Toto Wolff: «Lewis Hamilton war nicht in Bestform»
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff
Nach der 56-Runden-Hatz von Shanghai gestand Toto Wolff im Sky-TV-Interview: «Für die Fans auf den Tribünen und Zuhause vor dem Fernseher war es sicherlich ein fantastischer Grand Prix, aber für mich war es schon stressiger, ich brauche jetzt ein Bier.»
Der Motorsportdirektor der Sternmarke durfte zuschauen, wie sein Schützling Valtteri Bottas durch eine kluge Boxenstopp-Strategie und einer überragenden Outlap an Sebastian Vettel vorbeikam und auch den zu diesem Zeitpunkt führenden Kimi Räikkönen mit einem mutigen Manöver hinter sich lassen konnte.
Der Finne musste sich am Ende aber mit dem zweiten Platz begnügen, weil Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo die Gunst der Safety-Car-Phase nutzte, um frische Reifen zu holen. Mit diesen arbeitete sich der Australier bis an die Spitze, die er bis ins Ziel verteidigte.
«Ich denke, Valtteri hätte den Sieg verdient», betonte Wolff hinterher, und lobte: «Er hatte einen grossartigen Tag und hat ein gutes Rennen gezeigt. Das war zweifelsohne der beste Teil unseres Tages. Er war heute ein echter Kämpfer im Auto und obwohl er mit dem Timing des Safety-Cars Pech hatte, das die Tür für Red Bull Racing öffnete, verteidigte er seinen zweiten Platz perfekt.»
Lewis Hamilton erlebte hingegen einen schwierigeren Nachmittag. «Er konnte sich im ersten Stint nicht verbessern, kam auf seiner Ein-Stopp-Strategie früh an die Box, um auf die Medium-Reifen zu wechseln, und lag dann auf Platz 3, als das Safety-Car herauskam», schilderte Wolff, der gewohnt offen zugab: «Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir, dass es wichtiger war, die Positionen auf der Strecke zu halten, als frische Reifen zu holen, auch, weil wir im ersten Teil des Rennens kaum Positionswechsel gesehen haben.»
«Red Bull Racing traf hingegen die mutige Entscheidung, die Jungs an die Box zu holen, und damit haben sie sich den Sieg auch verdient. Rückblickend müssen wir zugeben, dass diese Entscheidung richtig war, doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Hinterher ist man immer schlauer», erklärte Wolff weiter, übte aber auch Kritik an Hamilton selbst: «Wie unser Auto war auch Lewis Hamilton nicht in Bestform. Ich bin überzeugt, dass er der Beste ist, aber selbst die Besten haben Tage, an denen es nicht so gut läuft.»
«Die Plätze 2 und 4 sind in einem kniffligen Rennen eine gewisse Schadensbegrenzung, aber es ist für uns nur ein schwacher Trost, dass wir hier mit der Führung in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft abreisen», gestand der Österreicher.
«Wir haben gesehen, wie sich das Kräfteverhältnis in den vergangenen drei Rennen rasch verändert hat und es ist klar, dass wir noch viel über unser Auto sowie den bestmöglichen Umgang mit den Reifen lernen müssen», mahnte der Chef des Mercedes-Rennstalls, der auch betonte: «Wir waren das ganze Wochenende nicht gut genug, uns fehlte in allen Phasen das Tempo, deshalb müssen wir schnell zulegen.»
«Aber auch in der Vergangenheit haben wir uns schon in schwierigen Situationen befunden und den richtigen Spirit bewiesen, um zurückzuschlagen. Das gleiche werden wir auch diesmal machen», versprach Wolff zum Schluss.