Teamchefs in Sorge: Wechselt FIA-Mann zur Konkurrenz?
Es war eine Randnotiz im Formel-1-Universum, die viele Teamchefs aufhorchen liess: Der FIA-Technikexperte Marcin Budkowski hat seinen Posten beim Automobilweltverband geräumt und befindet sich derzeit in einer Zwangspause, die durch ein dreimonatiges Konkurrenzverbot in seinem Vertrag unvermeidlich ist. Danach steht es ihm frei, zu einem Team zu gehen.Gerüchten zufolge soll es sich dabei um Renault handeln.
Und genau da liegt das Problem der Teamverantwortlichen. Denn der 40-jährige Pole hatte als rechte Hand von FIA-Rennleiter Charlie Whiting Einblick in die laufenden und geplanten Entwicklungen aller Formel-1-Rennställe. Kein Wunder, regt sich Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner auf: «Sollte er bei einem anderen Team unterkommen, dann sehen wir das als grosses Problem an», stellt er klar.
«Man bringt den Leuten auf diesen Positionen viel Vertrauen entgegen. Marcin hatte durch seine Arbeit das Privileg, bei allen Teams hinter die Kulissen blicken und vertrauliche Details über die Autos für 2018 erfahren zu können», erklärt der Brite, und betont: «Ich denke, dass es völlig unangemessen ist, wenn er bereits nach drei Monaten bei einem Formel-1-Team unterkommt. Ich hoffe natürlich, dass das nicht passiert. Und ich bin überzeugt, dass diese Angelegenheit in der Strategiegruppe ernsthaft diskutiert werden wird.»
Als angemessene Zeitspanne für ein Berufsverbot bezeichnet Horner denn auch zwölf bis 18 Monate: «So machen wir das mit unseren leitenden Mitarbeitern im Team auch, da schauen wir, dass es mindestens ein Jahr ist.»
«Es ist eine wichtige Rolle, die er da besetzte. Und es ist entscheidend für die Teams, dass sie den FIA-Leuten vertrauen können», erzählt Horner weiter. «Es ist wichtig, dass sie ihr technisches Know-how mit den entsprechenden FIA-Leuten teilen und besprechen können – dabei werden auch viele Geheimnisse preisgegeben, die viele Millionen wert sind. Man braucht die Gewissheit, dass diese Informationen nicht bei einem Konkurrenten landen.»
Force India-Geschäftsleiter Otmar Szafnauer stimmt dem Red Bull Racing-Teamchef zu: «Ich denke, drei Monate sind nicht lang genug. Hätten wir gewusst, dass sein Konkurrenzverbot nur so kurz ausfällt, hätten wir ihn auch verpflichtet. Aber drei Monate sind nicht annähernd genug. Es muss eine genügend lange Zeitspanne sein, damit das Wissen, dass er über die technischen Entwicklungen aller Teams gesammelt hat, nicht mehr vertraulich behandelt werden muss.»
«Ich denke, es gibt deshalb auch die Regel, die es uns verbietet, aktuelle Renner zu verkaufen. Die Autos müssen genau aus diesem Grund mindestens ein Jahr alt sein, bevor wir sie rausrücken dürfen. Und ich finde, das Arbeitsverbot müsste entsprechend angepasst werden», fügt das Force India-Oberhaupt an.