Rennlegende Mario Andretti: «3. Autos wären prima»
Mario Andretti
Die Formel 1 ist krank, wenn für Talente wie Esteban Ocon kein Platz ist. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat vor kurzem die Suppe aufgewärmt, dass Rennställe drei Autos einsetzen sollten. Einer, der das eine prima Idee findet, ist die US-amerikanische Rennlegende Mario Andretti. Dass sich ausgerechnet der Weltmeister von 1978 für diesen Gedanken starkmacht, erstaunt wenig: 1968 sass er in einem dritten Lotus, als er in Watkins Glen am ersten kompletten GP-Wochenende gleich mal die Pole-Position herausfuhr. Seinen ersten GP-Siege errang er 1971 in einem dritten Rennwagen von Ferrari.
Der heute 78jährige Andretti findet: «Wir suchen doch immer nach Mitteln und Wegen, die Formel 1 noch populärer zu machen. Dritte Autos wären eine gute Gelegenheit. Erstens hat mir das damals die Möglichkeit geschenkt, im GP-Sport den Durchbruch zu schaffen. Ich erhielt das dritte Auto eines Spitzenteams und konnte so mein Talent unter Beweis stellen.»
«Wenn die Formel 1 in den USA mehr Fans erreichen will: Könnt ihr euch vorstellen, welche Wellen es werfen würde, würden Mercedes oder Ferrari oder Red Bull Racing beim Grand Prix der USA in Austin IndyCar-Champion Josef Newgarden in ein drittes Auto setzen? Ich bin sicher, da würden auf einen Schlag 40.000 Fans mehr kommen.»
«Gut, es gibt gewisse Sachzwänge, wie etwa das Motorenkontingent. Aber ich bin sicher, da würden wir schon einen Weg finden. Wir könnten etwa festlegen, dass der dritte Fahrer keine Punkte sammeln darf. Aber wäre das nicht grandios, um mehr Leute zu erreichen? Bringt einen chinesischen Fahrer, bringt einen japanischen Piloten, bringt in jedem Land einen anderen Mann hinters Lenkrad, nur für diesen einen Einsatz. Man sollte das wenigstens mal in Betracht ziehen. Ich glaube, die Werbewirkung wäre unbezahlbar.»
Klar haben die Mittelfeldrennställe wenig Interesse daran, sich dritte Fahrzeuge von RBR, Ferrari oder Mercedes-Benz vor die Nase setzen zu lassen. Aber der vierfache IndyCar-Champion Andretti sagt: «Wir müssen doch das grosse Bild im Auge behalten. Du musst alle Möglichkeiten nutzen, wenn du vorwärtskommen willst. Wenn die Formel 1 durch den Einsatz dritter Autos bekannter wird, dann haben auch die Mittelfeldteams etwas davon – eine attraktivere Formel 1 lockt eher Geldgeber an.»
«Wir sollten allen Teams die gleiche Möglichkeit geben, aber es liegt auf der Hand, dass ein Gastfahrer in einem Spitzenauto sitzen will, nicht in einem Sauber oder Haas. Und wenn es dann für den Gastpiloten nicht gut laufen sollte, dann eben, das gehört auch dazu.»