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Formel-1-Räder: 18 Zoll ab 2021, Knicks vor Michelin?

Von Mathias Brunner
Die FIA schreibt den Posten des Formel-1-Reifenausrüsters neu aus: Es geht um einen Vertrag bis Ende 2023. Der Schritt zu 18-Zoll-Rädern ist beschlossene Sache.

Der Automobil-Weltverband hat das Prozedere in Gang gebracht, für den Zeitraum bis Ende 2023 einen exklusiven Reifenpartner an sich zu binden, das heutige Abkommen mit Pirelli läuft Ende 2019 aus. Die FIA bestätigt: Die Formel 1 wird 2021 auf Niederquerschnittreifen daherkommen, montiert auf 18-Zoll-Rädern. Schon 2014 hat Pirelli versuchweise einen Lotus mit 18-Zoll-Felgen auf die Bahn geschickt, damals sass Testpilot Charles Pic am Steuer. Es ging nicht um die Leistungsfähigkeit, es war mehr eine Übung, um die Optik zu verdeutlichen. Die Reaktionen fielen deutlich aus: Die Fans wollten damals keine Niederquerschnittreifen, vielen Dank auch, sie wollten lieber breitere Walzen. Die haben wir Anfang 2017 bekommen, aber der Schritt zu 18-Zoll-Rädern kommt dennoch – mit schmaleren Vorderreifen (27 cm statt wie heute 30,5 cm). Die 40,5 cm breiten Hinterreifen bleiben.

Bis Ende August müssen interessierte Reifenunternehmen in Paris ihre Bewerbungen einreichen. Im Fahrerlager von Hockenheim kursiert: Die neuen Dimensionen sind ein Kniefall vor Michelin. Michelin-Sportchef Pascal Couasnon Ende Dezember: «Wir wollen nicht in einer Meisterschaft mitmischen, in der es keine Herausforderung für uns gibt oder deren Herausforderung mit Blick auf die Entwicklung unserer Produkte für die Strasse nur wenig bringt.»

Michelin, von 1977 bis 1984 und von 2001 bis 2006 im GP-Zirkus vertreten, hat sich seit Jahren für einen Wechsel zu Niederquerschnittreifen auf 18-Zoll-Rädern stark gemacht. Die werden nun eingeführt. Die FIA schreibt dazu, dies solle dazu dienen, das Spektakel in der Formel 1 zu verbessern. Da dürfte beim einen oder anderen Fan die Augenbraue hochgehen – was sollen Rad und Reifen in dieser Optik dem Spektakel beisteuern?

Gleichzeitig hat die FIA bestätigt: Reifenheizdecken wird es ab 2021 nicht mehr geben. Ein Verbot, das überfällig war.

Der neue (oder bisherige) Reifenpartner der FIA wird pro Wochenende drei Mischungen bereitstellen: Hart, mittelhart, weich. Die mittelharte Mischung soll Rundenzeiten erlauben, die gut 1,2 Sekunden schneller sind als mit der harten Mischung. Der weiche Reifen soll eine Sekunde schneller sein als der mittelharte.

Pirelli kam 2011 nach einer zwanzigjährigen Pause in die Formel 1 zurück, als Nachfolger von Bridgestone. Die Italiener erhielten vom Autoverband FIA den Zuschlag unter der Bedingung, einen Reifen zu bauen, der mehr Boxenstopps erzwingt und damit spannenderen Sport erzeugt.

Was wird aus Pirelli? Konzernchef Marco Tronchetti Provera hat in einer Telefonkonferenz mit Aktionären festgehalten: Seine Firma würde gerne weiterhin am Formel-1-Sport teilnehmen, aber nicht um jeden Preis. Um genau zu sein, hat der Mailänder klargemacht – an einem Wettbieten um den Posten des Alleinausrüsters werde sich Pirelli nicht beteiligen.

Verblüffend: In der Formel 1 hat es in 69 Jahren Weltmeisterschaft nur neun Reifenlieferanten gegeben!

Die Formel-1-Rekorde des US-amerikanischen Goodyear-Konzerns sind dabei unerreicht: Von 1959 bis 1998 in der Formel-1-WM engagiert, wurden in 494 Starts 368 Siege errungen (bei 113 Rennen waren die Amerikaner Alleinausrüster). Über den ersten Sieg freuten sich die Firmenchefs in Akron (Ohio) 1965 in Mexico (Richie Ginther im Honda), den letzten Sieg eroberte in Monza 1998 Michael Schumacher im Ferrari. Goodyear kommt auf 24 Fahrer-WM-Titel und 26 Konstrukteurs-Pokale.

Dagegen verblassen die Daten anderer Hersteller. Insgesamt waren nur acht weitere Reifenunternehmen in der Formel-1-WM tätig:

Pirelli (1950 bis 1958, 1981 bis 1986, 1989, bis 1991 sowie seit 2011, 187 Siege in 346 Rennen)

Bridgestone (1976/’77 sowie 1997 bis 2010, 175 Siege in 244 Rennen)

Michelin (1977 bis 1984 sowie 2001 bis 2006, 102 Siege in 215 Rennen, aber keine davon als Alleinausrüster!)

Dunlop (1950 bis 1970 und 1976 bis 1977, 83 Siege in 175 Rennen)

Firestone (1950 bis 1975, 49 Siege in 121 Rennen)

Continental (1954 bis 1958, 10 Siege in 13 Rennen)

Englebert (1950 bis 1958, 8 Siege aus 61 Rennen)

Avon (1954 bis 1958 und 1981/’82, keine Siege aus 29 Rennen)

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