FP1 Brasilien: Verstappen knapp schneller als Vettel
Max Verstappen war im ersten Training zum Brasilien-GP der Schnellste
Die Formel-1-Piloten durften das zweitletzte Rennwochenende des Jahres auf dem Autódromo José Carlos Pace in Interlagos auf trockener Bahn und bei 27 Grad Streckentemperatur in Angriff nehmen. Unter den üblichen Verdächtigen mischten sich für die ersten 90 Trainingsminuten auch drei Nachwuchstalente: Nicholas Latifi rückte im Force India-Renner von Sergio Pérez aus, Lando Norris durfte den McLaren von Fernando Alonso steuern und Marcus Ericsson überliess seinen Alfa Romeo-Sauber Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi, der 2019 für die Schweizer Gas geben wird.
Der Erste, der sich auf der brasilianischen Rennbahn zeigte, war aber ein etablierter GP-Pilot: Red Bull Racing-Pechvogel Daniel Ricciardo, der in Mexiko seinen achten Ausfall in dieser Saison hinnehmen musste, führte eine ganze Reihe von GP-Autos auf die Bahn. Der Australier, der im nächsten Jahr für das Renault-Werksteam um WM-Punkte kämpfen wird, muss das zweitletzte Kräftemessen des Jahres mit einer Rückversetzung um fünf Startplätze in Angriff nehmen, weil er mit einem neuen Turbolader ins Rennwochenende startet, der das erlaubte Kontingent überschreitet.
Die erste gezeitete Runde drehte aber ein anderer Star der Szene: Ferrari-Ass Kimi Räikkönen umrundete die Interlagos-Piste auf den superweichen Reifen in 1:20,666 min. Weil es der Finne damit sehr ruhig angehen liess, wurde er daraufhin von Norris mit 1:13,312 min verdrängt, obwohl der McLaren-Aufsteiger auf seiner schnellen Runde einige Schnitzer hatte.
So dauerte es auch nicht lange, bis Norris durchgereicht wurde: Ricciardo wagte sich auf den superweichen Reifen auf die Bahn und übernahm mit 1:10,139 min die Spitzenposition, Räikkönen folgte dem Beispiel des Red Bull Racing-Abschiedskandidaten, blieb aber vorerst zwei Zehntel langsamer als der siebenfache GP-Sieger. Später konnte er jedoch die Führung übernehmen.
Mercedes-Duo lässt sich Zeit
Während sich Toro Rosso-Pilot Pierre Gasly über Boxenfunk darüber beklagte, dass seine Lenkung nach rechts zog, machte sich Champion Lewis Hamilton erst daran, in sein Cockpit zu steigen. Der Brite und sein Teamkollege Valtteri Bottas waren mit unterschiedlichen Heckflügel-Konfigurationen unterwegs, während das Ferrari-Duo Räikkönen und Sebastian Vettel mit einem neuen Unterboden ausrückten.
Schliesslich rollten auch die Silberpfeile auf die F1-Piste – beide auf den superweichen Reifen. Zu diesem Zeitpunkt waren viele GP-Stars auf der Piste unterwegs, weshalb sich Hamilton bald darauf beklagte, vom Verkehr aufgehalten worden zu sein. Der fünffache Champion belegte nach seinem ersten schnellen Versuch den fünften Platz, während sein Teamkollege Räikkönens Bestzeit von 1:10,086 min um 34 Tausendstel unterbieten konnte und die Spitzenposition übernahm.
Allerdings nicht für lange, denn erst schnappte sich Max Verstappen den ersten Platz, dann legte Hamilton nach und blieb dabei eine Zehntel schneller als der Niederländer. Und das, obwohl er mit Untersteuern zu kämpfen hatte, wie er am Funk erklärte. Schwierigkeiten mit seinem Renner bekundete auch Nico Hülkenberg, der allerdings mit der Bremsbalance kämpfte. Der Deutsche, der alle Hände voll zu tun hatte, seinen Renault auf der Strecke zu halten, war zu diesem Zeitpunkt der Elftschnellste. Kurz nach seinem Funkspruch steuerte er die Box an.
Verbremser musste auf der dreckigen Piste auch Weltmeister Hamilton hinnehmen, das hielt den Mercedes-Piloten aber nicht davon ab, noch einmal auf neuen Gummis Gas zu geben und mit 1:09,107 min eine neue Bestmarke aufzustellen. Diese wurde allerdings kurz drauf von Verstappen mit 1:09,011 min unterboten. Auch Vettel schaffte es kurz darauf auf frischen superweichen Reifen schneller als der Mercedes-Konkurrent um die Bahn. Der Deutsche blieb allerdings 49 Tausendstel langsamer als Verstappen. Für Räikkönen gab es hingegen nach 13 Runden eine Zwangspause, weil sein Team in der Box an seinem Ferrari schraubte.
Pause für Valtteri Bottas
Auch auf der Piste war viel los, so durften die Zuschauer am Autódromo José Carlos Pace mitansehen, wie Kevin Magnussen in seinem Haas-Boliden einen Ausritt in die staubige Auslaufzone unternahm. Kurz darauf zeigte sich Kimi wieder auf der Bahn, diesmal war der Iceman auf weichen Reifen unterwegs. Dennoch konnte er damit die bis dato drittschnellste Runde drehen. Allerdings wurde er kurz darauf durchgereicht.
Für Unterhaltung sorgten ausserdem die Funksprüche von Gasly, der sich erst wortreich über seinen Teamkollegen Brendon Hartley aufregte, der ihm im Weg stand, und dann auch noch über einen Force India-Renner fluchte, von dem er sich aufgehalten fühlte. Der Franzose belegte zu diesem Zeitpunkt den 15. Platz auf der Zeitenliste, «Best of the Rest» hinter den Piloten der grossen Drei Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing war zu diesem Zeitpunkt das Haas-Team, denn sowohl Magnussen als auch sein Teamkollege Romain Grosjean waren gut unterwegs.
Zur Top-10 gehörten auch der künftige Ferrari-Pilot Charles Leclerc und Force India-Abschiedskandidat Esteban Ocon, die eine Viertelstunde vor dem Ende der Session die Positionen 9 und 10 belegten. Zu diesem Zeitpunkt war auch Bottas wieder auf der Bahn zu sehen. Der Finne musste lange in der Box ausharren, weil ein Ölleck vermutet wurde – die Silberpfeil-Verantwortlichen gaben daraufhin allerdings Entwarnung, sodass Bottas 20 Minuten vor dem Ende wieder ausrücken konnte. Für Magnussen war das Training zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen, weil er sich seine Reifen bei einem Ausritt ruiniert hatte.
Am Ende durfte sich Verstappen über die Bestzeit freuen, er blieb allerdings nur 49 Tausendstel schneller als Vettel und 96 Tausendstel schneller als Hamilton. Hinter den Top-3 reihten sich Ricciardo, Räikkönen, Bottas, Grosjean, Magnussen, Leclerc und Ocon auf den weiteren Top-10-Positionen ein. Carlos Sainz, Hülkenberg, Giovinazzi, Stroll, Gasly, Norris, Sirotkin, Hartley, Vandoorne und Latifi folgten auf den weiteren Plätzen.