Formel 1: Nächste Verstappen-Strafe kommt

US-GP: Neunter Saisonsieg von Lewis Hamilton!

Von Vanessa Georgoulas
Beim Start hatte noch Sebastian Vettel die Nase vorn

Beim Start hatte noch Sebastian Vettel die Nase vorn

WM-Leader Lewis Hamilton holte sich im US-GP in Austin, Texas, seinen neunten Saisonsieg. Ferrari-Titelrivale Sebastian Vettel, der das Rennen zu Beginn angeführt hatte, kam als Zweiter ins Ziel.

Die Zuschauer am Circuit of The Americas wurden bereits vor dem Rennstart bestens unterhalten. So kamen sie etwa in den Genuss einer besonderen Fahrer-Vorstellung von Boxring-Legende Michael Buffer, ausserdem schickte Ausnahme-Athlet Usain Bolt das Feld in die Aufwärmrunde. Auf dieser nahm es Polesetter Lewis Hamilton sehr gemütlich.

«Lewis ist sehr langsam unterwegs, aber das ist sein gutes Recht, als Polesetter darf er das Tempo auf der Einführungsrunde diktieren», kommentierte der frühere GP-Pilot und heutige Sky Sports F1-Experte Martin Brundle. Kaum waren die GP-Stars aufgereiht, gingen auch schon die Lichter der Startampel aus.

Sebastian Vettel, der als Zweiter aus der ersten Startreihe losfahren durfte, erwischte einen besseren Start als sein Titelrivale auf der Pole und übernahm in der ersten Kurve die Führung. Hinter Hamilton folgte dessen Stallgefährte Valtteri Bottas vor Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo und Force India-Junior Esteban Ocon, der sich an Kimi Räikkönen vorbei gearbeitet hatte. Der Franzose, der das Qualifying noch mit Kopfschmerzen und Übelkeit hatte bestreiten müssen, war am Rennsonntag wieder in besserer Verfassung.

Keinen guten Start erwischten weiter hinten im Feld Pascal Wehrlein und Kevin Magnussen. Der Sauber-Pilot und der Haas-Däne hatten ein unliebsames Treffen, das beide an die Box und den Deutschen schliesslich auch zur Aufgabe zwang. Es war allerdings nicht der erste Ausfall des diesjährigen US-Rennens: Vor dem Mercedes-Junior hatte schon sein Landsmann Nico Hülkenberg seinen Renault an der Box abstellen müssen.

Räikkönen schnappte sich den fünften Platz in der dritten Runde zurück, während sich Ricciardo und Bottas einen derart harten Kampf lieferten, dass die Regelhüter eine Untersuchung des Duells ankündigten. Bei dieser kamen sie jedoch zum Schluss, keine Strafen aussprechen zu müssen.

Hamilton übernimmt Führung, Aus für Ricciardo

Vettel konnte sich bis zur sechsten Runde an der Spitze halten, doch dann schaffte es Hamilton dank DRS auf der Gegengeraden am vierfachen Champion vorbei. Kaum war der Silberpfeil-Star wieder an der Spitze, zog er auch schon davon, während sich Max Verstappen weiter hinten im Feld nach vorne arbeitete. Das Red Bull Racing-Talent hatte wegen einer Motorteile-Strafe vom 17. Startplatz losbrausen müssen und war nach sieben Runden schon auf Position 7 unterwegs.

Im zehnten Umlauf schaffte es Verstappen auch an Ocon vorbei, wofür er von seinem Renningenieur über Boxenfunk ein Lob erntete. Der Niederländer war damit bereits auf Position 6 unterwegs. Damit war er nach nur zehn Runden genau da, wo er im Qualifying gelandet war.

Im zwölften Umlauf musste sich Ricciardo auf der vierten Position gegen die Angriffe von Räikkönen wehren. Der Australier schaffte das auch, bog daraufhin aber gleich an die Box ab, um von den ultraweichen Reifen auf die superweiche Mischung zu wechseln. Nach dem Stopp war er auf Position 9 unterwegs, konnte sich aber bald darauf an Sainz vorbei auf den sechsten Platz vorarbeiten. Nach dem Lockenkopf kamen immer mehr Piloten an die Box, um sich neue Reifen geben zu lassen.

In Runde 16 wurden die gelben Flaggen geschwenkt. Der Grund: Daniel Ricciardo musste seinen Renner in der 15. Kurve abstellen! «Der Motor ist hin», meldete der 28-Jährige hörbar enttäuscht über Boxenfunk – und sorgte damit für lange Gesichter an der Red Bull Racing-Boxenmauer.

Einen Umlauf später bog Vettel an die Box ab, um sich weiche Gummis aufziehen zu lassen. Der Heppenheimer war damit der Erste der Top-5, der die Reifen wechselte. Durch den Stopp fiel er auf den fünften Platz hinter Hamilton, Bottas, Räikkönen und Verstappen zurück. Sainz, Massa, Kvyat, Vandoorne und Ocon komplettierten zu diesem Zeitpunkt die Top-10. Dahinter waren Alonso, Sergio Pérez, Marcus Ericsson, Magnussen, Romain Grosjean, Lance Stroll und Brendon Hartley unterwegs.

Führungsrunden für Verstappen, bitteres Aus von Alonso

Spitzenreiter Hamilton dachte derweil nicht daran, seine ultraweichen Reifen an der Box zu lassen. In Runde 18 funkte er: «Die Reifen sind gut, ich kann meinen Stint verlängern.» Trotzdem holte ihn das Team zwei Umläufe später an die Box – Teamkollege Bottas hatte bereits in der Runde zuvor die Reifen gewechselt.

Hamilton kam direkt vor Vettel wieder auf die Strecke und hatte in der Folge den Deutschen mit den aufgewärmten Reifen im Rückspiegel. Der Ferrari-Star wagte einen Angriff, aber schaffte es nicht vorbei, danach zog der Mercedes-Pilot wieder weg. Da mittlerweile auch Räikkönen an die Box abgebogen war, durfte sich Verstappen über eine kurze Führung freuen.

In Runde 23 hatte Hamilton die Nase voll vom Hinterherfahren: Der Brite arbeitete sich an Leader Verstappen vorbei und legte trotz des Überholmanövers die bis dato schnellste Rennrunde hin. Vettel war zu diesem Zeitpunkt fast eine Sekunde langsamer als der WM-Leader unterwegs.

Während Carlos Sainz erst Vandoorne und dann auch noch dessen McLaren-Stallgefährten Alonso überholte, bog Verstappen schliesslich an die Box ab, um von den superweichen auf die weichen Walzen zu wechseln. Alonso musste sich derweil auch Sergio Pérez geschlagen geben – und funkte daraufhin: «Ich glaube, ich habe ein Problem mit dem Motor.» Die Anweisung von der Box lautete, vom Gas zu gehen. «Unglaublich», beschwerte sich Alonso am Funk, als er im Schleichgang in die Boxengasse abbog. «Das sind weitere sechs bis acht Punkte!»

Damit waren nur noch 16 Piloten im Rennen und in der Folge schimpfte Pérez, der am Heck seines Teamkollegen klebte: «Esteban soll etwas mehr Tempo finden, ich bin sehr viel schneller.» Doch der Franzose wurde seinerseits von Massa aufgehalten, der als Letzter noch nicht an die Box abgebogen war. Sobald der Brasilianer das nachholte – und dadurch vom sechsten auf den zwölften Platz zurückfiel, konnten die beiden rosa Renner wieder Gas geben.

Später Stopp von Max Verstappen

Doch Pérez war immer noch nicht zufrieden. Der 27-Jährige aus Guadalajara funkte: «Sainz kommt näher. Wir müssen etwas machen, denn ich kann sehr viel schneller sein, könnt ihr Esteban fragen, ob er mich vorbei lässt und ich gebe ihm am Ende die Position zurück?» Sein Renningenieur teilte ihm mit: «Wir müssen etwas mehr ans Management denken, das macht Esteban derzeit.» Damit ermahnte man den Routinier, etwas mehr auf seine Reifen zu achten.

In Umlauf 34 nutzte Massa derweil seine frischen ultraweichen Reifen, um an Magnussen vorbeizuziehen. Danach nahm das GP-Urgestein dessen Teamkollegen Grosjean ins Visier, der den letzten Punkteplatz belegte. In der gleichen Runde sorgte Sainz für Ärger unterm Helm von Pérez, denn der Spanier, der sein erstes Wochenende mit Renault bestreitet, zog in Kurve 19 am Force India-Piloten vorbei auf den siebten Platz.

Am vorderen Ende des Feldes wurde Verstappen derweil von seinem Renningenieur ermuntert, den vor ihm fahrenden Räikkönen zu überholen. Der Finne lag zu diesem Zeitpunkt mit einem Vorsprung von 3,8 sec auf den 20-Jährigen an vierter Position – und klebte seinerseits am Heck seines Landsmanns Bottas, der als Dritter unterwegs war.

Vettel beschäftigte derweil die Ferrari-Teamstrategen, indem er funkte: «Ich denke über Plan B nach.» Dieser dürfte den Wechsel auf eine 2-Stopp-Strategie mit frischen Reifen für einen Schlussspurt umfassen, vermuteten die GP-Experten im Fahrerlager von Austin. GP-Neuling Hartley setzte auf die gleiche Karte und holte sich für den letzten Stint superweiche Reifen ab. Der Neuseeländer fiel dadurch auf den 16. Platz zurück.

Die Scuderia-Verantwortlichen versuchten erst Vettel zu vertrösten, und informierten ihn daraufhin über das Duell seines Teamkollegen, das nicht weit hinter ihm stattfand. Verstappen sorgte kurz darauf für Verwunderung, weil er in Runde 38 wieder an die Box abbog um sich neue Supersofts zu holen. «Du weisst, das wir nun eine super Runde brauchen», trieb ihn sein Renningenieur an.

Schönes Manöver von Kimi Räikkönen

Ferrari reagierte darauf und schickte auch Vettel mit superweichen Reifen in die letzten Runden. Der Deutsche schaffte es gerade noch vor Verstappen wieder auf die Piste und verteidigte die vierte Position in der Folge auch. Weniger erfolgreich war Grosjean, der von Massa in Runde 40 überholt und damit aus der Top-Ten geschmissen wurde.

Hamilton verzichtete vorerst darauf, frische Reifen zu holen, obwohl Verstappen hinter ihm 1,8 sec schneller unterwegs war. Räikkönen sorgte unterdessen weiterhin für Unterhaltung, indem er Bottas auf der zweiten Position jagte. In Umlauf 42 schaffte es der Iceman schliesslich am Mercedes vorbei und erntete für sein schönes Manöver viel Lob von den GP-Experten. «Das war exzellent», erklärte etwa Brundle, und auch von der Ferrari-Boxencrew gab es für den Weltmeister von 2007 Applaus.

Zehn Runden vor dem Ende führte Hamilton das Feld mit mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf Räikkönen an. Hinter dem Ferrari reihten sich Bottas, Vettel, Verstappen, Ocon, Sainz, Pérez, Kvyat, Massa, Grosjean, Vandoorne, Magnussen, Ericsson, Stroll und Hartley ein, wobei bereits Grosjean auf der elften Position eine Runde Rückstand auf den Spitzenreiter hatte.

In Runde 47 wurde es noch einmal spannend: Kaum hatte Vettel Magnussen überrundet, kollidierte der Däne mit Ericsson, was den Haas-Renner in einen Dryer zwang. Die Regelhüter kündigten eine Untersuchung an und Brundle erklärte angesichts der Wiederholung der TV-Bilder: «Man kann Magnussen dafür keine Schuld geben.» Die Rennkommissare sahen das auch so und brummten Ericsson für das Verursachen des Crashs eine 5-Sekunden-Zeitstrafe auf.

In Runde 51 schnappte sich Vettel Bottas, in der Folge liess ihn auch sein Teamkollege Räikkönen vorbei. Der Finne im Silberpfeil wurde seinerseits von Verstappen bedrängt und musste sich in Runde 52 schliesslich mit der fünften Position begnügen. Daraufhin bog er an die Box ab, um sich ultraweiche Reifen geben zu lassen. Dahinter folgten Ocon, Sainz, Pérez, Kvyat, Massa, Grosjean, Vandoorne, Stroll, Hartley, Ericsson und Magnussen.

Am Ende durfte Hamilton seinen neunten Saisonsieg feiern. Der Mercedes-Star kam mit einem Vorsprung von mehr als zehn Sekunden auf Vettel ins Ziel. Hinter dem WM-Zweiten komplettierte Verstappen dank eines späten Überholmanövers an Räikkönen die Top-3. Kimi, Bottas, Ocon, Sainz, Pérez, Massa und Kvyat kamen auf den restlichen Top-10-Rängen ins Ziel. Stroll, Vandoorne, Hartley, Grosjean, Ericsson und Magnussen sahen zwar die Zielflagge, gingen aber leer aus.

Mercedes holt Team-Titel, Verstappen bestraft

Nur wenige Minuten nach dem Rennen brummten die Regelhüter Verstappen fürs Verlassen der Rennpiste eine 5-Sekunden-Strafe auf. Dadurch rutschte der Niederländer wieder aus der Top-3 und Kimi durfte sich über den letzten Platz auf dem Podest freuen.

Verstappen wurde noch vor der Podest-Zeremonie aus dem Vorbereitungszimmer geschmissen, und Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner schäumte vor Wut. Bei Mercedes herrschte hingegen Feierlaune – und zwar nicht nur wegen Hamiltons Sieg. Die Mannschaft von Toto Wolff und Niki Lauda durfte zum vierten Mal in Folge den WM-Titel in der Team-Wertung bejubeln.

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