Lewis Hamilton: Zoff in Mexiko wegen Sebastian Vettel
Im Anschluss an den Mexiko-GP verbarg Sebastian Vettel seine Enttäuschung nicht. «Klar bin ich niedergeschlagen. Es ist nicht einfach, die Ziellinie zu kreuzen und zu wissen, dass es vorbei ist. Und darauf läuft alles letztlich hinaus, ungeachtet dessen, was heute passiert ist. Das ist der grosse Tag von Lewis, er ist Weltmeister, und das hat er verdient. Über die ganze Saison betrachtet, war er der bessere Mann und hat einen besseren Job gemacht. So einfach ist das.»
Noch während der Auslaufrunde hatte Vettel aus seinem Ferrari heraus zu Hamilton hinüber geklatscht, im Parc fermé ging Vettel zum Engländer, um sportlich zu gratulieren.
Ein paar Tage zuvor gab es wegen Vettel jedoch einen dicken Hals bei Lewis Hamilton.
Bei der Fahrerbesprechung (jeweils am späteren Freitagnachmittag) wollte der Engländer wissen, wie in Austin Folgendes passieren konnte: Lewis hatte in Texas vor den ersten Boxenstopps eine bequeme Führung von fünf Sekunden auf Ferrari-Star Sebastian Vettel, doch als der Mercedes-Fahrer nach seinem Stopp auf die Bahn kam, lag Vettel formatfüllend in seinem Rückspiegel.
Wie wir wissen, nützte das Vettel nichts: Hamilton war an jenem Tag einmal mehr der schnellere Mann.
Lewis stellte bei der Fahrerbesprechung in Mexiko in den Raum, Vettel habe seine fünf Sekunden dank Abkürzens gut gemacht. Der Vorwurf ist brisant, weil das Thema Abkürzen mit der Strafe gegen Max Verstappen in Texas brandheiss war und überaus kontrovers diskutiert wurde. Der Niederländer stach innen an Kimi Räikkönen vorbei, wofür es eine Fünfsekundenstrafe gab. Damit verlor Max Rang 3 an Kimi Räikkönen.
Formel-1-Grossaktionär Liberty Media hat erwirkt, dass in diesem Jahr gewisse Teile der Fahrerbesprechungen im Fernsehen gezeigt werden. Wir dürfen das Video aus rechtlichen Gründen leider nicht präsentieren. Aber wir dürfen gerne sagen, was Hamilton in der Besprechung monierte.
Lewis: «Ich habe eine Frage. Gleich nach meinem Boxenstopp fuhr Sebastian absichtlich weit aus Kurve 19 raus und hat gemäss GPS-Daten eine Menge Zeit gewonnen. Aber es gab keine Strafe.»
Rennleiter Charlie Whiting: «Wir haben das auf dem Sektor nicht gesehen, den ich eben Felipe Massa beschrieben habe. Wir sahen eine Rundenzeit, die um 0,3 Sekunden schneller war, aber das sahen alle, das ist kein Geheimnis.»
Hamilton: «Aber wenn du eine Verbesserung gesehen hast, dann ist das ein Vorteil, also ...»
Whiting: «Wir sahen eine Verbesserung von 0,3 Sekunden der Rundenzeit.»
Hamilton: «Was ein Vorteil ist, eine Verbesserung, also ...»
Whiting: «Eine Verbesserung der Rundenzeit, aber er hat das nicht in jener Kurve erreicht, in welcher er neben der Bahn war. Darum geht es.»
Hamilton: «Vielleicht können wir dir die GPS-Daten ja zur Verfügung stellen, denn die sagen etwas Anderes. Ich glaube, er war in jener Kurve 10 km/h schneller, wissentlich.»
Whiting: «Wenn wir die Zeit ansehen von den Lichtschranken der Kurven 19 und 20, dann war Vettel gleich schnell wie in der Runde zurvor. Also hat er nichts gewonnen. Und so beurteilen wir diese Dinge auch.»
Wie konnte Vettel also die Zeit auf Hamilton gutmachen, wenn nicht auf die Art und Weise, wie Hamilton es beschrieben hat?
Ganz einfach: Durch den Vorteil frischeren Reifen, die er drei Runden vor Hamilton abgeholt hatte. In dieser Phase schlug Vettel ein horrendes Tempo an, das ihn zwar in den Windschatten von Hamilton (aber eben nicht vor ihn) brachte, für das der Heppenheimer dann aber bezahlte – Ferrari suchte das Glück in einer Zweistoppstrategie, als klar wurde, dass Hamilton nicht zu packen ist. Vor allem jedoch musste Ferrari auf den aufrückenden Max Verstappen reagieren.