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Luca Montezemolo: Schumacher soll bei Ferrari wachsen

Von Mathias Brunner
Luca Montezemolo 2005 bei der Ferrari-Präsentation mit Rubens Barrichello und Michael Schumacher

Luca Montezemolo 2005 bei der Ferrari-Präsentation mit Rubens Barrichello und Michael Schumacher

​Vor kurzem ist Mick Schumacher in die Nachwuchsförderung von Ferrari aufgenommen worden, in die so genannte Fahrer-Akademie. Ex-Ferrari-Präsident Luca Montezemolo: «Er soll bei Ferrari wachsen.»

Das waren noch Zeiten, als Ferrari jeweils den neuen Rennwagen mit Riesen-Tamtam präsentierte. Vor einer handverlesenen Schar von Berichterstattern tummelten sich die Granden aus Politik und Wirtschaft, um zu erleben, wie Präsident Luca Montezemolo eine launige Rede hielt und die Ferrari-Fahrer dann das edle Tuch von der neuen roten Göttin zogen. Rauschender Applaus im Saal. Mir fehlen die feurigen Worte von Montezemolo, stets frei von der Leber weg gesprochen, immer herzergreifend. Er war die Verkörperung der Leidenschaft Ferrari. Heute zeigt Ferrari eine Präsentation, die Leiden schafft, denn die Italiener beschränken sich auf einen Internet-Auftritt, meist wollen das so viele Fans sehen, dass die Verbindung kollabiert. Im Netz werden mehr Menschen erreicht, gewiss, aber mehr Wärme hat das nicht.

Ich fand es immer eine schöne Laune des Schicksals, dass Montezemolo und die Firma Ferrari das Geburtsjahr teilen: 1947. Heute ergreift Luca nur noch selten das Wort, es ist still geworden um jenen charismatischen Menschen, der von 1991 bis 2014 Steuermann der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt und des beliebtesten Rennstalls obendrein war. Das Ende seiner Ära – äusserst unglamourös, es gab dicke Luft zwischen ihm und Fiat-Sanierer Sergio Marchionne, der sich zum neuen starken Mann von Ferrari machte. Seither gilt: Man kann Montezemolo aus Maranello entfernen, aber niemand kann Ferrari aus Montezemolo entfernen.

Zum 50. Geburtstag von Michael Schumacher hatte sich Montezemolo zu Wort gemeldet, und es war bezeichnend, dass die kraftvollste Erinnerung an Schumi nichts mit Rennen zu tun hatte. Seine Anekdote entwirft auch einen schönen Bogen zum heutigen Ferrari-Junioren Mick Schumacher.

Luca Montezemolo sagte zu meinem Kollegen Leo Turrini: «Es mag vielleicht erstaunen, aber das erste, was mir bei Michael in den Sinn kommt, ist nicht etwa der Rennfahrer – sondern der Familienvater. Sein zweites Kind war eben auf die Welt gekommen, also Mick, und die ganze Familie kam zu mir in die Ferien. Es war Sommer, also Mückenzeit. Alle fünf Minuten ist Michael zu den Kindern gerannt, in tiefer Sorge, ob sie nicht vielleicht einen Mückenstich erlitten hätten. Seine Aufmerksamkeit für Details hat mich umgehauen. Bei Michael bist du dir darüber klargeworden, dass selbst eine Winzigkeit fundamental sein kann. Schumacher hat er in der DNA von Ferrari Spuren hinterlassen.»

In Italien hat Luca Montezemolo an einer Buchpräsentation teilgenommen. Es geht um das Werk «Un pilota, un’epoca» über den früheren Ferrari-Werkspiloten Ignazio Giunti, 1971 im Alter von nur 29 Jahren bei einem Sportwagenrennen in Buenos Aires ums Leben gekommen. Dabei sagt Montezemolo über den jungen Mick Schumacher: «Ich mag ihn sehr, ich kenne ihn, seit er in der Wiege lag. Das ist ein ernsthafter, intelligenter Junge, wir müssen ihm Zeit zum Wachsen lassen. Ist der Sohn wie der Vater? Es ist noch zu früh, das zu sagen.»

Bei der Buchpräsentation sprach Montezemolo auch über den Daytona-Sieg seines früheren Piloten Fernando Alonso. «Ich freue mich sehr für ihn. Fernando ist einer der ganz Grossen, auch wenn er hin und wieder Schwierigkeiten hatte, ein Mannschaftsspieler zu sein. Ich zähle ihn neben Schumacher und Lauda zu den besten Ferrari-Piloten. Ich erinnere mich gerne an seine Zeit in Maranello. Er hat keinen einfachen Charakter, aber er gab immer alles. Ich bedaure nur, dass wir es zusammen 2010 und 2012 um ein Haar nicht geschafft haben, Weltmeister zu werden.»

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