Red-Bull-Talent Dan Ticktum: FIA-Punktesystem unfair?
Mit welchen Piloten tritt die Scuderia Toro Rosso 2019 an? Der Franzose Pierre Gasly hat gute Leistungen gezeigt, alles andere als ein weiteres Jahr im GP-Renner wäre unverständlich. Unklar die Lage bei Brendon Hartley: Das Team macht kein Geheimnis daraus, dass es vom zweifachen Sportwagen-Weltmeister eine Leistungssteigerung erwartet. Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko fehlt jedoch eine echte Alternative, und Teilschuld daran hat der Autoverband FIA. Denn Red Bull würde gerne dem jungen Engländer eine Testchance im Formel-1-Renner ermöglichen, doch das FIA-Punktesystem für Nachwuchsfahrer verunmöglicht das.
Zur Erinnerung: Ticktum tritt in dieser Saison in der Formel-3-EM an, der Londoner liegt mit 118 Punkten derzeit auf dem vierten Zwischenrang, hinter dem Prema-Trio aus dem Neuseeländer Marcus Armstrong (131 Punkte), dem Chinesen Guanyu Zhou (130) und dem Esten Ralf Aron (126,5). Zudem bestreitet Dan Ticktum Rennen in der japanischen Super Formula.
Red Bull wollte den vielversprechenden Ticktum beim Ungarn-Test ins Formel-1-Auto setzen. Doch dem jungen Daniel fehlen nach FIA-Rechnung 14 Punkte zum Formel-1-Führerschein namens Superlizenz.
Was Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner verärgert: «Dan hat im vergangenen Jahr das grösste aller Formel-3-Rennen gewonnen, in Macau. Aber das zählt nicht fürs Punktesystem. Damit haben wir die fragwürdige Situation, dass wir Fahrer am Formel-1-Lenker sehen, die weniger erreicht haben als Dan. Ich finde, das sollte man sich mal ein wenig genauer ansehen», so der Engländer bei Sky Sports.
Ticktum fällt jetzt tonnenschwer eine Strafe auf dem Kopf, die er 2015 verschuldet hatte. Er hatte bei einem Rennen in Silverstone unter Safety-Car zehn Autos überholt und war dann in den Wagen von Ricky Collard geknallt. Dafür setzte es vom britischen Motorsportverband eine einjährige Sperre (mit einem weiteren Jahr auf Bewährung). Selbst wenn Ticktum in diesem Jahr Formel-3-Meister wird, fehlten ihm noch immer zehn Zähler zu jenen 40 Punkten, die jeder Fahrer benötigt, um eine Superlizenz zu erhalten.
Christian Horner weiter: «Aus diesen Gründen setzen wir beim Ungarn-Test nochmals Jake Dennis ins Auto, der im Simulator und auch bei seinem Debüt im Mai im GP-Renner sehr gute Arbeit geleistet hat.» Jake Dennis fährt 2018 Langstreckenrennen im Blancpain Endurance-Cup.