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Mika Häkkinen: Gründe für Wirbel um Kimi und Lewis

Von Mathias Brunner
​Wieso schlägt die Kollision zwischen Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen so hohe Wellen? Wie konnte der Schlamassel überhaupt passieren? Formel-1-Champion Mika Häkkinen weiss es.

In 161 Formel-1-WM-Läufen hat der Finne Mika Häkkinen schon fast alles gesehen. Der Weltmeister von 1998 und 1999 kann nachvollziehen, wieso die Kollision von Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton in England die Fans in Rage gebracht hat. In seiner Kolumne für den Wettanbieter Unibet meint der 20fache GP-Sieger Häkkinen: «Lewis ist in Grossbritannien ein Nationalheld. Die ganze Aufregung nach der Kollision zwischen ihm und Kimi Räikkönen ist verständlich. Aber Absicht war das noch lange keine.»

Der 49jährige Häkkinen meint zur Unfallursache: «In jener Kurve sind drei Dinge gleichzeitig passiert. Zunächst erkannte Kimi eine Lücke, also hat er sein Auto so platziert, dass er die Gelegenheit ergreifen kann, sollte sich eine Chance zum Überholen bieten. Zweitens wollte Kimi unbedingt an Sebastian Vettel dranbleiben. Räikkönen wusste genau: Wenn ihm Vettel jetzt entwischt, dann wird es sehr schwierig, ihn wieder einzuholen.»

«Drittens schliesslich ist das offenbar eine Kurve, in der Kimi generell Probleme hatte. Mir ist im weiteren Verlauf des Rennens aufgefallen, dass er dort immer wieder ein Rad stehen liess. In jener Kurve schien der Wagen nicht das zu machen, was der Fahrer davon wollte. Wenn ich das alles in Betracht ziehe, komme ich zum Schluss: ein Rennzwischenfall. Was aus meiner Sicht die ganze Kontroverse ausgelöst hat, ist schlicht die Tatsache, dass wir bei Lewis’ Heimrennen gewesen sind, vor seinem Silverstone-Publikum.»

In der WM sieht es derzeit für Ferrari gut aus: Sebastian Vettel führt die Fahrerwertung an, es steht 171:163 gegen Lewis Hamilton. Im Konstrukteurs-Pokal konnte Ferrari die Führung um zehn Zähler ausbauen, es steht gegen Mercedes nun 287:267.

Mika Häkkinen weiter: «Ich bin nie für Ferrari gefahren, aber ich bin jahrelang gegen Ferrari angetreten, also erlaube ich mir einige Bemerkungen zu ihrer Schlagkräftigkeit. Natürlich hat Ferrari gewaltige Erfahrung, aber was sie von den anderen Autoherstellern in der Formel 1 abhebt, das ist ihre Flexibilität. Sie können umgehend auf Probleme reagieren, alle technischen und finanziellen Ressourcen sind vorhanden. Ich finde es überaus eindrucksvoll, wie die Lücke zu Mercedes geschlossen worden ist. Das zeugt von der immensen Arbeit, die in den letzten Jahren in Maranello geleistet worden ist.»

«Ferrari ist derzeit in allen Belangen hervorragend aufgestellt, und beim Motor sind sie inzwischen mindestens so stark wie Mercedes, wenn nicht besser. Der beste Beweis dafür sind für mich die guten Leistungen von Haas und Ferrari, die den gleichen Ferrari-Motor verwenden.»

«Eine gute Nachricht – auch Red Bull Racing mischt ab und an tüchtig mit, ein wenig abhängig vom Pistenlayout. Im Idealfall haben wir also drei Teams, die den Sieg unter sich ausmachen. In Silverstone brauchst du üppig Motorleistung, nur dann kannst du die Flügel so anstellen, dass du auch in den Kurven schnell genug bist. Red Bull Racing war daher ein wenig im Hintertreffen, aber schon in Ungarn erwarte ich von ihnen eine konkurrenzfähige Vorstellung.»

«Was mich in Silverstone am meisten umgehauen hat, das sind die Kurventempi dieser Autos. Silverstone, das steht für fliessende, schnelle Kurven, und wie oft die Fahrer in England mit Vollgas unterwegs sind, das ist wirklich atemraubend.»

«Ein Wort zum üblen Unfall von Brendon Hartley im Training, als die Aufhängung einknickte. Ich selber hatte zahlreiche Unfälle in meiner Karriere, die auf gebrochene Querlenker zurückgingen – wahrlich keine schöne Erfahrung! Bei mir waren Unfälle dieser Art häufig, weil wir damals mit Kohlefaser-Querlenkern fuhren, nicht mit Lenkern aus Metall. Unsere waren anfällig auf Hitze, sie konnten spröde werden und aus heiterem Himmel brechen. Natürlich immer unter Volllast, also in schnellen Kurven!»

«Wenn dir so etwas passiert, kannst du wenig machen mit Lenkung oder Bremse, ein grauenvolles Gefühl. Ich weiss also genau, was in Brendon vorgegangen ist. Mir ist das in Spa-Francorchamps passiert, in Melbourne und auch in Silverstone.»

«Zum Glück ist die Formel 1 seither sicherer geworden. Wir können den Halo nun mögen oder nicht, aber Fakt ist: Der Titan-Kopfschutz hat bereits einige Kopfverletzungen verhindert, vielleicht sogar Leben bewahrt.»

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