Ross Brawn: «Formel-1-Fans stehen nun im Mittelpunkt»
Daumen hoch: Ross Brawn und seine Mitstreiter wollen «das grossartigste Sport-Spektakel der Welt kreieren»
Seit mit Bernie Ecclestone der Baumeister der modernen Formel 1 aus dem GP-Zirkus gedrängt wurde, bemühen sich dessen Nachfolger von Liberty Media, eine neue Kultur im Fahrerlager zu etablieren. Der frühere Ferrari- und Mercedes-Technikchef Ross Brawn wurde an Bord geholt, um die technische und sportliche Entwicklung der Formel 1 voranzutreiben.
Der ruhige Brite ist überzeugt: Mit den neuen Machthabern weht auch ein neuer Wind im GP-Sport. Im Magazin Business Life der British Airways beschreibt er: «Ich denke, die Philosophie hat sich verändert. Nun steht der Fan an erster Stelle.» Allerdings kommen nicht alle Veränderungen der neuen Formel-1-Bosse bei den Fans gut an.
Die Entscheidung etwa, künftig keine Grid Girls mehr einzusetzen, wird von vielen kritisiert – auch einige frühere und aktuelle GP-Stars reagieren auf die Verbannung der schönen Damen mit Unverständnis. Die Idee, Grid Kids einzusetzen, kommt hingegen bei vielen gut an.
Auch die Änderung des Formel-1-Logos wurde von vielen im und ausserhalb des Fahrerlagers mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Schliesslich hatten die umfangreichen Umfragen, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden, ganz andere Prioritäten bei den Interessen der Fans aufgezeigt. Auch dürften die neuen Startzeiten wohl eher mit Blick auf die Marktinteressen statt die Fan-Bedürfnisse beschlossen worden sein. Zumindest stand hier nicht die Mehrheit der Fans im Fokus.
Dennoch beteuern die Formel-1-Machthaber immer wieder, dass nun nicht mehr das Geld, sondern der Sport und dessen Anhänger im Mittelpunkt stehen. «Wir wollen das grossartigste Sport-Spektakel der Welt kreieren», verspricht Brawn. Doch das brauche Zeit, warnt er gleichzeitig.
«Es wird eine Weile dauern, bis wir alle nötigen Informationen gesammelt haben. Diese müssen analysiert werden, damit wir Massnahmen formulieren können, von denen wir denken, dass sie den Sport besser machen. Das kann zwei, drei oder gar fünf Jahre dauern», erklärt der 63-Jährige.
Satt wie bisher Hals über Kopf auf Probleme zu reagieren, will die Formel-1-Spitze ihre Entscheidungen künftig in aller Ruhe treffen. Brawn erinnert sich: «Wir tendierten dazu, sehr reaktiv vorzugehen. Sobald es dramatisch wurde, weil ein Problem aufkam, versammelten sich alle und versuchten, eine Lösung zu finden. Aber so leitet man kein Team. Man folgt vielmehr einem Plan, mit dem man sich weiterentwickeln kann. Und man trifft Entscheidungen, die sich auf Beweise stützen.»