Ferrari-Motor illegal? Das sagt Toto Wolff (Mercedes)
Lewis Hamilton und Toto Wolff
Was war zuerst da: Das Huhn oder das Ei? Oder, auf Formel 1 übersetzt: Was war zuerst da: Der Ausritt von Lewis Hamilton oder der Hydraulikdefekt an seinem Rennwagen? Jedenfalls kursierten nach der Schlappe für den vierfachen Weltmeister im Abschlusstraining zum Hockenheim-GP zwei unterschiedliche Versionen. Version 1: Ritt über die Randsteine, daher Hydraulikschaden, Aus. Version 2: Hydraulikschaden unmittelbar vor Kurve 1, daher keine Servolenkung mehr, aus diesem Grund Ausritt, Aus.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff klärt auf: «Ursache und Wirkung sind nicht immer leicht zu entwirren. Wir haben anhand der Daten eine Überlastung des hydraulischen Systems erkannt, das führte in der darauffolgenden Runde dazu, dass es zu einem Leck kam, und das wiederum führte zu Lewis Hamiltons Randsteingehoppel. Wieso es zu dieser Überlastung kam, weiss ich nicht. Vielleicht eine besondere Frequenz beim Überfahren der Randsteine.»
Ein grosses Thema in Hockenheim: Die tollen Leistungen aller Autos mit Ferrari-Motoren an den letzten GP-Wochenenden. Fünf der sechs Ferrari-motorisierten Autos schafften es in der Hockenheim-Quali in die Top-Ten. Ganz offenbar hat Ferrari mit dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor grosse Fortschritte gemacht. In Hockenheim war zu sehen, wie die FIA-Delegation bei Mercedes vorstellig wurde. Schnell machte die Runde: Entweder Mercedes will von der FIA wissen, ob Ferrari etwas im Graubereich des Reglements macht. Oder Mercedes wollte wissen, was sie selber genau machen dürfen, um die frühere Vormachtstellung wieder zu erlangen. Immerhin scheint der Ferrari auf den Geraden von Hockenheim drei Zehntelsekunden schneller zu sein als der Mercedes.
Toto Wolff scherzt: «Ich habe Christian Horner jahrelang klagen gehört, was die Top-Speed angeht, darauf lasse ich mich nicht ein. Aber es stimmt: Da verlieren wir zu viel Zeit. Ferrari hat einen tollen Motor. Was sie da auf den Geraden zeigen, da können wir gegenwärtig nicht mithalten. Wir müssen uns das anschauen und besser werden. Es sind auch nicht drei Zehntel, es sind fünf.»
Der Wiener weiter: «Wir stellen uns nicht die Frage, ob der Ferrari-Motor illegal ist. So denken wir nicht, das ist nicht unsere Einstellung. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere Hersteller. Wir fragen uns vielmehr: Wie können wir selber etwas besser machen? Wir fragen uns: Haben wir etwas übersehen? Holen wir nicht alles aus dem Motor heraus? Wir haben heute eine Warnung erhalten. Wenn unsere Rivalen mehr Leistung aus einem Motor holen, dann müssen wir das auch können.»
Und was war nun mit der FIA? Toto Wolff wiegelt ab: «Wir arbeiten sehr eng mit den Vertretern des Autoverbands und auch mit den anderen Motorherstellern zusammen. Das Meiste davon ist weniger öffentlich als hier auf den Rennplatz. Solche Treffen finden die ganze Zeit über statt, um zahlreichen Themen zu besprechen, sie haben nichts mit dem erstarkten Motor von Ferrari zu tun.»
Macht sich Toto Wolff Sorgen? «Ja, das tue ich. Aber wenn Ferrari einen solchen Schritt machen kann, mit allen Autos, dann müssen wir das auch können.»