Sebastian Vettel über Fernando Alonso: Funkstörung
Sebastian Vettel und Fernando Alonso
Die Formel 1 hat sich unter den neuen Mehrheitsbesitzern von Liberty Media geöffnet. Als der langjährige Serienpromoter Bernie Ecclestone das Sagen hatte, war der Sport in Sachen sozialer Netzwerke in tiefstem Dornröschen-Schlaf, inzwischen wird Boden gutgemacht. Die Teams dürfen Filme aus dem Fahrerlager posten, die Formel 1 selber bietet reichlich Material und baut das schrittweise aus. Mein Kollege Will Buxton hat sich mit Ferrari-Star Sebastian Vettel zusammengesetzt und stellt fest: Vettel kennt sich in Sachen Formel-1-Historie aus. Die Erklärung gemäss Sebastian: «Ich bin ein Fan, denn ich liebe den Sport, und das werde ich auch, wenn meine Karriere mal zu Ende ist.»
Die Formel-1-Anhänger hatten die Möglichkeit, Fragen zu senden, und einer wollte wissen: Kann Ferrari in diesem Jahr wirklich den WM-Titel erobern? Sebastian Vettel: «Es hängt alles von unserem Speed ab. In Silverstone konnten wir gewinnen, in den Grands Prix zuvor war Mercedes vielleicht ein wenig stärker. Wir müssen es schaffen, mindestens so schnell und effizient wie unser Hauptgegner zu entwickeln, dann haben wir eine Chance.»
Toto Wolff hat gemeint: «Ferrari hat jetzt den besten Motor.» – «Wenn das stimmt, dann kann ich gut damit leben», schmunzelt Vettel. «Ich wundere mich, dass er die Position 1 so schnell preisgibt. Jeder weiss doch, welch tolle Arbeit Mercedes in den letzten Jahren mit dem Motor gemacht hat. Wir haben alles versucht, um sie einzuholen. Ich schätze, die beiden Aggregate liegen ganz dicht beisammen. Es geht nicht nur um rohe Leistung, es geht auch ums Energie-Management. Früher war das einfacher, da hatte ein Motor einfach mehr Leistung als der andere und fertig. Heute kann das von Strecke zu Strecke variieren.»
Vettel erinnert sich an seinen ersten Formel-1-Test: «Die Top-Speed an sich hat mich nicht so beeindruckt, aber der Abtrieb in den Kurven und die Bremsverzögerung, das war der Knaller! Du bist darauf nicht vorbereitet, nach wenigen Runden ist dein Nacken hinüber, dein Kopf kippt beim Bremsen nur noch nach vorne und du guckst deine eigenen Sicherheitsgurte an. Wie spät du bremsen kannst, war unwirklich. Du musst dich dazu zwingen, später und später zu bremsen, und ich war noch immer viel zu früh für die kommende Kurve.»
Sebastian Vettel wird auf Fernando Alonso angesprochen, über den Umweg, ob die Indy 500 für den Deutschen mal ein Thema wären. Ob er vielleicht mit dem Spanier über den Einsatz in Amerika geredet habe. Seb: «Äääh, eigentlich nicht. Fernando und ich reden nicht so oft. Ich weiss auch nicht – ich habe kein Problem mit ihm, und ich glaube auch nicht, dass er eines mit mir hat. Aber das macht zwischen uns einfach nicht Klick.»
«Was das Indy 500 angeht: Ovalrennen finde ich nicht so prickelnd, selbst wenn es wahrscheinlich unfair ist, so etwas zu sagen, denn ich war ja nie im Oval unterwegs. Ich kann die Faszination für solche Rennen verstehen, weil ich ja sehe, wieviel auf der Bahn passiert. Ich würde es nicht ausschliessen, dass ich mal im Oval fahre, aber es wäre gelogen zu behaupten, dass ich das auf meiner Liste habe.»
Die Rivalität zwischen Vettel und Alonso verbietet vielleicht eine grössere Kollegialität: Die beiden waren erbitterte Gegner, als Vettel im Auto von Red Bull Racing sass und Alonso im Ferrari. Fernando verliess dann Maranello, Mission nicht erfüllt, Vettel versucht derzeit das Gleiche ein paar Jahre nach Alonso – endlich den ersten Titel seit Kimi Räikkönen 2007 nach Italien holen. Einige Male hat Alonso wie immer meisterlich auf dem Medienklavier geklimpert, als er in den Raum stellte, im Grunde fahre er nicht gegen Vettel, sondern gegen Adrian Newey.