Verkauf Force India: Das sagt Besitzer Vijay Mallya
Vijay Mallya in Silverstone
Wir können beinahe die Uhr danach stellen: Regelmässig tauchen Gerüchte auf, wonach der Force-India-Rennstall verkauft werde. Dabei ist auch immer wieder die Rede vom englischen Energy-Drink-Hersteller Rich, den ausserhalb der Insel so gut wie niemand kennt. Rich-Chef Williams Storey hat mehrfach erklärt, den Force-India-Besitzern Vijay Mallya, Subrata Roy und Michiel Mol eine Offerte unterbreitet zu haben, die letzte angeblich im April 2018. Storey vollmundig: «Wir haben die Zustimmung erhalten und die entsprechenden Mittel bereitgestellt. Dazu eine achtstellige Summe, um das Team vorwärts zu bringen. Wir haben einen Geschäftsplan, der den Einstieg von zwei multinationalen Unternehmen vorsieht, die derzeit nicht in der Formel 1 vertreten sind.» Bob Fernley zuckte im Juni in Montreal nur mit den Schultern: «Ihr Interesse ist nicht neu, aber meines Wissens hat sich nichts bewegt. Jedenfalls wurden wir über nichts informiert.»
An sich war beschlossene Sache, dass der Force-India-Rennstall für die Saison 2018 einen anderen Namen erhalten wird. «Force One» war die erste Idee, das wollte die neue Formel-1-Führung jedoch nicht, das war CEO Chase Carey zu nahe an Formula One. Die Bezeichnung Force soll in irgendeiner Form verwendet werden, damit die Fans den Rennstall noch immer als den gleichen erkennen. Dann tauchte ein unerwartetes Problem auf: Cybersquatting. Darunter verstehen wir, dass Menschen gewisse Namen als Marken eintragen lassen, nicht etwa weil sie eine eigene Firma planen, sondern weil sie später ihre Rechte an echte Unternehmer verkaufen wollen. Gemäss Informationen der Europäischen Kommission ist rund ein Viertel aller Privatpersonen oder Firmen, die eine neue Bezeichnung registrieren lassen wollen, von Domänenbesetzern betroffen, mit welchen sie sich herumschlagen müssen. Meist werden solche Konflike aussergerichtlich beigelegt – worauf die Besetzer natürlich hoffen, um einen schönen Profit rauszuschlagen.
Übernahmegerüchte um Force India gab es im Dutzend. Bob Fernley: «Wenn ich mir meine Ablage anschaue von Leuten, welche gerne unser Team übernehmen würden, dann ist dieser Papierstapel ungefähr dreissig Zentimeter hoch. Wie viele davon haben ihren Plan erfolgreich umgesetzt? Keiner.»
Force India arbeitet mit eng gezurrtem Gürtel, das ist in der Branche kein Geheimnis. Als Interessenten neben Rich werden genannt: Lawrence Stroll, Papa von Lance Stroll, mit den Erfolgen bei Williams unzufrieden; eine Geschäftsgruppe um Tavo Hellmund, einst Initiant des Austin-GP; Andretti Autosport mit oder ohne Alexander Rossi. Viele dieser Interessenten sind in Lauerstellung und wollen abwarten, was denn nun in Sachen Kostendeckel passiert.
Vijay Mallya meint: «Wenn jemand mit einem finanziell ernst zu nehmenden Vorschlag kommt, dann musst du deine Emotionen zur Seite legen und wie ein Geschäftsmann denken. An diesem Punkt bin ich. Über die verschiedenen Offerten und Gespräche will ich nichts preisgeben. Was ich hingegen sagen kann: Es gibt bis zum heutigen Tag keine Offerte mit so viel Cash auf dem Tisch, dass wir zugesagt haben.»