History: Adelaide 1991, ein Grand Prix in 24 Minuten
Adelaide 1991: Nur Ayrton Senna an der Spitze hatte freie Sicht
In wenigen Tagen wird der Grosse Preis von Brasilien ausgetragen, und so richtig wissen die Meteorologen der Millionenstadt São Paulo noch nicht, wo die Reise hingeht. Wenn wir hin und wieder zur Floskel zurückgreifen, dass früher alles besser war: Nein, war es nicht. Um genau zu sein, war auf den Wetterbericht so wenig Verlass wie heute. Die australischen Wetterfrösche prognostizierten fürs WM-Finale 1991 in Adelaide «gelegentliche Schauer». Aus gelegentlich wurde dann eine Stunde vor dem Grand Prix ein Wolkenbruch, der so heftig war, dass der nahe Flughafen geschlossen werden musste. Die Rennleitung fand aber weiter nichts dabei, das Rennen zur geplanten Zeit zu starten!
Der unvergessene Ayrton Senna (McLaren-Honda) ging in Führung, der Brasilianer war der Einzige, der etwas erkennen konnte. In den ersten fünf Runden segelten fünf Fahrer von der Bahn. Jene, die Glück hatten, kreiselten einfach von der Ideallinie weg. Jene, die Pech hatten, fanden sich in einer Mauer wieder. Und dann gab es jene, für die Sekunden zu Stunden wurden. Der heutige Sky-GP-Experte Martin Brundle erinnert sich: «Ich habe mich gedreht, und als ich wieder losfahren wollte, fiel mir auf: es war so wenig zu sehen, dass ich keine Ahnung hatte, ob ich in Fahrtrichtung stehe oder nicht. Mit Grausen erfüllte mich ein Gedanke – was, wenn ich meinen Gegnern jetzt entgegenfahre?»
Nach 24 Minuten hatte die Rennleitung Erbarmen und brach das Motorbootrennen ab, Rennchef Roland Bruynseraede hielt die rote Flagge heraus. Endlich war auch den Regelhütern klar geworden, wie brandgefährlich die Verhältnisse waren. Alle Pläne auf einen Neustart mussten fallengelassen werden, als der Abend kam. Senna wurde zum Sieger erklärt, aufgrund der geringen Renndistanz gab es nur halbe WM-Punkte.
Bis heute ist Adelaide 1991 der kürzeste WM-Lauf: mit 24 Minuten, 34 Sekunden und 899 Hundertsteln. Es ist auch jenes Rennen, bei welchem die Schutzengel zuhauf unterwegs waren, um die Fahrer vor Verletzungen zu bewahren.
Ayrton Senna meinte später: «Da war unfassbar viel Wasser auf der Bahn, der Wagen schwamm einfach von der einen auf die andere Pistenseite. Zum Teil kam ich gar nicht mehr über den zweiten Gang hinaus.»
Gerhard Berger schäumte: «Wir Fahrer sind uns des Risikos bewusst, aber die Streckenposten solchen Gefahren auszusetzen, das ist unverantwortlich und nicht akzeptabel.»
Heute würde ein Grand Prix bei solchen Verhältnissen gar nicht oder nur hinter dem Safety-Car freigegeben. Wenn Streckenposten arbeiten, wird entweder die virtuelle Safety-Car-Phase ausgerufen (wenn die Fahrer niedrige Geschwindigkeit halten müssen) oder das Rennen gestoppt.