Daniel Ricciardo: Melbourne-Runde in Unterwäsche
Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo hat mit Melbourne noch eine schmerzliche Rechnung offen. «2014 stand ich hier auf dem Siegerpodest. Aber die Freude war leider von kurzer Dauer», blickt der fünffache GP-Sieger zurück. Red Bull Racing verlor den zweiten Platz von Ricciardo wegen eines nicht gleichmässig arbeitenden Benzindurchflussmessers. Nach dem ersten Rennen der neuen Turbo-Ära hatte die Formel 1 ihren ersten Skandal.
Ricciardo wurde dann 2015 Sechster im Albert-Park, 2016 Vierter, 2017 musste er nach Problemen am Vorstart dem Feld aus der Boxengasse hinterherhetzen, nach 25 Runden war Schluss. Daniel grimmig: «Dieses Rennen schuldet mir noch was.»
Mercedes-Benz ist in den vergangenen Jahren in Melbourne als Favorit angetreten, Red Bull Racing war eher der Underdog. Es war in den vergangenen Jahren oft so, dass RBR erst im weiteren Verlauf der Saison siegfähig wurde. Nicht so 2018, wie Daniel Ricciardo zu spüren glaubt: «Wir wollen hier unmissverständlich Stellung beziehen», sagt der 28-Jährige, und die Nachricht soll lauten: Red Bull Racing ist von Anfang an bei der Musik.
Ricciardo: «Wenn uns hier ein Paukenschlag gelingt, dann wäre das für die anderen Top-Teams ein Weckruf. Es wäre für die Gegner die Gewissheit, dass sie mit uns rechnen müssen, dieses Mal von Anfang an. Es wäre die Ansage, dass wir ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden. Es wäre fabelhaft, die Saison auf diese Weise zu beginnen.»
«Ich spüre im Rennstall eine andere Stimmung als sonst, noch mehr Selbstvertrauen, würde ich sagen. Klar haben wir nie vergessen, wie man Siegerautos baut. Aber nach den Spanien-Testfahrten machte sich oft leichte Ernüchterung breit. Nicht so dieses Mal. Wir sind konkurrenzfähig.»
«Die drei Top-Teams sind immer noch die drei Top-Teams, aber die Reihenfolge muss nicht mehr die Gleiche sein.»
RBR-Teamchef Christian Horner: «Mercedes und Ferrari fürchten uns, weil sie genau wissen, wozu wir fähig sind.»
Daniel Ricciardo fiebert den Einsätzen entgegen. «Das ist mein Heimrennen. Bei keinem anderen Grand Prix kommen so viele Menschen her, um mich fahren zu sehen. Es ist zudem ganz wichtig, dass wir schon beim ersten Saisonrennen in die Gänge kommen, dass wir das Jahr mit Schwung beginnen.»
Macht es Daniel dabei zu schaffen, dass er ohne Vertrag für 2019 ist? «Im Moment nicht», antwortet der Strahlemann und scherzt dann: «Wenn ich hundert Flüge pro Jahr nicht machen muss und zwölf Monate lang frei habe, dann klingt das doch wunderbar! Nein, ernsthaft – ich will die Ergebnisse in den ersten Rennen für mich sprechen lassen. Der Rest ergibt sich von selber.»
Auf dem Gelände des Albert-Park ist eine Shoey-Bar zu finden, in Anlehnung an die Siegergeste von Daniel Ricciardo, Champagner aus dem Rennstiefel zu schlürfen. Was würde «Dan the Man» tun, wenn er seinen Heim-GP gewinnt? Ricciardo lacht: «Dann wär’s angebracht, etwas völlig Durchgeknalltes zu machen. Vielleicht fordere ich die Fans auf, mich auf einer Runde Jogging rund um die Strecke zu begleiten – alle nur bekleidet in unserer Unterwäsche!»