: Wie lange kann Sebastian Vettel gebunden werden? Wollen sich Team und Fahrer für 2019 alle Optionen offenhalten? Oder glaubt Vettel fest genug an Ferrari, um erneut einen Mehrjahresvertrag zu unterzeichnen?
Der Südfranzose Jean Alesi ist von 1991 bis 1995 für Ferrari gefahren. Zu vielen Angestellten in Maranello hat der heute 53-Jährige ein überaus freundschaftliches Verhältnis behalten, seine Expertise gründet auf zahlreichen Gesprächen, wenn er in der Gazzetta dello Sport sagt: «Viele bei Ferrari haben Kimi sehr gerne. Es herrscht in Maranello ein toller Teamgeist, die Arbeit von Präsident Marchionne und Teamchef Arrivabene zahlt sich nun aus. Der neue Vertrag für Kimi ist ein Beweis dafür, dass dieser positive Geist anhalten soll. Vor allem gibt es zwischen Vettel und Kimi keine Eifersüchteleien.»
«Ich glaube fest daran, dass Vettel bei Ferrari verlängern wird. Ein Haus baust du auf einem Fundament, und das ist nun gelegt. Aber selbst wenn wider aller Logik Vettel nicht unterzeichnen würde, so wissen die Ferrari-Verantwortlichen ganz genau – egal, wer an Sebastians Stelle käme, Kimi Räikkönen würde kein Theater machen.»
Auf die Frage, ob Jean Alesi für 2019 dann in Sachen junger Fahrer auf Leclerc oder Giovinazzi setzen würde, lacht der Franzose: «Natürlich auf meinen Sohn! (Giuliano Alesi ist im Nachwuchsprogramm von Ferrari und hat 2017 seine ersten beiden GP3-Rennen gewonnen, RLS). Nein, Spass beiseite: Bei haben sich in den Nachwuchsklassen hervorragend geschlagen, aber jetzt schon über einen Einsatz zu Ferrari zu sprechen, das ist verfrüht.»