Barcelona-Test: Vettel 1., Sainz fährt um die Ehre
Carlos Sainz brannte darauf, die Testarbeit mit McLaren zu beginnen. Ich musste ein wenig schmunzeln auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, kurz vor neun: Valtteri Bottas hatte sich mit dem neuen Silberpfeil an der Ampel aufgestellt, das Weltmeister-Team würde die Saison als Klassenbester aufnehmen. Dann schob sich keck Carlos Sainz im McLaren an die Seite von Bottas, und als die Ampel auf Grün sprang, schoss Carlos als Erster auf die Bahn. Offenbar war das eine Frage der Ehre.
Sainz tritt in grosse Fussstapfen. Er ist Nachfolger von Fernando Alonso, den er kennt, seit Carlos ein Dreikäsehoch gewesen ist. Die beiden Spanier stehen auch heute in engem Kontakt. Alonso fährt 2019 zwar keine Formel-1-Rennen, aber wieso sollte McLaren auf die gewaltige Erfahrung des zweifachen Weltmeisters verzichten wollen?
Eine prickelnde Frage vor der Formel-1-Saison: Erhalten die Rennfahrer 2019 endlich ein Auto, mit dem sie sich besser auf ihre Gegner werfen können? Die geänderte Aerodynamik mit vereinfachten Frontflügeln soll es richten, aber viele Insider sind skeptisch. Ende April 2018 ist ein neues Aero-Reglement für die Saison 2019 im Eilzugtempo durchgewunken worden. Formel-1-Sportchef Ross Brawn zielt mit den Änderungen darauf, den Piloten schärfere Werkzeuge in die Hand zu geben. Einfach gesagt: Dank einer simpleren Aerodynamik sollen die Piloten einem Gegner besser auf die Pelle rücken können. Monate später schwant den Teams: Sind die notwendigen Investitionen alle für die Katz? Ändert sich durch die modifizierte Aerodynamik viel zu wenig?
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Von den ganzen Änderungen im Hinblick auf eine komplett neue Formel 1 im Jahre 2021 hat sich die FIA für 2019 einige Rosinen herausgepickt. Leider haben sich Mercedes und Ferrari für diese Änderungen stark gemacht, also wurde das gutgeheissen. Im Nachhinein wären sich alle Rennställe wohl einig: Es war nicht richtig, die Dinge zu überstürzen.» Und Horner ist nicht der Einzige, der daran zweifelt, dass sich viel ändern wird.
Um das Überholen zu erleichtern, wird der Frontflügel vereinfacht, er ist um 2,5 Zentimeter tiefer angeordnet und wird breiter (neu 200 Zentimeter statt wie bis anhin 180). Die seitlichen Luftleit-Elemente sind weniger hoch (nicht mehr 47,5 cm, sondern nur noch 35), dafür reichen sie 10 cm weiter nach hinten. Der Heckflügel wird 10 cm breiter (neu 105 Zentimeter), mit einer Heckflügelöffnung von 8,5 cm (statt 6,5) wird sich das «drag reduction system» (DRS) markanter auswirken. Formel-1-Sportchef Ross Brawn ist davon überzeugt, dass die geänderte Aerodynamik ein Schritt in die richtige Richtung sein wird.
Carlos Sainz sagt: «Wir wollten der neuen Aerodynamik eine Chance geben. Wir sollten mal abwarten, wie sich die ersten paar Rennen entwickeln. Ich finde es ein wenig seltsam, das Reglement zu kritisieren, noch bevor sich ein Rad gedreht hat. Ich finde das auch nicht fair gegenüber den Menschen, sie sich um solche Regeln ganz viele Gedanken machen. Also sage ich: Habt ein wenig Geduld. Gewiss, die Änderungen haben Geld gekostet, aber wenn Ross Brawn und seine Mitarbeiter das Ziel erreichen, und wir besseren Sport zeigen können, dann ist das eine gute Investition.»
Nach 90 Minuten hält Sebastian Vettel im Ferrari die Bestzeit. Kimi Räikkönen konnte nach seinem Ausrutscher schon bald wieder auf die Bahn gehen. Max Verstappen im Rennwagen von Red Bull Racing-Honda war bislang erst für eine Installationsrunde zu sehen. Der neue Racing Point RP19 wirkt noch sehr simpel – in Australien soll der Wagen markant anders aussehen. Mini-Aufreger: Vettel im Ferrari und sein Kumpel Räikkönen im Alfa Romeo-Sauber zischten zusammen um die Bahn. Vettel kam nicht vorbei.
Barcelona-Test, Stand nach 90 Minuten
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:20,920 (24 Runden)
2. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:20,945 (10)
3. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:21,500 (8)
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:21,850 (6)
5. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:22,348 (13)
6. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:23,665 (17)
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:24,381 (13)
8. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, nur Installationsrunden (7)
9. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, nur Installationsrunde (1)
Einsatzplan bei den ersten Wintertests
Ferrari
18./20. Februar: Sebastian Vettel (D)
19./21. Februar: Charles Leclerc (MC)
Red Bull Racing
18./20. Februar: Max Verstappen (NL)
19./21. Februar: Pierre Gasly (F)
Toro Rosso
18./20. Februar: Daniil Kvyat (RU)
19./21. Februar: Alex Albon (GB)
Haas
18. Februar: Romain Grosjean (F)
19. Februar: Kevin Magnussen (DK)
20. Februar: Romain Grosjean, dann Pietro Fittipaldi (BR)
21. Februar: Pietro Fittipaldi, dann Kevin Magnussen
McLaren
18./20. Februar: Carlos Sainz (E)
19./21. Februar: Lando Norris (GB)
Racing Point
18./20. Februar: Sergio Pérez (MEX)
19./21. Februar: Lance Stroll (CDN)
Mercedes-Benz
18. Februar: Valtteri Bottas (FIN) Morgen, Lewis Hamilton (GB) Nachmittag
19. Februar: Lewis Hamilton (Morgen), Valtteri Bottas (Nachmittag)
20. Februar: Valtteri Bottas (Morgen), Lewis Hamilton (Nachmittag)
21. Februar: Lewis Hamilton (Morgen), Valtteri Bottas (Nachmittag)
Renault
18. Februar: Nico Hülkenberg (D) Morgen, Daniel Ricciardo (AUS) Nachmittag
19. Februar: Daniel Ricciardo (Morgen), Nico Hülkenberg (Nachmittag)
20. Februar: Nico Hülkenberg (Morgen), Daniel Ricciardo (Nachmittag)
21. Februar: Daniel Ricciardo (Morgen), Nico Hülkenberg (Nachmittag)
Alfa Romeo-Sauber
18. Februar: Kimi Räikkönen (FIN)
19. Februar: Antonio Giovinazzi (I)
20. Februar: Kimi Räikkönen
21. Februar: Antonio Giovinazzi
Williams
18. Februar: kein Einsatz
19. Februar: Robert Kubica (PL) Morgen, George Russell (GB) Nachmittag
Das weitere Programm ist noch unbestätigt