Sergio Marchionne: Wie er Ferrari 2018 einschätzt
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne
Drei Rennen vor Schluss der Formel-1-WM 2017 hat Lewis Hamilton den Sack zugemacht: vierter Titel. Zuvor hatte Mercedes-Benz schon den vierten Gewinn in Folge des Konstrukteurs-Pokals sichergestellt. Auf dem Papier sieht das wie ein Durchmarsch aus, ist es aber nicht.
Ferrari lieferte vor allem in der ersten Saisonhälfte Widerstand, Sebastian Vettel schien sogar auf gutem Weg zu sein, den ersten Titel in Rot einzufahren, es wäre sein fünfter. Aber dann tauchten Probleme mit der Standfestigkeit auf, Vettels Austicker in Baku und die Startkollision von Singapur halfen nicht. Ferrari hat sich selber geschlagen.
Sergio Marchionne, der 65jährige Präsident der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt, meint in einer Telefonkonferenz mit Analysten: «Ferrari war in der Saison 2017 gut, aber ich spüre auch Bedauern. Wenn ich daran denke, wo wir im Jahr zuvor standen, dann haben wir sehr gute Arbeit geleistet. Mein Bedauern bezieht sich auf die Tatsache, dass wir es nicht geschafft haben, besser abzuschneiden. Unser Auto war konkurrenzfähig. Ferrari wird 2018 stärker sein.»
Der italienisch-kanadische Spitzenmanager wird auf die anhaltenden Gespräche mit dem Formel-1-Management sowie mit dem Automobilverband FIA angesprochen, was die Zukunft des Sports angeht. Marchionne sagt weiter: «Wir teilen das Ziel von Grossaktionär Liberty Media, die Kosten in der Formel 1 zu verringern. Aber wir dürfen dabei die Essenz des Sports nicht zerstören. Wir möchten dem Sport verbunden bleiben, aber wir tun das nicht um jeden Preis.»
Marchionne leitet neben Ferrari als CEO den Fiat-Chrysler-Konzern und wird gefragt, ob er nicht zu viel Zeit für Ferrari investiere. Marchionne: «Absolut nicht. Ich nehme nur an strategischen Sitzungen teil.»
Im Laufe des Mexiko-GP-Wochenendes hatte Marchionne seinen Star-Piloten Sebastian Vettel gelobt: «Die Quali-Runde in Mexiko war grandios. Vettel ist ein phänomenaler Fahrer, und wenn ich nicht wüsste, dass er Deutscher ist, hielte ich ihn glatt für einen Italiener – denn er ist ein recht gefühlsbetonter Bursche, dem hin und wieder auch mal die Emotionen durchgehen.»
«Ich habe mich vor kurzem mit Mercedes-Chef Dieter Zetsche unterhalten. Auch wenn wir Rivalen sind, wir sind gleichzeitig auch Freunde, und selbst er musste zugeben, dass wir in diesem Jahr etwas Pech gehabt haben. Wenn die Rennen in Asien günstiger verlaufen wären, dann hätten die Dinge in Mexiko auch anders aussehen. Wir wollen die letzten Rennen erhobenen Hauptes beenden, um dann ideal vorbereitet in die neue Saison zu gehen.»