Fernando Alonso, Jimmie Johnson: NASCAR, wieso nicht?
In Davos trifft sich derzeit die Elite zum Weltwirtschaftsforum (WEF). Ein Gipfeltreffen der anderen Art hat in Charlotte stattgefunden: Der zweifache Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso traf in North Carolina den siebenfachen NASCAR-Champion Jimmie Johnson. Formel 1 und Stock-Car-Sport haben wenig gemein – ausser zum Beispiel, dass seit Jahren in den NASCAR-Tourenwagen eine Einheitselektronik von McLaren steckt!
Alonso gibt zu: «Ich bin ein Johnson-Fan. Das erste Mal hörte ich seinen Namen, als ich das NASCAR-Videospiel spielte. Ich wählte ihn, nicht weil ich damals wusste, wer Jimmie ist, sondern weil mir sein Auto gefiel! Ich spielte immer mit einem Kumpel. Der mochte eine Schokoladenfirma, also wählte er immer jenes Auto, das von ihr gesponsort wurde, auch ihm war der Fahrer egal. Im Laufe der Zeit ist Johnson zu einer Rennlegende geworden, und ich habe den allergrössten Respekt vor seinen Leistungen.»
Alonso hatte sich spontan dazu entschlossen, an der traditionellen NASCAR Media Tour teilzunehmen, die jeweils Ende Januar stattfindet. Dabei pendeln die Journalisten von Rennstall zu Rennstall, um sich vor der Saisoneröffnung in Daytona (Florida) auf den jüngsten Stand zu bringen.
Johnson hatte keine Ahnung, dass Alonso auftauchen würde (die meisten Medienvertreter auch nicht) und musste zwei Mal hingucken, als er den Spanier erblickte. Bevor sie Pressekonferenzen gaben, tauschten sich die beiden aus.
Johnson – NASCAR-Meister der Jahre 2006 bis 2010, 2013 sowie 2016 – sprach danach davon, dass er wieder zum Fan geworden sei. «Ich wollte alles über den Trubel beim Indy 500 im vergangenen Mai wissen. Ich bin seit Jahren ein grosser Bewunderer von Fernando. Alleine die Art und Weise, wie er sich in Indy geschlagen hat. Nicht nur, dass er im Auto einen fabelhaften Job gemacht hat. Ich habe viele Freunde in Indianapolis, und alle sprechen in den höchsten Tönen von Alonso. Er hat den US-amerikanischen Sport weltweit ins Schaufenster gestellt.»
Fernando Alonso stellt sich immer breiter auf: Indy 500, dann Testfahrten mit Toyota für einen Le-Mans-Einsatz 2018, LMP2-Tests für seinen Einsatz beim 24-Stunden-Rennen von Daytona. Wo doch die Motorsportwelt nach Florida blickt und Alonso den 83fachen Laufsieger Johnson getroffen hat: Was wäre denn mit NASCAR?
Fernando: «Da ich jetzt im Langstreckensport mit geschlossenem Dach fahre, kann ich genau so gut eines Tages sogar NASCAR ausprobieren, wieso nicht? Heute ist das noch in weiter Ferne, aufgrund des komplett anderen Fahrstils, der im Stock-Car gefragt ist, und wegen der gewaltigen Erfahrung, die mir alle Piloten dort voraushaben. Aber wenn ich es nicht versuche, weiss ich auch nicht, was ich dort erreichen kann. Ich würde sehr gerne ein solches Auto mal testen, dann wüsste ich, ob mir auch ein Rennen schmecken würde.»
«Was ich am NASCAR-Sport mag, das ist die Unvorhersehbarkeit. Bis zur letzten Runde ist selten klar, wie es ausgehen wird. Alle versuchen, sich so gut als möglich in Position zu bringen, die ganzen stregischen Spiele beginnen weit vor der Zielflagge. So vorauszudenken, abzuschätzen, was in den letzten, entscheidenden Runden passieren wird, das ist einmalig im Motorsport. Und das ist für den Zuschauer sehr attraktiv. Ob es auch im Cockpit attraktiv wäre, das muss ich herausfinden.»