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Toto Wolff: Stall-Order gegen Hamilton ist denkbar

Von Rob La Salle
​Wer hätte vor dem Grossen Preis von Deutschland Geld auf einen Sieg von Lewis Hamilton gesetzt? Der Brite musste von Startplatz 14 losfahren. Aber in Hockenheim ging alles drunter und drüber.

Der Grand Prix von Deutschland hat alles geboten, wofür wir die Formel 1 lieben: Ein scheinbar unantastbarer Held, der scheitert (Sebastian Vettel); ein nach dem Training am Boden Zerstörter, der zum Sieger wird (Lewis Hamilton); Regen, der die Bahn schmierig macht; Fahrer, die mit nicht nur mit ihren Gegnern, sondern auch mit ihren Reifen kämpfen müssen; Strategen, die sich am Kommandostand kabbeln, was denn nun die gescheiteste Vorgehensweise sei – in diesem Rennen war Pfeffer. Die Begeisterung konnte nur vom brachialen Gewitter im Anschluss an den elften WM-Lauf gekühlt werden.

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff traute bisweilen seinen Augen nicht, was er da zu sehen bekam. Nach dem denkwürdigen Hockenheim-GP 2018 sagte der 46jährige Wiener: «Was für ein unglaubliches Rennen! Ein Doppelsieg und das ausgerechnet hier beim Heimrennen von Mercedes in Hockenheim und nach all dem Pech, das wir zuletzt hatten, unglaublich. Heute hatten wir das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite.»

«Wie immer kommt es am Sonntag aufs Ergebnis an und nicht am Samstag, und manchmal gewinnt auch nicht das schnellste Auto. Genauso war es an diesem Tag. Es ist schwierig, solch einen Grand Prix in ein paar Sätzen zusammenzufassen, aber als es anfing zu regnen, wurde es richtig interessant. Valtteri wollte mit einem Stopp durchfahren, und es sah so aus, als ob er sich mit seinen Reifen in einer besseren Position befand als die Ferrari-Fahrer vor ihm.»

«Gleichzeitig zeigte Lewis tolles Tempo auf dem weichen Reifen, den er lange fahren konnte. So sah es danach aus, als würde er die Spitze im zweiten Teil des Rennens jagen können. Als das Safety-Car wegen des Vettel-Unfalls rauskam, wurde es richtig chaotisch. Wir trafen eine späte Entscheidung, es gab viel Funkverkehr, und schlussendlich kam ein Auto herein und eines blieb draussen. Damit deckten wir alle Optionen ab, und es kam zum Duell beim Re-Start.»

Klar herrschte nach dem Rennen vielerorts die Ansicht: Ist ja klar, dass Bottas den Hamilton nicht angreifen darf. Nach einer Attacke des Finnen erhielt Valtteri die Anweisung, Position zu halten. Aber Toto Wolff beteuert, dass es auch umgekehrt denkbar ist, dass es also auch für Hamilton eine Stallorder geben könnte.

Wolff weiter: «Es stand sehr viel auf dem Spiel, und nach all dem Pech der letzten Wochen trafen wir die Entscheidung, dass Valtteri seine Position halten sollte. Wenn es andersherum gewesen wäre, hätten wir die Entscheidung genauso getroffen. Denn wir wollten unseren Doppelsieg absichern und verhindern, eines oder gar beide Autos zu verlieren.»

Andrew Shovlin, der leitende Renningenieur, vertieft: «Man unterschätzt leicht, wie schwierig es ist, bei diesen Bedingungen mit Trockenreifen auf der Strecke zu bleiben. Das haben unsere beiden Fahrer erstklassig erledigt – damit haben sie das Ergebnis erst möglich gemacht.»

«Valtteris Rennen verlief im Vergleich mit Vettel wie erwartet. Im Trockenen war es nicht besonders aufregend, da es nur darum ging, die Reifentemperaturen im Rahmen zu halten. Deshalb konnte Valtteri den Ferrari-Fahrer nicht unter Druck setzen. Der zweite Rennabschnitt sah ermutigender aus. Vettel verlor Zeit hinter Kimi sowie im Verkehr, und es schien, als ob Valtteris Reifen in einer besseren Verfassung waren. Das half uns, als es anfing zu regnen, wodurch wir noch weiter aufholen konnten.»

«Für Lewis lief es ebenfalls sehr gut bei diesen Bedingungen. Er achtete am Anfang sehr gut auf seine Reifen und konnte den Stopp dadurch lange hinauszögern. Wir entschieden uns dazu, in Runde 42 neue Ultraweich-Reifen aufzuziehen, da wir den Regen kommen sahen, zu diesem Zeitpunkt aber auf frischen Reifen sein wollten. Denn wir hatten das Gefühl, dass wir den ersten Schauer auf Trockenreifen überstehen würden. Das zahlte sich aus, und er konnte bei diesen schwierigen Bedingungen auf die Führenden aufschliessen.»

«Die Safety-Car-Phase verschaffte ihm dann die Chance auf den Sieg. Er hatte die besten Reifen von allen, weshalb es kein Problem war, draussen zu bleiben. Valtteri benötigte frische Reifen für den Re-Start, weshalb sein Stopp notwendig war. Es war kein sauberer Stopp, aber zum Glück hat es uns keine Position gekostet. Nach dem Re-Start sagten wir den Fahrern, dass sie in der Schlussphase ihre Positionen halten sollten, da die Bedingungen sehr schwierig waren und wir angesichts des engen Duells mit Ferrari an beide Weltmeisterschaften denken müssen. Das ist nie eine einfache Entscheidung für einen Fahrer, Valtteri zeigte Grösse und Professionalität.»

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