Daniel Ricciardo: Max Verstappen besser als Vettel
Daniel Ricciardo und Max Verstappen
Eine jahrzehntelange Faustregel im Motorsport behält ihre Gültigkeit: Der erste Gegner ist immer der Stallgefährte. Ungeachtet dessen, wie konkurrenzfähig ein Formel-1-Renner ist – um sich im Gespräch zu halten, muss zunächst einmal der Teamkollege gebügelt werden.
Bislang gelang das Daniel Ricciardo ganz gut. Tonio Liuzzi, Narain Karthikeyan oder Jean-Éric Vergne waren bei HRT und Toro Rosso keine angehenden Weltmeister. Aber was der fünffache GP-Sieger aus Australien über Max Verstappen sagt, oder besser: was er über Sebastian Vettel nicht sagt, das lässt schon ein wenig aufhorchen. Der 28-Jährige aus Perth meint bei den Kollegen von Autosport: «Ich will nicht vorgaukeln, ich hätte es früher einfach gehabt. Aber Max Verstappen ist der erste Fahrer, der mich wirklich herausfordern kann. Früher galt – wenn ich eine Hochgeschwindigkeitskurve volle Kanne nahm, dann wusste ich, dass mir da keiner das Wasser reichen kann. Mit Max ist das anders. Es fällt ihm leichter, mir Dinge gleich zu tun, als anderen Piloten.»
Die Aussage verblüfft. Immerhin fuhr Daniel 2014 an der Seite des vierfachen Formel-1-Champions Sebastian Vettel. Den hatte der Australier in dessen letztem Jahr bei Red Bull Racing im Griff, bevor der Heppenheimer sich zu Ferrari abseilte.
Im Quali-Duell hiess es damals am Ende 10:9 für Ricciardo, in den Rennen sogar 11:3. Ricciardo konnte drei Grands Prix gewinnen und wurde WM-Dritter, Vettel belegte sieg- und bisweilen etwas lustlos den fünften Schlussrang.
2017 unterlag Ricciardo im Quali-Duell seinem niederländischen Stallgefährten Max Verstappen mit 7:13, Max konnte zwei Rennen gewinnen, Ricciardo eines. Die zahlreichen Ausfälle beider verfälschen den Vergleich im Rennen, aber in jenen Grands Prix, in welchen beide Red Bull Racing-Asse ins Ziel gekommen sind, stand es am Ende 5:2 für Verstappen.
Daniel Ricciardo weiter: «2016 hatte ich noch deutlich die Nase vorn. Max zeigte einige tolle Rennen, aber ich war in der Quali besser und auch an meisten Sonntagen.» Damals stand es 11:6 im Training für Ricciardo und 7:7 in den Rennen.
Daniel: «Max hat im Qualifying zugelegt, aber wir hatten ungefähr gleich viele gute Rennen. Vielleicht haben seine guten Tage ein wenig besser ausgeschaut, weil ich jeweils gleichzeitig sehr schlechte Rennen hatte. Früher wusste ich: Selbst wenn ich mir im Qualifying einen kleinen Fehler erlaube, werde ich am Ende wohl die Nase vorn haben. Das ist vorbei. Wenn ich jetzt patze, liegt Max vorn. Umgekehrt ist es genauso. Daher behaupte ich: Er ist mein bester Stallgefährte. Wir haben beide ein neues Niveau erreicht, weil wir uns gegenseitig anstacheln. Wir wissen – ein Fehltritt, und wir werden geschlagen.»