Lewis Hamilton: WM-Titel nach Verlust von Grossvater
Lewis Hamilton
Nur ein kleiner Kreis wusste davon: Lewis Hamilton fuhr in Mexiko unter einer dunklen Wolke – am Donnerstag vor dem entscheidenden Rennen verlor er seinen Opa väterlicherseits, Davidson Augustine Hamilton. Lewis nach seinem WM-Gewinn: «Das war ein schwieriges Rennwochenende für mich, weil ich am Donnerstag meinen Grossvater verloren habe. Er war wie der Pate der ganzen Familie. Ich werde nie vergessen, was er für die Familie getan hat.»
«Und dann mein Vater: Er hatte alle schwierigen Zeiten durchgestanden, er hat unheimlich viel für mich geopfert. Opa war sehr stolz auf ihn. Dad war der einzige Vater, der sich an die Kartpiste stellte und mit mir nachher Bremspunkte besprach. Es sind solche Momente, die mir jetzt in den Sinn kommen, es sich diese Momente, welche mich definiert haben auf diesem Weg, der zu fünf WM-Titel geführt hat.»
Fünffacher Weltmeister, das müssen wir uns ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Selbst dem Champion selber fällt es schwer, diese Leistung in ganzer Grandiosität zu erfassen. «Ich fand, ich bin schon 2017 eine sehr gute Saison gefahren. Ich fragte mich selber: Wie soll ich noch mehr aus mir herausholen? Aber dann habe ich in dieser Saison einige der besten Rennen meiner Karriere gezeigt.»
Was hat Hamilton eigentlich zu Vettel gesagt, als der Deutsche nach der Zielflagge sportlich gratulierte? Lewis: «Ich sagte zu ihm – danke, dass du so ein starker Rivale warst, und ich brauche dich im nächsten Jahr! Da ist viel gegenseitiger Respekt, Champions sollten einander gratulieren können. Sebastian kann das.»
Wie würde sich Hamilton mit Vettel vergleichen? Lewis: «Das ist nicht einfach. Denn es könnte falsch ausgelegt werden. Er ist ein vierfacher Weltmeister, das sagt wohl alles. Bei Ferrari lastet ein enormer Druck auf seinen Schultern. Ich bin froh, fahre ich in dieser Epoche gegen einen Piloten wie ihn. Von solchen Duellen lebt der Sport.»
Fünf WM-Titel, da kommen die sieben Titel von Michael Schumacher in Reichweite. Lewis: «Ich finde es schon unwirklich, von fünf WM-Titeln zu reden. Ich möchte gerne noch einige Jahre lang fahren, aber ich will einen Schritt nach dem anderen machen. Mit ein wenig Glück komme ich Schumacher vielleicht nahe. Was er damals mit Ferrari erreicht hat, ist genial.»
Lewis Hamilton verrät eines seiner Erfolgsgeheimnisse: «Es ist das Eine, dass du ständig an dir selber arbeitest, um immer besser zu werden. Aber dann geht es auch darum, wie du mit den Menschen um dich herum umgehst. Es ist ganz wichtig, dass ich sie glücklich und motiviert halte. Und am besten klappt das, wenn du Rennen gewinnst.»
«Vielleicht ist dieser Titel deshalb so wertvoll, weil Ferrari ein ganz starker Gegner gewesen ist. Wir waren mit dem Auto im Rückstand. In diesem Titel steckt unfassbar viel Arbeit, das war der Schlüssel. Mir sind dann einige beinahe magische Runden gelungen. Aber dazu musst du komplett in dir ruhen. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich mit meinem Leben sehr glücklich bin. Ich lebe gesünder als je zuvor, ich habe eine gute Balance zwischen Job und Freizeit gefunden, ich befasse mich mit sehr vielen spannenden Dingen. Wenn du glücklich bist, dann kannst du auch schnell fahren. Ich konnte mit dem Auto in diesem Jahr Dinge anstellen, das kann vielleicht kein anderer Rennfahrer.»
«Jeder WM-Titel fühlt sich wieder anders an. Den ersten Titel vergisst du nie. Ich konnte ihn erst in der letzten Runde des letzten Rennens erringen, das war überaus intensiv. Was mich am fünften Titel besonders freut: Wir hatten in den meisten Rennen nicht das schnellste Auto. Und doch sind wir Weltmeister geworden.»