Max Verstappen vor Singapur-GP: «Risiko berechenbar»
Kurz nach dem Start zum Singapur-GP 2017
Die Ausgangslage für Max Verstappen war sehr gut: Start aus der ersten Reihe zum Grossen Preis von Singapur 2017. Doch dann war nach wenigen hundert Metern alles zunichtegemacht – der Niederländer geriet an den überragend gestarteten Kimi Räikkönen, der Finne bog nach rechts in Pole-Position-Mann Sebastian Vettel ab, damit waren kurz nach dem Erlöschen der Startampel drei der ersten Vier aus dem Abschlusstraining eliminiert, ein Desaster.
Die Aktion hat den Ruf von Verstappen betoniert, aggressiv und eisenhart zu fahren. Einige hatten längst begonnen, den Red Bull Racing-Fahrer «Mad Max» zu nennen, unter anderem deshalb, weil er eine Eigenart aus dem Kartsport in die Formel 1 mitgebracht hatte: Er liess sein Fahrzeug in der Bremszone hin- und hertragen, das kam bei den Gegnern überhaupt nicht gut an. Das entsprach nicht der gewohnten Pistenetikette.-
Bei einer Veranstaltung von RBR-Sponsor Esso hier in Singapur sagt Max: «Ich bin Realist. Ich glaube, ich kann meine Chancen im Zweikampf gut abschätzen. Tatsächlich lobt Sky-GP-Experte Martin Brundle: «Max zeigt seit Frühling konstant starke Leistungen und hat seine Fehlerquote klar verringert.»
Nach dem ersten Podestplatz der Saison (Dritter in Spanien) und Rang 9 in Monaco folgten Platz 3 in Montreal, Rang 2 in Frankreich, Sieg in Österreich, dann eine Nullrunde in England (Bremsdefekt), Vierter in Hockenheim, Ausfall in Ungarn (Motorschaden), Dritter in Belgien und Fünfter in Monza. Dort kreuzte Max die Ziellinie als Dritter, erhielt aber wegen eines Fouls gegen Valtteri Bottas fünf Sekunden Zeitstrafe und fiel so hinter Bottas und Vettel zurück. In der WM hat er inzwischen seinen Stallgefährten Daniel Ricciardo von Zwischenrang 5 verdrängt.
Klar ist die Singapur-Kollision 2017 hier noch immer ein Thema, doch Max Verstappen meint: «Risiko ist berechenbar. Manchmal ist alles ganz einfach – eine Lücke öffnet sich und du stichst hinein. Manchmal ist es ein wenig schwieriger. Du musst deinen Gegner Runde um Runde beobachten, eine Schwachstelle finden, dich in die perfekte Angriffsposition bringen und dann zuschlagen.»
Der vierfache GP-Sieger ist davon überzeugt: «Der Grundstein für meine Angriffsfreudigkeit liegt in jahrelangem Training mit meinem Vater. Wir haben diese Minirennen veranstaltet, mit sieben oder acht Jungs, nur über fünf Runden. Wir sind verschiedene Szenarien durchgegangen, manchmal bin ich als Erster losgefahren, manchmal als Fünfter. So lernst du Angriff und Verteidigung.»
«Papa war ein guter, aber strenger Lehrer. Er wollte, dass ich hart arbeite und bis ins Detail verstehe, worauf er hinauswill. Ich glaube, davon profitiere ich bis heute. Dieses Training war von unschätzbarem Vorteil gegenüber meinen Konkurrenten.»
Highlight von Max in Singapur: Rang 6 in der Saison 2016. Der 20-Jährige ist bester Dinge: «Der Stadtkurs sollte unserem Auto liegen. In Belgien haben wir neuen Sprit erhalten, seither läuft der Motor weicher. Wir wissen, dass wir hier eine gute Siegchance haben. Ich will endlich meinen ersten Podestplatz herausfahren.»