Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Monza: Lewis Hamilton (Mercedes) – 70 Prozent Vollgas

Von Rob La Salle
Lewis Hamilton vor Sebastian Vettel

Lewis Hamilton vor Sebastian Vettel

​Monza ist der Highspeed-Tempel der Formel 1: 70 Prozent der Rundenzeit von weniger als 80 Sekunden fahren Stars wie Lewis Hamilton im Mercedes-Renner mit durchgetretenem Gaspedal.

Monza ist mit seinen historischen Geraden, unterbrochen von engen Schikanen, bekanntermassen die grosse Power-Strecke der Formel 1. Verblüffenderweise kommt es hier aber nicht nur auf Leistung an. Tatsächlich sind die Pisten in Baku, Sotschi und Montreal alle leistungskritischer. Monaco stellt derweil das andere Ende des Spektrums dar.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, was es überhaupt bedeutet, ein hohes Augenmerk auf die Leistung zu legen. Einfach ausgedrückt ist es ein Anhaltspunkt dafür, wie viel Rundenzeitverbesserung durch eine Steigerung der Leistung erzielt werden kann.

In Monza bedeuten jeweils 10 zusätzliche PS eine Steigerung um rund 0,2 Sekunden. Zum Vergleich: Auf einer Strecke wie Monaco ist der Einfluss kleiner und beträgt ungefähr 0,12 Sekunden pro 10 PS. In Montreal und Baku, jenen Formel-1-Strecken, auf denen es am meisten auf Leistung ankommt, sind es 0,25 Sekunden für jeweils zusätzliche 10 PS.

Die Fahrer fahren hier 70 Prozent der Rundenzeit (von weniger als 80 Sekunden) unter Volllast. Die einzigen Unterbrechungen stellen die beiden Schikanen, die Lesmo-Kombination, die Variante Ascari und die Parabolica dar.

Der Grund dafür, warum es in Monza so sehr auf die Leistung ankommt, sind die Paarung von kurzer Runde (5,793 km) und hoher Durchschnittsgeschwindigkeit, die dazu führen, dass der Italien-GP das kürzeste Rennen der Saison ist. Der Grosse Preis von Italien 2016 dauerte zum Beispiel bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 237,56 km/h nur 1 Stunde und 17 Minuten.

Monza ist eine jener Strecken, auf der man den Einfluss der Motorleistung am meisten spürt. Jedes Defizit in diesem Bereich hat direkte Auswirkungen auf die Performance. Wer weniger Leistung hat, muss die Autos oftmals mit weniger Luftwiderstand abstimmen. Dadurch produziert er weniger Abtrieb in den Kurven, hat aber auch weniger Luftwiderstand auf den Geraden, auf denen Positionen gewonnen oder verloren werden.

Bei flach gestelltem Heckflügel und mit einem starken Windschatten erreichte Lewis im letzten Jahr in Monza einen Wert von 359 km/H. Die 2017er Formel-1-Autos sind breiter und erzeugen einen höheren Luftwiderstand als ihre Vorgänger. Demnach wird es interessant sein zu sehen, wie nah sie an die Topspeed-Werte vom vergangenen Jahr herankommen werden.

Es ist schwierig, einen theoretischen Top-Speed festzulegen. Unter einem stabilen Motorenreglement wird letztlich eher der Windschatten – zusammen mit den Auswirkungen des zusätzlichen Luftwiderstands – den entscheidenden Faktor darstellen als die Antriebseinheit.

Die absolute Höchstgeschwindigkeit ist das Erfolgsgeheimnis in Monza. Ohne diese sind die Fahrer auf den Geraden leichte Beute. Allerdings darf man die Wichtigkeit der Fahrbarkeit einer Antriebseinheit hier nicht unterschätzen.

Es ist davon auszugehen, dass die Kurven 9 und 10 in diesem Jahr mit Vollgas durchfahren werden. Das legt mehr Wert auf die langsamen Schikanen in den Kurven 1/2 sowie 4/5. Ausgangs der Rettifilo-Schikane ist die Traktion entscheidend, da direkt danach der lange Weg durch die Curva Grande und zur nächsten Bremszone vor Kurve 4 folgt – Schlüsselstelle für Überholmanöver.

Während Monza nicht mehr jene Strecke im Kalender sein mag, auf welcher es am meisten auf die Leistung ankommt, bleibt es die ultimative Prüfung für einen Motorenhersteller. Der hohe Vollgasanteil – der höchste des gesamten Jahres – belastet den Motor mehr als jedes andere Rennen der Saison. Da die Kurvengeschwindigkeiten in diesem Jahr höher denn je sind, erwartet die Tifosi ein echter Leckerbissen.

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