Nach schweren Vorwürfen: So wehrt sich Renault
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul und Geschäftsführer Marcin Budkowski
Besteht Renault aus Wortbrechern? Toto Wolff von Mercedes hat den Franzosen schwere Vorwürfe gemacht, weil die Franzosen in der Personalie Esteban Ocon nicht zu ihrem Versprechen stehen. Es galt als beschlossene Sache, dass Mercedes-Junior Ocon zwei Jahre lang bei Renault ausgebildet wird, 2019 und 2020. Aber dann erhielt Renault-Teamchef Cyril Abiteboul die Möglichkeit, Daniel Ricciardo unter Vertrag zu nehmen, und der Pariser liess sich nicht zwei Mal bitten. Das hat Wolff auf die Palme gebracht. Ohne das Wort Renault in den Mund nehmen zu müssen, sagt der Wiener: «Was in diesem Jahr im Juli und August abging, ist einfach unglaublich. Da lief so viel Politik im Hintergrund ab, versteckte Interessen und Lügen. Und am Ende werden nicht alle Talente ein Auto für 2019 finden, wahrscheinlich wird Esteban einer von ihnen sein. Im Juli Ocon zwei Angebote auf dem Tisch, und es ging nur darum, herauszufinden, welches der richtige für ihn ist. Nun steht er ohne Vertrag da und das liegt einzig und allein an der Tatsache, dass gewisse Leute nicht den Mumm hatten, zu ihrem Wort zu stehen.»
Haas-Teamchef Günther Steiner ist aus einem anderen Grund verärgert: Weil der direkte Gegner Renault nach dem Monza-GP mit Erfolg gegen den Unterboden der US-Renner protestiert hatte, wurden Romain Grosjean der sechste Platz und die damit verbundenen WM-Punkte aberkannt. Es geht um den vierten Platz im Konstrukteurs-Pokal zwischen diesen beiden Rennställen, derzeit steht es 86:76 für Renault. Haas-Teamchef Günther Steiner hat gegen die Entscheidung der FIA-Kommissare Berufung eingelegt, der Fall wird am 1. November in Paris verhandelt.
Was Steiner wütend macht: Es geht um ein Abkommen unter Gentlemen, wonach einen Gegner bei Fragen der Reglementskonformität Zeit gegeben wird, das in Ruhe mit der FIA auszusortieren. In der Regel gibt Rennleiter Charlie Whiting mit seinem Team eine frische technische Direktive heraus, welche Unklarheiten beseitigt. In Monza gab es eine solche Warnung offenbar nicht. Steiner weiter: «Wir haben es schon eine ganze Weile nicht mehr erlebt, dass es nach dem Rennen einen Protest gegeben hat. Ich war überrascht. Hm, auf der anderen Seite sollte ich das wohl nicht sein: Was will Renault auch tun? Vielleicht haben sie sich gesagt – wir sind überholt worden, wir müssen dringend etwas unternehmen.»
Aber Marcin Budkowski, Geschäftsleiter des Formel-1-Rennstalls von Renault, lässt das nicht auf sich sitzen. «Wir sehen uns die Autos der Gegner regelmässig an. Der Haas-Unterboden wurde in Kanada ans Auto gebracht, seine besondere Ausführung ist nicht nur uns aufgefallen. Es ist wahr, dass es eine ganze Weile lang keine Proteste gegeben hat. Aber das liegt nicht an einem Abkommen unter Gentlemen. Haas hat von der FIA einige Rennwochenenden Zeit erhalten, den Boden in Ordnung zu bringen, doch das haben sie nicht getan. Wir haben kein Problem mit der Frist, welche die FIA dem Haas-Team gegeben hat. Aber Haas hat diese Frist nicht respektiert. Wir waren in Monza verblüfft, dass die Amerikaner vor dem Rennwochenende in Italien nichts getan hatten, um den Boden zu verändern. Die technische Direktive des Weltverbands war glasklar.»
«Wir haben uns dann nach dem Rennen zusammengesetzt und erörtert, ob und was wir tun wollen. Wir fanden: Es kann nicht sein, dass sich ein Rennstall einfach nicht die Vorgabe hält, einen offenkundig illegalen Wagen zu modifizieren. Wir fanden: Wir können es einfach nicht durchgehen lassen, gegen ein nicht reglementkonformes Auto fahren zu müssen. Und wir werden das am 1. November in Paris vor Gericht erklären. Ein entsprechender Antrag ist eingereicht. Ob wir unsere Argumente darlegen dürfen, weiss ich nicht. Der Rest ist dann eine Angelegenheit zwischen dem FIA-Berufungsgericht und dem Haas-Rennstall.»
Renault-Teamchef Abiteboul hat bislang zu den bitteren Worten von Toto Wolff keine Stellung genommen.