Gross, grösser, Texas: Es darf gerne etwas mehr sein
Vettel gegen Hamilton als Neuauflage
Big, bigger, Texas: Die Amerikaner richteten vor dem Grossen Preis der USA 2017 ausserhalb von Austin mit der grossen Kelle an, samt schmissiger Marschmusik, dauerstrahlenden Cheerleadern und einer ausführlichen Fahrerpräsentation durch Michael Buffer, der Stimme des Boxsports. Die Einlage von Herrn «Let’s get ready to rumble» kam im Grand-Prix-Fahrerlager geteilt an.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff meinte damals: «Die Menschen neigen dazu, Veränderungen nicht zu mögen. Aber wir müssen für Neues offenbleiben. Die Formel 1 ist ein fabelhaftes Produkt, und ich finde es gut, wenn Mittel und Wege gesucht werden, wie dieses Produkt glanzvoller in die Auslage gestellt werden kann. Ich fand, Box-Sprecher Michael Buffer und die ganzen Bands passten hervorragend zum USA-GP und zu Austin.»
Die Titelrivalen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel standen sich bei der Hymne unmittelbar gegenüber, zwischen ihnen nur der WM-Pokal. Das WM-Duell im Mittelpunkt, das war auf den Punkt gebracht. Der achtmalige Olympiasieger Usain Bolt gab schliesslich mit grüner Flagge die Einführungsrunde frei und war später auch auf dem Siegerpodest zu sehen, wo er mit Sieger Hamilton die typische Blitz-Pose einnahm. Eine spektakuläre Show mit reichlich Getöse, ganz Texas-Style.
Für Lewis Hamilton war es «unglaublich. Es war ein wenig wie beim Super Bowl. Diese Show war das Beste, was wir in den letzten Jahren gesehen haben. Es war grossartig, mal etwas Anderes zu sehen, nachdem die letzten zehn Jahre in der Startaufstellung immer gleich langweilig waren.»
Für Sebastian Vettel war das knallbunte Rahmenprogramm ein bisschen zu viel des Guten. «Das ist eine nette Idee für die Leute. Aber ich bin kein Showman. Ich liebe es, einfach ins Auto zu springen und Rennen zu fahren», so der Heppenheimer.
Max Verstappen meinte: «Für Austin hat das funktioniert. Aber bei einem Rennen wie in Belgien würde das alles ein wenig merkwürdig wirken.»
Die Rennveranstalter am Circuit of the Americas verstehen es vorzüglich, ihrem Grand Prix Lokalkolorit zu verpassen, das wird in diesem Jahr nicht anders sein. Texas war vor einem Jahr allgegenwärtig: Die Rennfahrer übten sich mit Lassowerfen, Fernando Alonso probierte schon mal, wie sich ein junger Bulle zur Seite umlegen lässt, im Fahrerlager stand ein elektrischer Bulle, von dem sich Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner schwungvoll abwerfen liess. Am Samstagabend gab es gleich daneben ein zünftiges Texas-Barbecue, wo sich viele stärkten, bevor sie zum Konzert von Bruno Mars abhauen. Es wirkt nicht affig, sich hier einen Stetson auf den Kopf zu setzen oder die neuen Cowboystiefel zu zeigen, natürlich erstanden im ersten Laden der Stadt, Allen’s Boots.
Texas wählt traditionell republikanisch, aber das junge Austin ist eine Hochburg der Demokraten. Da passte ein wenig subversiver Humor ausgezeichnet. Die Kollegen von «Grand Prix Diary» erlaubten sich einen Scherz und erzeugten wahre Fake-News, einen erfundenen Tweet vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump: «Ich sehe, dass wir die Formel 1-«Welt»Serie in Austin haben. Da gibt es KEINE AMERIKANISCHEN Fahrer, aber die haben Russen und Mexikaner? Traurig!»