Sergio Marchionne tot: Was nun mit Alfa Romeo-Sauber?
Ferrari fährt in Ungarn mit Trauerstreifen auf den Rennwagen, alle Team-Mitglieder tragen schwarze Armbinden: Ein letzter Gruss an den Fiat/Chrysler-CEO und Ferrari-Präsidenten Sergio Marchionne, der am 25. Juli in Zürcher Universitätsspital verstorben ist. Letztmals haben wir so etwas 2005 in Bahrain gesehen, als Papst Johannes Paul II. verstorben war, davor beim Grossen Preis von Italien 2001, nach den Anschlägen vom 11. September in New York.
Wie geht es bei Ferrari nach dem Tod von Sergio Marchionne weiter? Diese Frage stellen sich viele im Formel-1-Fahrerlager. Marchionne hatte eine klare Vision davon, was er mit Ferrari anstellen und wie er auch Alfa Romeo bei Sauber positionieren wollte, dazu liebäugelte er mit Maserati beim US-amerikanischen Haas-Rennstall.
Es war der italienisch-kanadische Doppelbürger Marchionne, der die grosse Marke Alfa Romeo in die Formel 1 zurückgebracht hat, als Sponsor des Schweizer Rennstalls. Wiederholt war davon die Rede, dass die Alfa Romeo das Team sogar übernehmen könnte, was Pascal Picci postwendend dementiert hat, der Vorstand der Sauber-Holding. Marchionne wollte zudem eine weitere FCA-Marke in die Formel 1 zurückbringen, Maserati. Ob das jetzt noch passiert, weiss derzeit keiner. FCA-Vorstands-Chef John Elkann hat sich zur sportlichen Ausrichtung noch nicht geäussert.
Bei der Neuverteilung der Arbeit von Sergio Marchionne, als klar war, dass der Fiat-Sanierer nie wieder arbeiten würde, ging Alfredo Altavilla leer aus. Der langjährige Wegbegleiter Marchionnes hatte sich Hoffnungen gemacht, den Posten des Fiat/Chrysler-CEO zu erhalten. Den bekam aber der Engländer Mike Manley. Daraufhin hat Altavilla angekündigt, den Konzern Ende August zu verlassen. Altavilla war bislang Fiat-Europa-Chef. Altavilla war auch mit Marchionne die treibende Kraft hinter dem Sponsoring-Vertrag für Sauber, denn Altavilla ist Alfa-Mann mit Leib und Seele.
Als das Bündnis zwischen Alfa Romeo und Sauber Ende November verkündet wurde, war nur von einem langjährigen Abkommen die Rede. Über die genaue Laufzeit mit entsprechenden Optionen ist nie gesprochen worden. Mittelfristig muss das Engagement also in Frage gestellt werden.
Fragezeichen auch bei den Piloten: Sergio Marchionne wollte Sauber-Fahrer Charles Leclerc 2019 in den zweiten Ferrari neben Sebastian Vettel setzen. Der Tod von Marchionne stärkt die Position von Kimi Räikkönen. Denn Teamchef Maurizio Arrivabene will auf Kontinuität setzen und lieber auch 2019 mit Vettel und Räikkönen antreten.