Saison 2019: Miami geplatzt, Chance für Hockenheim
Volle Hütte in Hockenheim
In der vergangenen Woche gab die Stadt Miami bekannt: Ein Ausschuss werde sich erst im September – also nach den Sommerferien – mit den Plänen für einen Formel-1-WM-Lauf befassen. Damit war es nur noch eine Frage der Zeit, bis offiziell bestätigt wird: Einen Strassen-GP von Miami wird es frühesten 2020 geben. Gestern hat die Formel-1-Führung selber bekanntgegeben, dass Miami 2019 nicht passieren wird. Die Fans fragen sich seither: Öffnet das vielleicht ein Hintertürchen für die Veranstalter des Hockenheimring-GP?
Die Zuschauer haben auf der Traditionsstrecke nicht nur einen hinreissenden Grand Prix erlebt, sie haben auch ein wichtiges Signal an die Formel-1-Leitung geschickt: Volle Hütte, begeisterte Fans, die Formel 1 ist in Deutschland durchaus nicht tot, wie Schwarzmaler uns weismachen wollen.
Nachdem der Freitag und Samstag bereits gut besucht waren, waren die Tribünen mit 71.000 Zuschauern am Sonntag restlos gefüllt. An den drei Renntagen haben 165.000 Zuschauer nicht nur das Geschehen auf der Rennstrecke verfolgt, sondern auch die vielen Aktivitäten in der Formel-1-Fanzone genutzt. Das Riesenrad, das an einem Formel-1-Wochenende erstmals im Motodrom aufgebaut wurde, war eine beliebte Anlaufstation für Jung und Alt und hat den Fans eine neue, einmalige Perspektive auf die Rennstrecke geliefert. Die Stimmung war das ganze Wochenende ausgesprochen gut. Höhepunkt abseits des Renngeschehens waren die Autogrammstunden mit den Formel-1-Piloten.
Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH: «Die Atmosphäre an diesem Wochenende hat an alte Schumacher-Zeiten erinnert. Die gute Stimmung und Vorfreude der Fans im Motodrom wie auch in der Fanzone war gewaltig und die La-Ola-Welle sowie die choreographierte Deutschlandflagge auf den Rängen kurz vor dem Start zu erleben, das hat Gänsehaut erzeugt.»
Jorn Teske, Marketing-Chef der Hockenheim-Ring GmbH: «Wir freuen uns sehr, dass das Formel-1-Wochenende von den Fans so gut angenommen wurde und den Grossen Preis von Deutschland wieder haben aufleben lassen. Sie sind es letztlich, die die Atmosphäre und Stimmung massgeblich ausmachen. Deshalb möchten wir uns auch auf diesem Weg bei den vielen Motorsportfans aus dem In- und Ausland bedanken, die das Wochenende zu einem unvergesslichen und wieder einmal legendären Deutschland-GP gemacht haben. Natürlich setzen wir uns mit voller Kraft für eine Formel-1-Zukunft am Hockenheimring ein.»
Das schlägt für uns die Brücke zu Sean Bratches, dem Geschäftsleiter der Formel 1. Der in Berlin geborene US-Amerikaner ist für die Verträge mit den Rennveranstaltern zuständig. Hockenheim ist für 2019 ohne Abkommen, was nun? Sean Bratches gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Es liegt in unserem Interesse, dass es in Deutschland weitergeht. Wir haben bei drei von 21 Ländern in dieser Saison die Situation, dass die Regierung den Grand Prix nicht finanziell stützt. Das sind die Rennen in Österreich, Grossbritannien und Deutschland. Wir müssen für diese drei einen angemessenen Weg finden, um diese mangelnde Unterstützung zu umschiffen. Wir haben das Thema „Grosser Preis von Deutschland 2019“ noch nicht zur Seite gelegt. Denn es ist im Interesse aller, dass dieser WM-Lauf im Programm bleibt.»
Die Mannschaft um Georg Seiler und Jorn Teske hat der Formel-1-Führung einen Vertrag vorgeschlagen, der das finanzielle Risiko so verringert, dass die Deutschen die Möglichkeit haben, mit einer schwarzen Null abzuschliessen. Mit den 71.000 Fans vom 22. Juli ist das möglich. Die Zeit drängt: Wenn die Formel-1-Führung wirklich an einem Deutschland-GP 2019 interessiert ist, muss bald eine Einigung gefunden werden – damit die Hockenheimer mit dem Vorverkauf fürs kommende Jahr beginnen können. Zum Vergleich: Die Veranstalter von Silverstone haben bereits damit angefangen, Karten für 2019 zu verkaufen.