Weltmeister Lewis Hamilton: Eines Ritters unwürdig?
Lewis Hamilton lässt sich in Mexiko feiern
Die wettverrückten Briten waren vor einem Jahr ganz sicher: Nach seinem vierten WM-Titel würde Lewis Hamilton in seiner Heimat Grossbritannien zum Ritter geschlagen. Aber daraus wurde nichts. Die so genannte «New Years Honours List» wurde am 30. Dezember 2017 veröffentlicht, 1123 Menschen wurden für die vielfältigsten Verdienste gewürdigt, die Liste war mehr als 100 Seiten lang, aber kein Einziger davon kam aus dem Motorsport. Die Fans in Grossbritannien waren baff. «Was bitteschön muss ein Rennfahrer denn für sein Land noch alles leisten, um zum Ritter geschlagen zu werden?» fragen sich viele. «Ist Hamilton eines Ritters vielleicht unwürdig?»
So bleibt es für Lewis Hamilton bislang beim MBE (Member of the British Empire), den er nach seinem ersten WM-Titel 2008 erhielt. Die Fans sollten sich nicht wundern, dass Racer verschmäht werden: Die im März 2017 verstorbene Zwei- und Vierrad-Legende John Surtees hat nie den Ritterschlag erhalten, und auch Ron Dennis nicht, der McLaren zum zweiterfolgreichsten Formel-1-Rennstall gemacht hat.
Mit Spannung warten viele Briten auf den Jahreswechsel – wenn das Königshaus jeweils verkündet, wer mit Auszeichnungen rechnen darf. Die Liste ist jedes Jahr Gegenstand hitziger Diskussionen. Königin Elizabeth II. ehrt Persönlichkeiten mit Verdienstorden, jeweils zu Neujahr und zur Geburtstagsfeier im Juni. Der «Most Excellent Order of the British Empire» wurde erstmals 1917 von König Georg V. gestiftet. Der jüngste der britischen Ritterorden wird in fünf Stufen vergeben: vom niedrigsten (Member of the British Empire, MBE), über den «Officer of the British Empire» (OBE) und den «Commander of the British Empire» (CBE) bis zum «Knight Commander» (oder «Dame Commander») sowie dem «Knight Grand Cross» (oder «Dame Grand Cross»). Nur die beiden letzten Kategorien kommen der Erhebung in den Adelsstand gleich und die Träger dürfen sich fortan «Sir» oder «Dame» nennen.
Mit 39 Jahren wurde 2013 Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner einer der jüngsten Vertreter aus der Formel 1, welche für den «Order of the British Empire» (OBE) nominiert wurden. Unter Horner war Red Bull Racing vier Mal in Folge als Team und auch mit dem Star-Piloten Sebastian Vettel Weltmeister geworden. Wie die meisten Ehrenzeichen des Königreichs wird der OBE gemäss einer Nominierung durch den Premierminister vergeben, obschon jedermann einen Vorschlag an die Regierung einreichen kann, wer geehrt werden soll.
Zum Sir wurden in den vergangenen Jahren unter anderen ernannt – Jack Brabham, Frank Williams und Patrick Head, Jackie Stewart und Stirling Moss; zum «Commander of the British Empire» (CBE) Colin Chapman, Nigel Mansell, John Cooper, Robin Herd, David Richard und Ron Dennis; zum OBE Adrian Newey, Ross Brawn, Jim Clark, Graham Hill, John Surtees, Damon Hill, Alain Prost (einer der seltenen Ausländer), Keith Duckworth, Professor Sid Watkins, Malcolm Wilson und Murray Walker; zum MBE (Member of the British Empire) schliesslich Lewis Hamilton, Jenson Button, David Coulthard, Derek Bell oder John Watson.
2016 gab es aus der Motorsportgemeinde viel Spott und Hohn. Da wurden insgesamt 1197 Leute mit einem Orden oder Ritterschlag bedacht. Dazu gehörte auch Susie Wolff, die einen MBE erhält – also die gleichwertige Auszeichnung wie Hamilton. Die ehemalige DTM-Pilotin und Formel-1-Testfahrerin wurde wegen ihrer «Verdienste für Frauen im Motorsport» ausgewählt.
Der vierfache Olympiasieger und Leichtathlet Mo Farah, im November 2017 in den Rittersstand erhoben: «Wenn ich daran denke, was Lewis für den Sport getan hat – ich würde ihn sofort zum Sir ernennen. Ich finde nicht, dass er jene Anerkennung erhält, die ihm zusteht.»