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Carlos Sainz über McLaren: «Fans brauchen Geduld»

Von Mathias Brunner
​Der 24jährige Madrilene Carlos Sainz hat sich viel vorgenommen mit McLaren. «Wir haben eine unfassbare Fan-Gemeinde. Aber ich muss den McLaren-Anhängern auch sagen – das hier braucht Geduld.»

Carlos Sainz kniet sich richtig rein bei McLaren: «Seit ich Formel 1 fahre, habe ich noch nie so viel Zeit in einem Rennwagenwerk verbracht. Dabei hilft natürlich, dass ich nach England umgezogen bin. Ich lebe nur eine Autoviertelstunde von Woking entfernt. Ich wollte dem Team zur Verfügung stehen, wann immer es mich braucht.»

«Ich habe sehr viel Zeit im Simulator verbracht, aber auch jede einzelne Abteilung des Werks besucht. Ich konnte verfolgen, wie der McLaren MCL34 entsteht. Ich konnte auch sehen, wie die Menschen immer aufgeregter wurden, als der Präsentationstermin näher rückte. Jetzt sind wir bereit, und ich glaube, wir haben sehr gut gearbeitet.»

«Das Team befindet sich im Wandel, wir gehen unsere Aufgaben mit einer anderen Einstellung an. Aber obschon McLaren im Umbruch ist, bin ich hier bereits zuhause. McLaren fühlt sich gar nicht mehr wie ein neues Team an für mich.»

«McLaren hat eine solide Fan-Gemeinde rund um die Welt, und alle hier im Werk brennen darauf, das Vertrauen unserer Anhänger mit guten Leistungen zu belohnen. Die Fans lieben McLaren, auch die Rückkehr zu Papaya hat riesigen Wirbel gemacht. Ich habe mich intensiv mit den ganzen sozialen Netzwerken und ihren Nutzern befasst und den Fans klargemacht – ihr braucht etwas Geduld, wir werden nicht über Nacht wieder Rennen gewinnen. Aber alle im Werk arbeiten sich die Finger wund, um dieses Team wieder auf Kurs zu bringen. Ich auch.»

Fernando Alonso fährt 2019 keine Formel-1-Rennen. Der Weltmeister von 2005 und 2006 hat in Abu Dhabi seinen vielleicht letzten WM-Lauf bestritten, keiner weiss, ob er nach seiner Auszeit 2019 wieder in den Grand-Prix-Sport zurückkehrt, auch Alonso selber nicht. McLaren-CEO Zak Brown äussert sich vage dazu, ob Fernando den 2019er Renner vom Typ MCL34 testen wird.

Im Anschluss ans WM-Finale auf der Insel Yas hat Sainz in Arabien den 2018er McLaren-Renault getestet. Danach hat sich der Madrilene mit seinem Kumpel Alonso ausgetauscht. Carlos: «Wir haben uns zunächst eine Reihe von Sprachnachrichten geschickt, in welcher wir die Balance des Autos analysierten. Wir wollten festhalten, was wir am Fahrverhalten nicht mögen und was verbessert werden sollte. Später traf ich Alonso in Spanien, da gingen wir ins Detail.»

McLaren hat eine schwache Saison hinter sich: WM-Sechster, 62 Punkte, kein Podestplatz, der letzte Sieg geht auf Brasilien 2012 zurück. Für 2018 spannte McLaren-CEO Zak Brown Renault ein statt Honda, damit war der Massstab klar: Das Werks-Team der Franzosen oder Red Bull Racing. Der Vergleich mit den anderen zwei Teams fiel für McLaren blamabel aus. Red Bull Racing eroberte 419 Punkte, vier Siege und 13 Podestränge. Renault wurde WM-Vierter mit 122 Punkten, also rund doppelt so viele als McLaren.

Carlos Sainz erhielt den direkten Vergleich: Er sass 2018 im knallgelben Renner von Renault, dann im Papaya-orangefarbenen McLaren. Der 24-Jährige meint: «Zwischen den beiden Autos liegt im Quali-Trimm vielleicht eine halbe Sekunde. Und wenn du diese halbe Sekunde auf der Insel Yas auf 21 Kurven teilst, erkennst du, wieviel fehlt oder eher wie wenig.»

«Ich war ein wenig überrascht, welche Stimmung bei McLaren herrscht. Ich dachte, nach so einem Jahr wären gewiss alle froh, dass die Saison vorbei ist. Aber ich traf im Gegenteil eine Truppe, die wie elektrisiert ist, sehr arbeitswillig und wild entschlossen, sich zu verbessern. Ich fand das überaus eindrucksvoll und ermutigend. Diese Einstellung zeigt mir: Ich bin im richtigen Team.»

Sainz: «Erstmals überhaupt habe ich einen Vertrag unterschrieben, der mir die nächsten zwei Jahre lang GP-Sport zusichert. Ich gehe meine neue Aufgabe bei McLaren überaus optimistisch an. Darüber hinaus stimmt mich die Tatsache positiv, dass McLaren 2018 sehr viel gelernt hat. Dadurch, dass sie die gleiche Antriebseinheit wie Red Bull Racing und Renault einsetzten, haben sie viel verstanden. Sie haben gesehen, dass sie in vielen Bereichen umfassende Änderungen vornehmen müssen. Und seit sie das begriffen haben, sind sie dabei, das Blatt zu wenden. Ich hoffe, dass sich diese Änderungen schon 2019 bemerkbar machen.»

«McLaren war für mich immer ein spezieller Rennstall. Ich meine, schaut euch an, wer alles für McLaren gefahren ist – Fittipaldi und Hunt, Senna und Prost, Häkkinen und Alonso. McLaren ist etwas ganz Besonderes.»

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