Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Nico Rosberg über Sebastian Vettel: Eine Katastrophe

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Star Sebastian Vettel schien den Hockenheim-Sieg in der Tasche zu haben. Dann das Debakel: Ausrutscher in der Sachskurve, Heimsieg futsch. Nico Rosberg: «Das ist ein dunkler Moment für Seb.»

Es gibt Momente in der Formel 1, da müssen wir wirklich zwei Mal hinsehen: War das echt Sebastian Vettel, der da in der Sachskurve in der Pistenbegrenzung stand? Ja, der scheinbar sourverän Führende des Deutschland-GP war es wirklich. Vettel trommelte vor Wut auf sein Lenkrad, fluchte im Boxenfunk und entfernte sich dann am Boden zerstört vom Ort der Schande. Auch sein langjähriger Pistenrivale Nico Rosberg traute seinen Augen kaum.

Der 33jährige Wiesbadener Rosberg war in Hockenheim als Formel-1-Experte für RTL und die englische Sky tätig. Er fasst den dramatischen Moment in Runde 51 so zusammen: «Das ist ein dunkler Moment in der Karriere von Vettel. Er stand vor einem Heimsieg, er hatte die Chance, den WM-Vorsprung auf Hamilton auszubauen, und dann hat er alles weggeworfen.»

Der Ferrari-Star war bei einem WM-Stand von 171:163 ins Rennen gegangen, nach seinem grandiosen Sieg von Silverstone. Nun steht es wegen seines Patzers bei gleichzeitigem GP-Triumph von Lewis Hamilton 188:171 für den Briten.

Es brummte in den sozialen Netzwerken. «Will Ferrari eigentlich partout nicht Weltmeister werden?» fragte einer. Ein Anderer gab zu bedenken: «Mit dieser Fehlerquote wird das nie etwas.»

Der 23fache GP-Sieger Rosberg weiter: «Unfassbar, welchen Fehler sich Vettel da geleistet hat. Klar waren die Verhältnisse schwierig. Aber er hatte doch einen schönen Vorsprung, er hätte es ein wenig ruhiger angehen lassen können, dann setzte er den Wagen neben die Bahn. Ich meine, das ist die Sachskurve! Jeder weiss, dass du dir da keinen Patzer erlauben kannst. Also musst du dort besonders vorsichtig sein, und das war Vettel einfach nicht. Er hat es übertrieben.»

Rosberg tadelt: «So etwas darf einfach nicht passieren. Sebastian hätte Tempo rausnehmen müssen. So viel Druck von hinten hatte er nicht.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist allerdings der Überzeugung: Vettel knickte ein, weil seine Fahrer anhaltend Druck ausübten. Der Wiener in seiner Medienrunde am Sonntagabend: «Sebastian wusste, dass er weiter schnell fahren muss, damit sich die Rennsituation nicht gegen ihn wendet, und das hat wahrscheinlich zu dem Fehler geführt.»

Dieser Ansicht kann sich Nico Rosberg nicht anschliessen: «Sebastian ist sein eigenes Rennen gefahren, er hat es einfach vollkommen verpatzt. Es ist wirklich unglaublich. So etwas passiert Vettel nicht allzu oft.»

«Dieses Rennen war der Wahnsinn», sagt Rosberg in seinem Video-Blog. «Das war echt alles dabei. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir volle Hütte hatten in Hockenheim, 70.000 Fans. Aber Sebastian Vettel – oh Mann! Er hatte alles richtiggemacht, dann haut er das Ding in die Wand. Er hat beinahe einen Hockenheim-Fluch, er hat ja auf dieser Bahn noch nie gewinnen können. Das ist schon heftig. Mal sehen, wie er sich da wieder aufrappelt.»

«Mit Lewis Hamilton muss man immer rechnen, wie tief er auch gefallen zu sein scheint. Das hat er in Hockenheim einmal mehr bewiesen. Er hat sich von dahin hinten nach vorne gekämpft, auch wenn er ein wenig Hilfe hatte, das war eine grosse Fahrt.»

«Aus deutscher Sicht ist das eine Katastrophe. Nach der Enttäuschung bei der Fussball-WM nochmals eine solche Enttäuschung. Klar haben wir einen Heimsieg von Mercedes, aber es ist nun mal Fakt, dass sich die meisten Fans mit den Piloten identifizieren.»

«Es bleibt spannend, und ich schätze, es wird in den kommenden Rennen auch so weitergehen. Es geht auf und ab, und du weisst vor einem Rennen nicht, wer gewinnen wird – für die Fans finde ich das prima.»

«Ferrari holt derzeit 20 Prozent mehr Leistung aus der Batterie, und keiner versteht so ganz, wie das unter dem strengen Auge der FIA möglich ist. Die machen da etwas ganz Cleveres, das fünf Zehntel pro Runde bringt. Dabei hatte doch immer Mercedes den Mega-Motor. Ferrari hat für mich derzeit das beste Auto.»

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