Training 3 Brasilien: Vettel 1., Ärger bei Verstappen
Sebastian Vettel
Noch einmal 60 Minuten, um sich in Sachen Rennabstimmung und Set-up fürs Abschlusstraining fit zu machen: Die zehn GP-Rennställe hatten viel Arbeit vor sich und waren erleichtert darüber, dass sie am Samstagmorgen von freundlichem Wetter begrüsst wurden. Für die Quali um 18.00 Uhr europäischer Zeit besteht noch immer die 40-prozentige Möglichkeit von Niederschlägen.
DTM-Pilot Paul Di Resta weiss: «Ich schätze, in der Quali wird es Red Bull Racing es nicht haben gegen Ferrari und Mercedes, weil sie mit dem Renault-Motor nicht so gut bedient sind. Aber im Renntrimm traue ich Verstappen und Ricciardo viel zu. Vor allem auch deshalb, weil sich gezeigt hat – das RBR-Chassis geht mit den Reifen schonender um als der Wagen von Ferrari oder Mercedes.»
Kimi Räikkönen ging als erster Top-Pilot auf die Bahn, blieb aber deutlich über der Bestzeit von Valtteri Bottas am Freitag. Bereits jetzt steht fest, wer in Interlagos gewiss nicht auf Pole-Position stehen wird: Daniel Ricciardo (fünf Ränge zurück wegen Einbaus eines neuen Turboladers) und Force-India-Fahrer Esteban Ocon (fünf Ränge zurück, weil sein Auto ein neues Getriebe brauchte). Teamchef Otmar Szafnauer: «Wir haben nach dem Mexiko-GP einen Riss im vorderen Bereich des Getriebes entdeckt, so hätten wir das Rennen in Brasilien nicht beenden können.»
Nach einer Viertelstunde rückte Sebastian Vettel im zweiten Ferrari aus – neue Bestzeit mit 1:08,857 min, sechs Zehntel schneller als Kimi, dem keine saubere Runde gelungen war. Aber auch Vettel war langsamer als Bottas am Tag zuvor.
Wo waren die Silberpfeile? Lewis Hamilton ging auf die Bahn, kam aber postwendend wieder herein. Der Engländer hatte auf den flacheren Heckflügel umbauen lassen, den Valtteri am Freitag bei seiner Bestzeit am Wagen gehabt hatte. Hamilton zurück an der Box, das geschah nicht freiwilllig: Rauch aus dem Heck, die Motorverkleidung wurde weggenommen, die Ingenieure wollten sich das genauer anschauen. Am Freitag hatte es beim Wagen von Bottas ein Ölleck gegeben, das freilich schnell behoben war. Valtteri Bottas war drei Zehntelsekunden langsamer als Vettel. Ferrari-Power machte am Freitag Eindruck: fünf Autos in den Top-Ten!
Nach wenigen Minuten schien das Problem erledigt zu sein: Die Mercedes-Techniker starteten den Motor erneut, dieses Mal ohne Rauch. Erklärung von Mercedes: Ein Belüftungsschlauch hatte sich gelöst und musste neu befestigt werden. Hamilton konnte weitermachen.
Nach dreissig Minuten noch ohne Zeit: beide Fahrer von Red Bull Racing. Paul Di Resta: «Hier geht es darum, Kilometer zu sparen und damit die Motoren zu schonen.»
Lewis Hamilton begann dann eine heisse Runde: zweitschnellste Zeit, 241 Tausendstelsekunden hinter seinem Erzrivalen Vettel. Würde Red Bull Racing ein Rezept gegen Mercedes und Ferrari haben? Daniel Ricciardo wollte es herausfinden, Strafversetzung hin oder her: Im ersten Sektor verlor er 15 Hunderstel, im Mittelteil war er schneller als Vettel, zum Ziel hoch machte sich das Power-Manko dann aber wieder bemerkbar, am Ende fehlten gegen Sebastian 379 Tausendstel.
Kimi Räikkönen nahm frischen Anlauf: Neue Bestzeit mit 1:08,490 min, Lewis Hamilton nun Zweitschnellster («das Auto fühlt sich gut an»), dann kam Sebastian Vettel – eine halbe Sekunde schneller als Kimi, 1:07,948 min, vier Zehntel schneller als Bottas bei seiner Pole-Runde 2017! Um genau zu sein, ist noch kein Fahrer in Interlagos auf dieser Pistenführung schneller gefahren als Sebastian.
McLaren-Fahrer Stoffel Vandoorne meldete sich am Funk: «Ich glaube, ich habe eine Vogel überfahren.» Zeitlupenaufnahmen zeigten jedoch, dass der Flattermann ziemlich durchgeschüttelt wurde, dem Papaya-Renner des Belgiers aber entrinnen konnte.
Was machte Max Verstappen? Der Niederländer beklagte sich über ein Auto, das unwillig einlenkt. So baut ein Fahrer kein Vertrauen ins Auto auf. Der fünffache GP-Sieger beklagte sich auch über Vorderreifen, die zu wenig nachhaltig auf Temperatur kommen.
Gut eine Viertelstunde vor Schluss ging Valtteri Bottas nochmals auf die Bahn, erneut mit der weichsten Mischung von Pirelli – den superweichen Walzen (rot markiert). Auch Lewis Hamilton wollte es nochmals wissen: Der Engländer wurde schneller, aber auch er konnte die Vettel-Zeit nicht knacken, 217 Tausendstel langsamer. Sein Renningenieur Pete Bonnington schickte Hamilton beruhigende Worte ins Cockpit: «In den Kurven sieht alles gut aus.» Übersetzung: Wir drehen den Dampf dann später hoch.