Ross Brawn: «Da war Bottas schneller als Hamilton»
Nach dem elften WM-Lauf in Hockenheim konnte Lewis Hamilton sein Glück gar nicht fassen. Im Heimrennen seines Titelrivalen Sebastian Vettel, in dem alles auf einen weiteren Triumph des Deutschen hingedeutet hatte, machte der Mercedes-Star alles richtig – und wurde dafür mit seinem vierten Saisonsieg belohnt. Damit leistete der Brite Wiedergutmachung für die bittere Pille, die er zuvor in seinem Heimspiel auf dem Silverstone Circuit hatte schlucken müssen. Denn auf dem britischen Traditionskurs hatte sein Widersacher den ersten Platz erobert.
Nun schlug Hamilton zurück – und das, obwohl er nach dem Qualifying-Pech vom 14. Startplatz hatte losfahren müssen. Dafür erntet der Ausnahmekönner im Silberpfeil auch vom früheren Ferrari-Technikchef Ross Brawn viel Lob. Der Verantwortliche für die technische und sportliche Entwicklung der Formel 1 erklärt rückblickend: «Hamilton hat seinen jüngsten Sieg in Hockenheim gefeiert, nur wenige Kilometer von Sebastian Vettels Heimat Heppenheim. Dass er sich diesen durch eine beherzte Aufholjagd verdient hat, macht ihn umso spezieller, denn vor dem Rennstart deutete alles auf einen Triumph des Lokalmatadors im Ferrari hin.»
«Nach nur 14 Runden hatte er es vom 14. Startplatz auf die fünfte Position geschafft – vor ihm waren da nunmehr die anderen Fahrer der Top-Teams unterwegs, mit Ausnahme von Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo, der wegen des Einsatzes frischer Motor-Komponenten aus der letzten Startreihe ins Rennen gehen musste», betont Brawn, der den vierfachen Champion in Silber lobt: «Hamilton holte alles aus seinem überlegenen Silberpfeil heraus, indem er sich wie gewohnt gleichzeitig aggressiv und präzise durchs Feld pflügte. Dabei zeigte er einige beispielhafte Überholmanöver.»
«Lewis’ Geniestreich folgte auf einen langen, 42 Runden dauernden Stint, den er auf jenen weichen Reifen absolvierte, mit denen er ins Rennen gestartet war», erzählt der Brite. «Danach holte er sich die ultraweichen Reifen an der Box ab.» Und er schwärmt: «Auf der weichsten Slicks stellte er unter schwierigsten Bedingungen wieder einmal seine Klasse unter Beweis.»
Brawn stellt aber auch klar: «Natürlich leistete ihm sein WM-Rivale Sebastian Vettel mit seinem Crash unfreiwillige Schützenhilfe.» Und damit nicht genug: «Auch die Mercedes-Entscheidung, die Fahrer anzuweisen, ihre Position zu halten, obwohl Valtteri Bottas zu diesem Zeitpunkt der Schnellere war, half ihm bei seiner Triumphfahrt.»
«Trotzdem hat er sich die 25 WM-Zähler, die er mit seinem Sieg holte, auch verdient», fügt der 63-jährige Ingenieur an. Und Brawn verpasst es auch nicht, ein Lob in Richtung Mercedes auszusprechen, schliesslich machte Hamiltons Stallgefährte Valtteri Bottas das silberne Glück mit seinem zweiten Platz perfekt: «Auch Mercedes durfte zu Recht vor den Augen des Daimler-Chefs Dr. Dieter Zetsche die ersten beiden Plätze beim Heimspiel bejubeln.»