Mick Schumacher: Schneller als Papa Michael?
Mick Schumacher
Eine Serie, die der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher während seiner unvergleichlichen Karriere 1990 ebenfalls gewann, allerdings «erst» mit 21 Jahren und auch «nur» die deutsche Meisterschaft.
28 Jahre später hat Mick in der Formel-3-EM den großen Wurf vor Augen. SPEEDWEEK.com beantwortet vor dem Showdown am Wochenende in Hockenheim die wichtigsten Fragen.
Wie ist die Ausgangslage?
Für Schumacher ist sie glänzend. Er hat 329 Punkte auf dem Konto und damit 49 Zähler Vorsprung auf seinen ersten Verfolger, Red-Bull-Junior Dan Ticktum (280). Auch Schumachers Prema-Teamkollege Marcus Armstrong (260) hat noch theoretische Titelchancen. Die sind aber nur noch sehr gering, denn in Hockenheim finden nur noch drei Rennen statt.
Was bedeutet: Maximal 75 Zähler sind möglich. Noch wichtiger als das Polster ist aber das Momentum: Schumacher ist in absoluter Topform, holte in den vergangenen 13 Rennen acht Siege und unglaubliche 253 Punkte! Ticktum hingegen befindet sich in einer Krise.
Zum Vergleich: Der Brite, der bis zur Saisonmitte souverän führte kam im gleichen Zeitraum nur auf 137 Punkte. Und zeigt Nerven, macht Fehler. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch verbal.
Was hat es mit dem Zoff zwischen Schumacher und Ticktum auf sich?
Ticktum stichelt und sät Zweifel an der Performance von Prema und Schumacher. «Ich würde ihre Pace als interessant beschreiben», schrieb Ticktum auf Instagram. Zuvor hatte er bereits Andeutungen gemacht, als er vor dem vorletzten Rennwochenende ankündigte, nach der Saison auspacken zu wollen. Im Raum stehen Vorwürfe, dass bei Schumachers Erfolgsserie etwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte. Wobei das eher schwierig ist, da die Formel 3 die Daten aller Fahrer teilt.
Ticktum löschte den Post nach harscher Kritik recht schnell wieder, rechtfertigte sich: «Ich habe großen Respekt für Mick, der viel mitgemacht hat in den letzten Jahren. Ich habe lediglich darauf hindeutet, dass es aus dem Nichts gekommen zu sein scheint. Ich habe nie gesagt, es war illegal.» Einen weiteren Seitenhieb konnte er sich aber trotzdem nicht verkneifen, als er schrieb: «Ich kämpfe leider einen verlorenen Kampf, weil mein Nachname nicht Schumacher ist.»
Was sagt Mick zu den Sticheleien?
Die Gründe für den steilen Aufstieg sind vielfältig: Ein geplatzter Knoten mit der ersten Pole in Spa, dem ersten Sieg im Wohnzimmer seines Vaters, seine bessere Performance im Qualifying, ein starkes Auto, Selbstvertrauen - es ist ein bunter Mix.
Generell steht er deshalb über den Aussagen, Schumacher kann sich einen kleinen Seitenhieb zurück nicht verkneifen: «Ich höre mir so etwas nicht an. Das Auto ist grandios zu fahren. Wir haben uns im Team weiterentwickelt, während andere vielleicht an einem Punkt stehengeblieben sind. Aber ich konzentriere mich auf mich, das ist mein Schlüssel.»
Und der passt. Mick: «Jeder entwickelt sich während des Jahres. Wir hören nie auf zu arbeiten und zu lernen. Nach meinem Sieg in Spa war es nicht einfach, aber wir haben es geschafft, konstant zu sein, vor allem im Qualifying, mit guten Rundenzeiten.»
Wie geht Schumi III das Finale an?
Cool wie immer. «Wir werden natürlich alles versuchen, um in Hockenheim an die Leistungen der vergangenen Rennwochenenden anzuknüpfen. Auch wenn es jetzt das Finale ist und ich gute Chancen auf den Titelgewinn habe, werde ich immer noch einen Schritt nach dem anderen gehen und nur von Rennen zu Rennen schauen», kündigte er an: «Alles andere ergibt sich dann automatisch.»
Sein Rivale Ticktum ist realistisch: «Die Hoffnung ist noch da, aber ich denke, dass die Prema-Piloten eher in der Favoritenrolle sind. Prema hat in den vergangenen Rennen etwas gefunden und es wird schwierig sein, sie zu besiegen.»
Was bedeutet der Titel in der Formel 3?
Schumacher würde sich in eine illustre Liste eintragen, frühere Sieger waren in der europäischen Formel-3-Meisterschaft oder Formel-3-Euroserie, wie sie früher auch hieß, heutige Stars wie Lewis Hamilton, Paul di Resta (2006 vor Sebastian Vettel), Romain Grosjean oder Nico Hülkenberg.
Hinzu kommen unter anderem Nico Rosberg, Timo Glock, Adrian Sutil, Valtteri Bottas, Max Verstappen, Esteban Ocon, Lando Norris oder Lance Stroll, die den Sprung in die Formel 1 geschafft haben. Um nur einige zu nennen. Aber klar: Eine Garantie für die Königsklasse ist Erfolg in der Serie nicht, selbst ein Titel nicht. Ex-Sieger wie Jamie Green, Edoardo Mortara oder Daniel Juncadella sind heute in der DTM erfolgreich.
Wie geht es für Schumacher weiter?
Er kündigte an, dass es sich in den kommenden Wochen zeigen werde, in welche Richtung seine Reise 2019 gehe. «Der Fokus liegt im Moment ganz klar auf der Formel 3. Wir diskutieren es im Moment, es ist aber noch nichts fix.»
Sehr wahrscheinlich und auch logisch ist ein Aufstieg in die Formel 2, auch wenn er die nötigen Lizenzpunkte für die Formel 1 hätte. Aber bislang hat das Schumacher-Lager um Managerin Sabine Kehm stets auf wohl bedachte Karriereeschritte geachtet. Bislang mit Erfolg.