Ferrari bestätigt: Teamchef Maurizio Arrivabene weg!
Ferrari liess sich einen Tag lang Zeit, jetzt bestätigen die Italiener, was alle schon wussten: Maurizio Arrivabene ist seinen Posten als Teamchef los. Neuer starker Mann ist der bisherige Technikchef Mattia Binotto.
Ferrari erklärt: «Nach vier Jahren hingebungsvoller Arbeit verlässt Maurizio Arrivabene das Team. Dies das Ergebnis langer Gespräche mit dem Top-Management der Firma in Bezug auf die langfristigen, persönlichen Interessen von Arrivabene und die Interessen des Teams. Ferrari bedankt sich für den unermüdlichen Einsatz von Arrivabene. Mattia Binotto übernimmt mit sofortiger Wirkung die Leitung des Rennstalls.»
Maurizio Arrivabene als Teamchef von Ferrari entsorgt, Technikchef Mattia Binotto befördert, ein regelrechter Umsturz, wieder Wirbel um Ferrari. Das macht auch Mauro Forghieri Gedanken. Der Italiener wurde 1962 von Enzo Ferrari zum Sportdirektor und Chefingenieur ernannt, 1970 erhielt er den Posten des Technikchefs. Den behielt er gut fünfzehn Jahre lang, dann suchte Maranello sein Heil mit britischen Technikern, und Mauro Forghieri geriet ins Abseits. Unter seiner Führung gewann Ferrari vier Fahrertitel in der Königsklasse (John Surtees 1964, Niki Lauda 1975 und 1977 sowie Jody Scheckter 1979). Auch in hohem Alter (Forghieri wird am 13. Januar 84 Jahre alt) ist das Interesse am Rennsport hellwach geblieben, so auch an den jüngsten Entwicklungen bei Ferrari.
«Ich weiss, wie es ist, bei Ferrari mehrere Rollen gleichzeitig zu spielen», sagt Forghieri meinem Kollegen Franco Nugnes von motorsport.com. «Aber ich hatte damals volle Rückendeckung von Enzo Ferrari.» Die Zeiten haben sich gewandelt. Wir leben im Zeitalter der Spezialisten, nicht der Allrounder. Konstrukteure wie Mauro Forghieri haben ein ganzes Auto entworfen, heute haben wir Techniker, die kümmern sich ausschliesslich um Aufhängungen, sie hätten keinen blassen Schimmer, wie sie einen Motor bauen sollen.
Wann war es eigentlich vor «Arrivabene raus, Binotto rauf» letztmals zu einer Beförderung des technischen Leiters zum Teamchef gekommen? Wir müssen ein wenig zurückblättern, es war Claudio Lombardi 1991.
Mauro Forghieri sagt nun: «Einfach wird das nicht für Mattia Binotto, und ich weiss gut, wovon ich rede. Ich halte Binotto für einen seriösen Menschen, der den Ist-Zustand von Ferrari sehr gut kennt. Was er noch beweisen muss: Ob er das Durchsetzungsvermögen und den Charakter besitzt, um 1000 Mitarbeiter zu führen. Bei mir war das früher einfacher, weil das Team viel kleiner war.»
«Binotto wird sich mit Aspekten herumschlagen müssen, die früher nicht Teil seiner Arbeit waren. Er wird Rückgrat brauchen, den Leuten zu beweisen, dass er die Führungsqualitäten eines Teamchefs besitzt. Ich hatte das grosse Glück, dass mich Enzo Ferrari enorm unterstützt hat. Mir war klar: Wenn jemand an meinem Stuhl sägen wollte, dann musste er das bei Enzo Ferrari rechtfertigen. Er stand mir immer bei, und das galt nicht mal für die Fahrer.»
«Sich als Techniker ums ganze Team zu kümmern, das ist komplexer als wir glauben könnten. Das Wichtige wird sein: Die Lage der Scuderia realistisch einschätzen. Das ist eine grandiose Herausforderung für ihn. Wenn sich Binotto durchsetzt, dann kann er den Rennstall so führen, wie er will.»
Alle Ferrari-Teamchefs
2019: Mattia Binotto
2014–2018: Maurizio Arrivabene
2014: Marco Mattiacci
2007–2014: Stefano Domenicali
1993–2007: Jean Todt
1992/1993: Sante Ghedini
1991: Claudio Lombardi
1989–1991: Cesare Fiorio
1978–1988: Marco Piccinini
1977: Robert Nosetto
1976: Daniele Audetto
1976: Guido Rosani
1974/1975: Luca Montezemolo
1973: Sandro Colombo
1971/1972: Peter Schetty
1968–1970: Franco Gozzi
1967: Franco Lini
1962–1966: Eugenio Dragoni
1958–1961: Romolo Tavoni
1957: Mino Amorotti
1956: Eraldo Sculati
1952–1955: Nello Ugolini
1947–1951: Federico Giberti
1935–1940: Nello Ugolini
1934: Federico Giberti
1932/1933: Mario Lolli
1930/1931: Saracco Ferrari