Sebastian Vettel: Was er zum Hamilton-Vertrag sagt
Sebastian Vettel beim Pistenrundgang in Hockenheim
Die Zwischenbilanz von Sebastian Vettel beim Heim-Grand Prix gehört in die Sparte „Lachendes Auge, weinendes Auge“. Denn der vierfache Weltmeister hat sein Heimrennen durchaus gewinnen können, das war 2013, aber damals wurde am Fusse der Nürburg gefahren, nicht in der Nähe seines Wohnorts Heppenheim. Die Bilanz vom Hockenheimring ist unterdurchschnittlich, wenn wir uns Vettels Erfolgszahlen in Erinnerung rufen. Vettel kommt in Hockenheim zwar ständig ins Ziel, aber eben nicht ganz vorne – Achter mit Toro Rosso 2008, Dritter 2010 mit Red Bull Racing (Highlight!), Fünfter 2012, Vierter 2014, beim ersten Auftritt im Ferrari-Rot sprang der fünfte Platz heraus, das war 2015.
Nein, da muss mehr möglich sein, und das 2018er Auto gibt viel Mumm: Ein Auto, das sich auf jeder Art Rennstrecke manierlich benimmt, mit einem Motor, der in Sachen Leistung dem langjährigen Branchenleader Mercedes ebenbürtig ist.
Vettel kommt als WM-Leader nach Hockenheim und strotzt vor Selbstvertrauen und Tatendrang: «Ich will diesen Sieg hier, denn es kann gut sein, dass wir mindestens wieder zwei Jahre auf ein Rennen in Hockenheim warten müssen.»
Wieso tut sich eine Auto-Nation wie Deutschland so schwer, einen Formel-1-WM-Lauf im Programm zu halten? Sebastian Vettel glaubt: «Wir sind in der ganzen Welt für unsere Autos bekannt. Aber alles läuft aufs liebe Geld hinaus. Andere Nationen sind Willens, ihren Grand Prix zu finanzieren, Deutschland tut das nicht, um sich selber international in die Auslage zu stellen. Das ist sehr bedauerlich. Ich weiss, wie hart die Menschen hier arbeiten, nur um eine schwarze Null zu erhalten. Aber ohne öffentliche Gelder ist das in der Formel 1 unheimlich schwierig geworden.»
«Mit den neuen Autos wird die Arbeit auf dieser Bahn noch mehr Spass machen, weil wir einfach viel schneller unterwegs sind als vor zwei Jahren, etwa die Kurve ins Motodrom hinein. Ich hoffe aber vor allem, dass wir nicht nur schneller sind, sondern auch schneller als die Gegner.»
Vettel hatte festgehalten: «Weltmeister wird, wer am besten entwickelt und am wenigsten Fehler macht.» Hat Ferrari da einen Zacken zugelegt?
Vettel weiter: «Ich fahre nun drei Jahre für Ferrari, die Leute sind eingespielt und wissen, wo sie die Hebel ansetzen müssen. Ich glaube, wir haben zur Saison 2016 in Sachen Entwicklung einen entscheidenden Schritt vorwärts gemacht, seither läuft das eigentlich wie geschmiert.»
«Entwicklungen bewähren sich nicht immer gleich gut, aber ich kann mich über unsere Schlagzahl an Verbesserungen nicht beklagen. Die neuen Regeln 2017 haben uns die Chance gegeben, zu Mercedes aufzuschliessen, das haben wir getan. Im vergangenen Jahr haben wir in der zweiten Saisonhälfte jedoch mit dem Hauptgegner nicht Schritt halten können, das wollen wir 2018 besser machen.»
Lewis Hamilton hat für zwei weitere Jahre bei Mercedes unterzeichnet. Seb lacht: «Ich weiss nicht, wieso das so lange gedauert hat? Was sich für mich ändert? Gar nichts. Ich habe meinen Platz, wir haben unsere Ziele, da spielt es keine Rolle, wer für welches andere Team fährt.»
Aber ist Vettel im Ferrari gegen Hamilton im Mercedes nicht die ganze Würze der Formel 1? Seb grinst: «Doch, aber mir wäre eine andere Reihenfolge lieber! Nein, ernsthaft – am besten für den Sport wäre, wenn sich da noch viel mehr Fahrer einmischen können. Wir haben eine kleine Regeländerung für 2019 und eine grosse für 2021, mal sehen, was sich dann ändern wird. Für mich gilt: Ich will mich mit den Besten der Branche messen und sie wenn möglich bezwingen, und Lewis ist nun mal einer der Besten.»
Deutschland-GP, Bilanz Sebastian Vettel
2008 Hockenheim: 8. (mit Toro Rosso)
2009 Nürburgring: 2. (Red Bull Racing)
2010 Hockenheim: 3. (Red Bull Racing)
2011 Nürburgring: 4. (Red Bull Racing)
2012 Hockenheim: 5. (Red Bull Racing)
2013 Nürburgring: 1. (Red Bull Racing)
2014 Hockenheim: 4. (Red Bull Racing)
2016 Hockenheim: 5. (Ferrari)