Valtteri Bottas: «Habe einen Schlag eingesteckt»
Valtteri Bottas und Lewis Hamilton
Als Valtteri Bottas mit den Journalisten in Sotschi sprach, klingelte sein Handy. Lewis Hamilton versuchte, den Finnen zu erreichen. Klar: Es war für alle Beteiligten eine unangenehme Situation, Bottas verlor durch die Stallorder den sicheren Sieg, Hamilton bekam ihn geschenkt, was er eigentlich gar nicht wollte. Und Motorsportchef Toto Wolff war der Buhmann.
Bottas ging aber nicht an sein Handy, er beendete erst seine Medienrunde, wo die Journalisten natürlich wissen wollten: Wie geht er mit der Situation um?
Es bleibt festzuhalten: erstaunlich gelassen. Bottas floskelte ein wenig vor sich hin. «Das Wichtigste ist, dass die Performance gepasst hat», sagte er. Und: «Wenn ich mich in ihre Lage versetze, verstehe ich, dass es eine schwierige Situation ist.» Oder aber: «Für mich als Sportler ist das nicht schön, aber es ist, wie es ist. Ich habe für das Team einen Schlag eingesteckt. Ich bin ein Racer, ich will Rennen gewinnen. Aber ich will auch Teamplayer sein.»
Naja. Über den «Wingman»-Spruch von Wolff hatte er sich vor einigen Wochen deutlich mehr aufgeregt. Aber: Was sollte er auch anderes sagen? Er hat sich selbst in diese Situation manövriert, ist gegen Hamilton praktisch chancenlos, hat 117 Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen. Kritik sparte er sich dann auch, zeigte Verständnis.
«Ich bin mir sicher, dass es Toto nicht leicht fällt, so eine Entscheidung zu treffen. Das würde keinem Teamchef leicht fallen. Sie denken an mich, sie denken auch an Lewis. Als Fahrer, als Person. Und einer muss halt die Entscheidung treffen. Die Saison ist so gelaufen, wie sie gelaufen ist, darum kam es zu dieser Situation», sagte Bottas.
Wobei: Ein bisschen Kritik gab es dann doch. Bottas fand den Mangel an Kommunikation «verwirrend. Man habe ihm erst gesagt, er solle den zu diesem Zeitpunkten führenden Max Verstappen überholen. Er habe auch das Gefühl gehabt, das gehe. «Und in dem Moment, als ich ein bisschen mehr Gas gab und zum ersten Mal das Limit des Soft-Reifens ausgelotet habe, kam der Befehl, dass ich Lewis durchlassen soll. Das war verwirrend.» Was daran lag, dass man am Kommandostand in dem Moment entschied, die Stallorder durchzuziehen, um Hamilton mit seinen angeschlagenen Reifen gegen Sebastian Vettel abzusichern.
Erwartet er denn jetzt Wiedergutmachung? «Ich erwarte nichts vom Team. Wenn ich gewinne, will ich das durch pures Racing schaffen.»