Robert Kubica: Wieso Williams zunächst gegen ihn war
Im Anschluss an die Formel-1-Saison 2017 trug Williams aus, was viele als Duell um einen Grand-Prix-Stammplatz einstuften: Der Krakauer Robert Kubica und der Moskauer Sergey Sirotkin gingen auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi auf die Bahn. Am Schluss entschied sich der drittälteste Formel-1-Rennstall (nach Ferrari und McLaren) für Sirotkin. Sein Speed habe den Ausschlag gegeben, beteuerten die Engländer, das habe nichts mit der Mitgift des Russen zu tun. Zweifel daran lassen wir gerne stehen.
Leicht hätte Williams Sirotkin eine zweite Saison ermöglichen können, doch 2019 wird neben GP-Neuling George Russell der erfahrene Kubica im Wagen sitzen. Was hat sich also geändert?
Williams-Technikchef Paddy Lowe holt ein wenig aus: «Es ist nie ganz einfach, auf einer technischen Grundlage Fahrer zu wählen. Und wenn wir zurückblicken, dann ist das oft nicht passiert. Es kommt mir vor, als hätten manche Teamchefs einfach mal den angenässten Finger in den Wind gehalten, oder sie fanden, dass ein bestimmter Fahrer recht flott aussehe.»
«Wir haben ungefähr das Gegenteil davon gemacht», sagt der 56jährige Engländer. «Wir haben einen überaus umfangreichen Entscheidungsfindungsprozess durchlaufen, und am Ende kam Sergey als die beste Lösung heraus. Ich bin noch heute überzeugt davon, dass wir damals das Richtige getan haben.»
Der in Kenia geborene Lowe schränkt ein: «Allerdings muss ich auch sagen, dass Robert in diesem Prozess nicht die idealen Möglichkeiten hatte, sich zu entfalten. Keine Grands Prix fahren zu können, das war die ganze Saison 2018 über eine Enttäuschung für ihn. Inzwischen haben wir Kubica besser kennengelernt. Wir wissen jetzt, was er beitragen und leisten kann. Also sind wir zu einem anderen Ergebnis gelangt als vor zwölf Monaten.»
Welche Rolle spielte dabei die Tatsache, dass Robert Kubica den beim Rallye-Unfall 2011 schlimm verletzten rechten Arm nur noch teilweise brauchen kann? Paddy Lowe gibt zu: «Die körperlichen Einschränkungen mussten wir berücksichtigen. Wir können ja nicht so gut, als gäbe es sie nicht. Aber ein Jahr Arbeit mit ihm hat uns vor Augen geführt, dass er zu Top-Leistungen fähig ist. Seine Kompetenz stand nie in Frage, seine Hingabe auch nicht. Und an den verletzten Arm denke ich gar nicht mehr. Vielleicht werden das Leute ausserhalb des Rennstalls weiter thematisieren, wir hier haben das längst abgehakt.»