MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Alex Zanardi: «Sebastian Vettel erhält einen Weckruf»

Von Mathias Brunner
​​Charles Leclerc fährt 2019 einen Ferrari. Viele Formel-1-Insider glauben: Team-Leader Sebastian Vettel wird es nicht leicht haben. Rennlegende Alex Zanardi: «Sebastian Vettel erhält einen Weckruf.»

Der frühere Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hatte sich entschlossen: Der Fiat-Sanierer fand, es sei an der Zeit, endlich mehr auf die Jugend zu setzen. Das Schicksal wollte nicht, dass Marchionne es noch erleben darf, wie Ferrari-Zögling Charles Leclerc 2019 als Stallgefährte von Sebastian Vettel ausrückt – der charismatische Manager verstarb Ende Juli 2018 in Zürich.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn glaubt, dass ab jetzt in Maranello ein anderer Wind wehen wird. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Charles Leclerc für Vettel so gut verträglich sein wird wie Kimi es bisweilen war.» Charles Leclerc selber formuliert das so: «Ich bin nicht zu Ferrari gekommen, um zweite Geige zu spielen.»

Dieser Ansicht ist auch Alex Zanardi. Der frühere IndyCar-Champion sagt im Corriere della Sera: «Charles Leclerc ist für Ferrari eine vorzügliche Wahl. Sebastian Vettel erhält einen Weckruf. Auch wenn ich jetzt nicht der Ansicht bin, dass er ihn unbedingt nötig gehabt hätte. Kimi Räikkönen ist noch immer ein fabelhafter Pilot, aber er stand ständig auf dem Prüfstand. Ich finde es sehr gut, dass ein so überdurchschnittlich begabter Fahrer wie Leclerc kommt. Auch wenn ich mir wünsche, dass Vettel Team-Leader bleibt.»

Der 52jährige Italiener weiter. «Wenn sich Seb durchsetzt, dann werden die Zweifel einiger Leute aus dem Weg geräumt, wonach Ferrari in den vergangenen Jahren ein Fahrerproblem hatte. Gegen einen Hamilton, der so gut wie fehlerfrei fährt, muss dies der Fahrplan von Ferrari sein – das Auto effizient entwickeln und selber keine Fehler machen.»

Die Gabe, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und der Wille zum Sieg waren bei Leclerc früh zu entdecken. Beim Grossen Preis von Monaco wurde Charles’ Leidenschaft zum Motorsport entzündet. «Als Vierjähriger war ich mit meiner Familie zu Gast bei Freunden meiner Eltern. Wir haben das Formel-1-Rennen von der Terrasse verfolgt – das Haus war direkt über der ersten Kurve, der Sainte Dévote. Während mein Freund und ich mit Spielzeug-Autos beschäftigt waren, hörten wir im Hintergrund die Formel-1-Motoren. Jeder hat besondere Erinnerungen an seine Kindheit; diese bedeutet mir viel.»

Schon im Alter von vier Jahren stand das Kartfahren für den jungen Charles an erster Stelle. Um nicht in den Kindergarten gehen zu müssen, sagte er seinen Eltern an einem Morgen, dass er sich nicht gut fühlen würde. Stattdessen nahm ihn sein Vater zu einem Treffen mit seinem besten Freund, Philippe Bianchi, mit. Zufälligerweise fand das Treffen auf Bianchis Kartbahn in der Nähe von Charles‘ Elternhaus statt.

Es dauerte nicht lange, da sass Charles in einem Kart und drehte seine erste Runde – zunächst noch mit einem Sicherheitsseil. «Ich kann mich noch gut an einen lustigen Moment erinnern. Bereits mit vier Jahren wusste ich, wie man den Motor eines Karts startete. Als mein Vater und ich an der Strecke ankamen, stieg ich ins Kart und fuhr einfach los. Mein Vater stand am Rand der Kartbahn, winkte mir zu und rief andauernd meinen Namen. Mir war nicht klar, was der Grund dafür war und so fuhr ich einfach weiter. Als ich dann nach ein paar Runden stehenblieb, wurde mir bewusst, dass ich keinen Helm trug. Ich war schon als Kind so fasziniert vom Motorsport, dass ich alles andere ausgeblendet habe.»

Nach nur wenigen Besuchen auf der Kartbahn war schnell klar, dass der Motorsport für Charles mehr als nur ein Hobby war. «Vom ersten Tag an wollte ich gewinnen», sagt Charles.

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